Die Themen Stadtsauberkeit und Sicherheit bleiben in Hagen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, meint Kommentator Martin Weiske.

Endgültig zufrieden werden die Bürger einer Stadt niemals sein, wenn es um die Themen Stadtsauberkeit und Sicherheit vor ihrer Tür geht. Erst recht nicht in Hagen, wo man – allen Anstrengungen in der Vergangenheit zum Trotz – nicht gerade den Eindruck gewinnt, dass die Situation sich zuletzt nur einen Hauch verbessert habe.

Diese Gemengelage ist der entscheidende Grund dafür, dass die seit Monaten von der Politik gedrängelte Stadtverwaltung bei unbestrittenem Kassennotstand jetzt erneut versucht, mit noch mehr Anstrengungen, aber auch mehr Geld und Personal die Lage zu verbessern. Zumal zuletzt sowohl bei den Wastewatchern als auch beim städtischen Ordnungsdienst die ohnehin knappen Stellenschlüssel nicht einmal durchgängig komplett besetzt werden konnten.

Das Themenfeld birgt zudem reichlich sozialen Sprengstoff in einer Stadt, deren gesellschaftliche Strukturen sich seit Jahren rasant verändern. Nicht bloß hinter vorgehaltenen Händen werden von den etablierten Hagenern – mit und ohne Migrationshintergrund – vorzugsweise die südosteuropäischen Zuwanderer sowie Flüchtlinge aus Nordafrika und Vorderasien für Angsträume und Dreckecken verantwortlich gemacht. Ob das in jedem Fall stimmt, darf bezweifelt werden – doch diese einhellige Haltung macht es vor allem leicht, sich nicht an die eigene Nase fassen zu müssen.

Natürlich sind alle Menschen einer Stadt gefordert, hinzuschauen, Verfehlungen konsequent zu melden, zu mahnen und es vor allem besser zu machen. Gleichgültigkeit führt kaum zum Ziel. Aber Zivilcourage erfordert eben auch Mut und Vertrauen darauf, von behördlicher Seite schnelle Unterstützung zu finden. An dieser komplizierten Nahtstelle will die Stadt jetzt gezielt nachlegen.

Aber auch die Polizei, die streng nach Lehrbuch allzu gerne auf die ordnungsbehördliche Zuständigkeit verweist, bleibt auf diesem Terrain ein wichtiger Partner. Dass es beispielsweise in Hagen keine Brennpunkte geben soll, an denen eine Videoüberwachung der Lage gestattet sei, kann man als Bürger dieser Stadt kaum glauben. In der Dortmunder Innenstadt haben am Donnerstag die Uniformierten nach diversen Krawallen, Körperverletzungen sowie Raub- und Gewaltdelikten damit begonnen, per Kamera neuralgische Punkte zu überwachen. In Hagen heißt es stets, das objektive Lagebild gebe derart drastische Maßnahmen nicht her. Weil tatsächlich nichts passiert oder weil die wenigsten Menschen überhaupt Anzeige erstatten?

Der Eindruck der Harmlosigkeit auf Hagens Straßen deckt sich jedenfalls nicht mit der Wahrnehmung der Bürger, die zunehmend bei Dunkelheit gewisse Bereiche meiden, um sich keinem Risiko auszusetzen. Vielleicht eine übertriebene Vorsicht. Aber diese Menschen haben einfach keine Lust mehr, Passantengruppen zu begegnen, die ihnen im Vorbeigehen pöbelnde Sprüche drücken, sie anrempeln oder ungeniert auf die Schuhe rotzen. Tägliches Einerlei, das leider die Polizeistatistik nie erreicht.