Hagen. In Hagen soll die erste Batteriematerial-Produktion für Elektroautos entstehen. Die Firma will bis zu 75 Millionen Euro investieren. Die Details:

In Hagen soll die EU-weit erste Batteriematerial-Produktion für Elektroautos entstehen. „Wir investieren hier zwischen 65 und 75 Millionen Euro“, sagt Björn Zikarsky, CEO des australischen Start-ups „Pure Battery Technologies“ mit Sitz in Brisbane, das im Jahr 2020 die Nickelraffinerie Königswarter & Ebell Chemische Fabrik (K&E) in Haspe übernommen hat. „Wir bringen eine wichtige Technologie auf den Markt und bieten E-Auto-Herstellern, die sauberes Batteriematerial nachfragen, eine Lösung“, so Zikarsky.

Björn Zikarsky, CEO von Pure Battery Technologies. In Hagen baut die Firma eine neue Produktionshalle
Björn Zikarsky, CEO von Pure Battery Technologies. In Hagen baut die Firma eine neue Produktionshalle © Michael Kleinrensing

Die Arbeit der Firma ist hochkomplex – und innovativ: Pure Battery Technologies stellt in Hagen den Vorläufer für nickelbasiertes aktives Kathodenmaterial her, das in den Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos verwendet wird. Das Ziel: Sauberes Batteriematerial in Europa herstellen und sich damit unabhängig von anderen Ländern vor allem auch aus dem asiatischen Raum machen. In diesem Produktionsverfahren entstehe 70 Prozent weniger CO2 als im derzeitigen Branchen-Schnitt, betont das Unternehmen.

Genehmigungsprozesse laufen

„Wir investieren hier in Hagen unter anderem in neue Tankanlagen, Filter, chemisches Equipment aber auch Infrastruktur. Wir müssen beispielsweise die Abwasserentsorgung und -aufbereitung auf dem Gelände umstrukturieren. Geplant ist zudem der Neubau einer Lager- sowie einer Produktionshalle“, gibt Zikarsky Einblicke.

Aktuell befinde man sich dazu im Genehmigungsprozess, werde dabei aber gut von der Stadt Hagen unterstützt. „Wir möchten bereits Mitte 2024 das Bauprojekt abschließen“, blickt auch K&E-Geschäftsführer Jens Arends auf den ambitionierten aber realistischen Zeitplan. Die Anlage dient vorerst zu Demonstrationszwecken. Einen festen Zeitpunkt für die volle Inbetriebnahme gibt es noch nicht.

Das australische Start-up Pure Battery Technologies (PBT) baut dort eine kommerzielle Demonstrationsanlage zur Herstellung von aktivem Vorläuferkathodenmaterial (pCAM).
Das australische Start-up Pure Battery Technologies (PBT) baut dort eine kommerzielle Demonstrationsanlage zur Herstellung von aktivem Vorläuferkathodenmaterial (pCAM). © Michael Kleinrensing

Unterstützt wird das Unternehmen bei dem Projekt von der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Europäischen Kommission. Die EIB vergibt für das Projekt ein 36,7-Millionen-Euro Venture-Debt-Darlehen. Das Darlehen wiederum ist durch eine Garantie aus dem europäischen InvestEU-Garantieprogramm für den grünen Wandel der Europäischen Union besichert. Die Mittel fließen komplett in die neue Demonstrationsanlage, die in Hagen gebaut wird.

Innovatives Verfahren

In dieser Anlage soll dann das aktive Vorläuferkathodenmaterial (pCAM) für E-Auto-Batterien hergestellt werden. Das PBT-Verfahren sei dazu geeignet, recyceltes Batteriematerial – sogenannte „Black Mass“, also schwarze Masse – einzusetzen. Das verringere den Bedarf an den Primär-Rohstoffen Nickel, Mangan und Kobalt. Das Batterierecycling mache die EU zudem unabhängiger bei der Beschaffung des kritischen Rohstoffs Kobalt.

Austausch über die Arbeit: (v.li.) OB Erik O. Schulz, Jens Arends, Königswarter und Ebell Chemische Fabrik GmbH (K & E Germany), Björn Zikarsky, Geschäftsführer / CEO Pure Battery Technologies Australien, Markus Schulte, EU Kommission, Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen und EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle.
Austausch über die Arbeit: (v.li.) OB Erik O. Schulz, Jens Arends, Königswarter und Ebell Chemische Fabrik GmbH (K & E Germany), Björn Zikarsky, Geschäftsführer / CEO Pure Battery Technologies Australien, Markus Schulte, EU Kommission, Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen und EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle. © Michael Kleinrensing

Der Herstellungsprozess unterscheide sich von den herkömmlichen Verfahren vor allem dadurch, dass er unkomplizierter ist. Er umgehe energieintensive, komplexe und emissionsreiche Verfahrensschritte: die Trennung von Nickel, Kobalt, und Mangan zur Gewinnung von Metallen und Metallsalzen sowie ihre anschließende Wiederzusammenführung. Stattdessen würden in der Produktion selektive Laugungs- und Reinigungsprozesse kombiniert und das benötigte pCAM direkt aus den Metallrohstoffen oder -abfällen erzeugt.

40 neue Arbeitsplätze

Absehbar will das Unternehmen weitere Standorte in der EU, aber auch den USA oder Australien etablieren, so PBT. Jetzt aber steht zunächst der Neubau in Hagen an, durch den 40 weitere Arbeitsplätze am Standort entstehen sollen. „Wir haben noch viele Schritte vor uns. Aber wir sind optimistisch, dass alles klappt – und froh, dass die EIB und die Kommission das Potenzial unserer Technologie für die Branche erkannt haben“, sagt Björn Zikarsky.