Hohenlimburg/Letmathe. Nach Diskussionen um einen Tierfriedhof in Hohenlimburg besuchen wir Michael Stegkemper an der Grenze zu Iserlohn: Hier sind viele Plätze frei.
Wer sein Haustier würdevoll bestatten möchte, dem fehlt bislang ein Anlaufpunkt im Stadtgebiet. Über einen Tierfriedhof für Hohenlimburg hat die Lokalpolitik jüngst diskutiert, jedoch ohne Beschluss. Denn der Wirtschaftsbetrieb bremst: eine Kommune sei nicht dazu verpflichtet, solche Felder für ihre Bürgerinnen und Bürger bereitzustellen. Es braucht private Betreiber – wie am Steltenberg. Dort betreibt ein Messebauer nebenbei solch einen Tierfriedhof, auf einem kleinen Feld hinter der Stadtgrenze, direkt neben der Hundeschule des TSV Iserlohn. Platz für neue Gräber ist noch genug – doch die Nachfrage könnte größer sein. Ein Rundgang.
Die Erde ist noch aufgewühlt, ein kleines Herz aus Holz steckt über dem frisch gemachten Grab. Erst am Wochenende wurde auf einem kleinen Feld am Steltenberg ein Tier in seine letzte Ruhestätte gebettet. Andere rundherum liegen dort, im Schatten eines kleinen Baumes, schon länger. Es sind die sterblichen Überreste von Hunden, Katzen, Wellensittichen, Hasen, Ratten. „In ewiger Liebe“, steht graviert auf einem Stein, der auf einem der Gräber liegt. „Ein Engel schütze dich“, steht auf einem anderen. Manche Gräber zieren das Geburts- und Todesdatum, manche Fotos der geliebten Gefährten.
Verlust verarbeiten
Letzte würdevolle Wünsche und Grüße von jenen Menschen, deren Leben die Tiere oft viele Jahre begleitet haben. Rein äußerlich unterscheidet die Gräber wenig von Ruhestätten für Menschen. Die Wissenschaft legt nahe, dass sich die Trauer um ein geliebtes Haustier wenig von dem schmerzvollen Gefühl unterscheidet, das der Tod eines Menschen hervorruft. Beim einen wie beim anderen geht es darum, den Verlust zu verarbeiten.
Gelernter Betriebsschlosser
Wenn Michael Stegkemper so die Tiergräber am Steltenberg entlang geht, will man kaum glauben, dass er beruflich mit Trauer und Seelsorge eigentlich nichts am Hut hat. Der gelernte Betriebsschlosser hat einst Kräne in Schiffswerften mit gebaut, war viel auf Montage unterwegs. Heute leitet er nebenbei den kleinen Tierfriedhof. Es ist eine dieser Geschichten, wie sie die aufwühlende Zeit der Pandemie geschrieben hat. Mit einer Firma für Messebau machte sich Stegkemper vor Jahren selbstständig.
Als Corona vor zwei Jahren seine Branche ausbremste und Messebaufirmen plötzlich ohne Arbeit dastanden, suchte er nach einem neuen Standbein – und fand den Tierfriedhof am Steltenberg. Er übernahm dort den Betrieb von einer Gartenbaufirma.
50 Gräber belegt
„Leben kann man davon nicht“, sagt Stegkemper heute nach gut einem Jahr. Für ihn – selbst Hundebesitzer – ist der Tierfriedhof aber auch eine Herzensangelegenheit. Und der Wille, diesen Betrieb weiter auszubauen, ist da. Auch der Platz: Rund 50 Tiergräber sind belegt, vier Mal mehr könnten locker noch hinzukommen. Die Gräber bietet er in verschiedenen Größen an, das größte Grab misst 1,5 Meter mal 1,5 Meter – je nach Größe des Tieres. Einmal habe jemand angefragt, ob er sein verstorbenes Pferd auf dem Friedhof bestatten kann, erzählt Stegkemper. „Im Prinzip ist das möglich. Ich habe nur zu bedenken gegeben, dass das Tier erst zum Friedhof transportiert werden muss und für die Grablegung auch ein Kran nötig sein wird.“ Zu einer Bestattung kam es nicht.
Erdbestattung kostet 110 Euro
Die Kosten, das sei natürlich immer so ein Thema. „Von drei Anfragen bleibt im Schnitt nur eine Beerdigung.“ Rund 110 Euro koste eine Erdbestattung, das Grab pro Jahr 80 Euro Liegegebühr. Die Nutzungsdauer beträgt zwei oder fünf Jahre und kann bei Bedarf verlängert werden. Er biete auch Ratenzahlung an, wenn es knapp ist, sagt Stegkemper. Irgendwie müsse sich der Betrieb auch rechnen. Zuletzt hat die Stadt Iserlohn angekündigt, die Pacht für das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück des Tierfriedhofes zu erhöhen.
Einäscherung in den Niederlanden
Günstiger ist die Einäscherung ohne Liegeplatz. Die Kosten werden auch nach der Größe des Tieres bemessen, das verbrannt wird. „Ein Rauhaardackel zum Beispiel ist preiswerter als ein Bernadiner.“ Die sterblichen Überreste werden in den Niederlanden verbrannt. Nicht, weil Krematorien in der Umgebung nicht Tierverbrennungen anbieten würden, sondern weil es dort günstiger ist. Dennoch ist die Nachfrage bislang überschaubar, die Logistik der kleinen Ruhestätte am Steltenberg an die beiden größeren Tierfriedhöfe in Dortmund angedockt. Zwei Mal in der Woche holt ein Transport dort die sterblichen Überreste der Tiere ab, bringt sie in das Krematorium hinter die niederländische Grenze und die Asche wieder zurück.
Betreten eingeschränkt
Noch kann der Tierfriedhof am Steltenberg öffentlich betreten werden. Aber auf Dauer soll der Besuch auf Angehörige beschränkt werden. Er hat schlechte Erfahrungen gemacht. Die Ruhestätte wurde von Einzelnen als Hundewiese genutzt, die auch Müll hinterlassen haben, erzählt Stegkemper. So soll sich sein Friedhof nicht entwickeln. Ein ruhiger Ort, wo es sich für Angehörige auch mal verweilen lässt, das schwebt ihm vor. Er will den Tierfriedhof erhalten und ausbauen. Ideen hat er genug: Ein neuer Teich könne angelegt werden, um das Gelände aufzuhübschen. Und künftig seien auch günstige „Taschengeld-Bestattungen“ für Kinder denkbar, die geliebte Haustiere würdevoll bestatten möchten. „Ich stelle mir immer vor, wenn es mein Hund wäre, der hier liegt“, sagt er. „Da wollte ich auch nicht bis Dortmund fahren, um ihn zu beerdigen.“
Thema in der Lokalpolitik
Die CDU Hohenlimburg brachte den Impuls, einen Tierfriedhof im Bezirk einzurichten, zog den Antrag aber in der Bezirksvertretung zurück. Hans-Joachim Bihs, Wirtschaftsbetrieb Hagen, bremste zuvor die Idee. Er führte aus, dass es nicht hoheitliche Aufgabe des Wirtschaftsbetriebs sei, einen Tierfriedhof in der Stadt vorzuhalten. Man könne das Thema prüfen, in erster Linie würden Tierfriedhöfe jedoch als privates Gewerbe geführt. Das Krematorium in Delstern sei zudem nicht für Tierbestattungen ausgerichtet.
Kein Tierfriedhof in Hagen
Aktuell gibt es keinen Tierfriedhof auf Hagener Stadtgebiet. Gleichwohl können Kleintiere im privaten Garten vergraben werden. Hier gelten jedoch rechtliche Einschränkungen. So dürfen etwa kein Wasserschutzgebiet oder öffentliche Wege und Plätze in der Nähe liegen. Auch muss der Tierkörper mindestens 50 Zentimeter tief eingegraben sein.
Grab für Tier und Mensch
Zudem können im Stadtgebiet verstorbene Haustiere auch in einem gemeinsamen Grab mit ihrem verstorbenen Halter oder der Halterin bestattet werden. Das tote Tier zählt dann als „Grabbeigabe“. Eine entsprechende Fläche für solche Fälle sei auf dem Altenhagener Friedhof ausgewiesen, so der Wirtschaftsbetrieb Hagen auf Anfrage. Das Feld sei aber bislang leer.