Hagen. Beim WM-Spiel Deutschland gegen Costa Rica werden 100 Schüler des Hildegardis-Gymnasiums in Hagen ganz bewusst nicht vor dem Bildschirm sitzen.
Am 1. Dezember spielt Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Costa Rica. Es ist das dritte Gruppenspiel.
Nicht dabei sind rund 100 Schüler des Hildegardis-Gymnasiums in Hagen. Sie ignorieren die Übertragung des Spiels ganz bewusst. Sie boykottieren die Weltmeisterschaft in Katar. Und spielen lieber selbst Fußball.
Die Schülervertretung (SV) organisiert parallel zu dem Spiel ein Fußballturnier für die Sekundarstufe I in der Sporthalle an der Zehlendorfer Straße. Beginn ist um 18 Uhr, also zwei Stunden vor Anpfiff des Costa-Rica-Spiels bei der WM. Wenn die Partie in Katar beginnt, unterbrechen die Hildegardis-Schüler ihr Turnier, um rote Karten in die Luft zu halten. Damit wollen sie symbolisch die Verletzung von Menschenrechten und Klimaschutz vom Platz stellen.
Fairness gegen Korruption und Machtstreben
Korruption, Machtstreben und Gier in der FIFA stellen die Schüler ein alternatives, faires Turnier gegenüber. „Statt die WM zu gucken, wollen wir ein Zeichen setzen“, sagt Schulseelsorger Christian Haase, der auch für sich selbst den WM-Boykott ausgerufen hat: „Ich gucke sonst sehr gerne Fußball, gerade Europa- und Weltmeisterschaften. Aber bei diesem Turnier schaue ich kein einziges Spiel.“
Er wolle sich nicht als moralische Instanz aufspielen und akzeptiere natürlich andere Meinungen: „Wenn jemand lieber die WM guckt, ist das völlig okay.“ Im Übrigen aber seien die Zeiten vorbei, in denen man als Fußballfan alles hinnehme: „Darauf habe ich keine Lust mehr.“
Das sagt eine Schülerin der Q1
Ruth Vormann (16), stellvertretende Schülervertreterin aus dem Jahrgang Q1, sagt, sie habe sich entschieden, die Weltmeisterschaft komplett zu boykottieren: „Weil ich finde, dass es kein Menschenleben wert ist, nur damit ich mich amüsiere und entertaint werde. Darum geht es ja letztlich, dass viele Menschen für den Bau der Stadien in Katar gestorben sind.“ Daher werde sie definitiv die Weltmeisterschaftsspiele nicht mitverfolgen.
Stattdessen gehört Ruth Vormann zu den Organisatoren der „alternative WM“ am Hildegardis Gymnasium: „Wir haben mit diesem Turnier die Möglichkeit, etwas im größeren Stil zu tun, als das einer Einzelperson möglich wäre. Wir können ein Zeichen setzen.“
Christlichen Hintergrund nicht vergessen
Die Schülerin aus Hagen begründet ihr Engagement auch mit dem christlichen Hintergrund, der ihre Schule charakterisiert: „Ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass es unsere Pflicht ist, aber es liegt in unserer Verantwortung, Nächstenliebe und Toleranz zu praktizieren.“ Das geschehe, indem man andere Menschen dazu animiere, die WM ebenfalls zu boykottieren.
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Einlass in die Sporthalle ist am Donnerstag, 1. Dezember, um 17.30 Uhr, Turnierbeginn um 18 Uhr. Wenn das deutsche Spiel gegen Costa Rica angepfiffen wird, unterbrechen die Schüler ihre Spiele für die Rote-Karten-Aktion. Gegen eine Spende für die Aids-Hilfe Hagen werden Würstchen und Getränke verkauft.