Eine konsequentere Umsetzung der Wohnungsmarktstudie mahnt Kommentator Martin Weiske an.

Der Abriss der Häuserzeile in Wehringhausen setzt ein wichtiges Zeichen: Zum einen signalisiert ein solcher Bagger-Einsatz, dass die Stadt beim Thema Schrottimmobilien nicht tatenlos daneben steht, zum anderen wird an einem durchaus attraktiven Standort Raum für Neuinvestitionen geschaffen, die dem gesamten Quartier gut tun könnten. Ein solches künftiges Angebot könnte sogar mit den Ideen für die angrenzende Varta-Insel, das Stadtwerk-Areal oder den Schlachthof-Komplex korrespondieren. Falls es hier - trotz der vielen Jahre des Nachdenkens - überhaupt schon Konkretes gibt.

Wichtig bleibt, dass die Stadt auf diesem Terrain nicht aufgibt, sondern dranbleibt: Entweder durch konsequenten Abriss oder intelligente Revitalisierung, wie sie die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) rund um den Bodelschwinghplatz mit respektablen Mitteln ganz konsequent vorantreibt. Das sind die Mittel der Wahl, Untätigkeit darf hier keine Option werden.

Dies hat zuletzt auch Oberbürgermeister Erik O. Schulz unterstrichen, der zugleich selbstkritisch einräumte, dass Hagen bei der Umsetzung der Wohnungsmarktstudie noch deutlich an Tempo zulegen müsse. In diesem entlarvenden Papier hatte die Wissenschaft der Stadt bereits im Jahr 2016 ins Stammbuch geschrieben, dass dringend verfallender Billig-Wohnraum vom Markt verschwinden und durch moderne, zeitgemäß geschnittene, barrierefreie Neubau- oder Sanierungsangebote ersetzt werden müsse. Dies hätte zwei wichtige Effekte: Einerseits werde der Preisverfall auf dem Mietwohnungsmarkt gestoppt und somit die Investitionsfähigkeit der Hausbesitzer gestärkt, andererseits verliere die Stadt an Anziehungskraft für jene Menschen, die durch Billig-Behausungen mit Quadratmeterpreisen unter der Vier-Euro-Schwelle angelockt würden.

Beide Entwicklungen würden dem Niveau in Hagen sehr gut tun und weitere Positiv-Effekte in den Wohnquartieren nach sich ziehen. Hier sind jedoch nicht bloß die Stadt und die großen Wohnungsgesellschaften gefordert, sondern auch die Privatanbieter. Diese dürften bei der Bereitstellung entsprechender Fördermittel -- solche Programme sind durchaus auf dem Markt -- der Überzeugungskraft des Geldes sicherlich nicht abgeneigt gegenüberstehen. Beim Thema Wohnen verbietet es sich, zunächst völlig undurchschaubare Integrierte Stadtentwicklungsprozesse (ISEK) oder auf dem Reißbrett entstehende 2035er-Hagen-Visionen abzuwarten, sondern es muss schnell und vor allem stetig gehandelt werden.