Vorfahrt für Radfahrer an einem Kreuzungspunkt – ein Vorschlag, an dem man am gewählten Standort in Haspe durchaus Zweifel haben darf.
Ganz ehrlich: Ich würde mich mit meinem Fahrrad nicht trauen, an der Kohlenbahn ungebremst die Straße zu queren, nur weil ich plötzlich die Vorfahrt habe. Jede fahrlässige Unaufmerksamkeit eines Fahrzeuglenkers müssen Zweiradnutzer hier zumindest mit einer Blessur bezahlen – wenn es denn glimpflich abläuft.
Natürlich muss diese Stadt endlich lernen, dass auch die Radfahrer auf den Straßen Rechte und Rücksichtnahme verdient haben. Dazu gehört vor allem, dass ihnen Platz eingeräumt und mit dem vorgeschriebenen 1,50-Meter-Abstand überholt wird. Radspuren, gerötete Trassen und Aufstellflächen an Ampeln sind weitere wichtige Schritte. Doch für eine unbeampelte Querungsvorfahrt fehlt dieser Stadt einfach noch die Radfahrkultur. Hier wird für einen richtigen Weg ein zu hohes Risiko eingegangen – zumindest noch zum jetzigen Zeitpunkt.
Wenn künftig auf dem 3,8 Hektar großen Areal des Alten Hasper Bahnhofs sich ein weiterer großer Industriebetrieb ansiedelt, wird auch der Gewerbeverkehr von der Autobahn über die Kohlenbahn noch einmal zunehmen. Lkw-Fahrer, die mit dieser ungewöhnlichen Radfahrer-Priorisierung nicht vertraut sind, müssen diese brisante Querung sofort erkennen – es gibt keinen zweiten Versuch. Die Verkehrsplaner und -politiker sollten sehr genau abwägen, ob ein solches Projekt tatsächlich der richtige Ort ist, um Radfahrenden in Form eines Experiments einen Gefallen zu tun.