Hagen. Florian Pfannenschmidt, Wirt aus Hagen, zeigt die WM in seiner Kneipe trotz der Kritik an Katar. Andere Gastronomen in der Stadt dagegen nicht.

Aller Kritik an dem Turnier und seinen Begleitumständen zum Trotz: Florian Pfannenschmidt zeigt in seiner Sportsbar „Litfaß“ in Altenhagen die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft aus Katar. In seiner Kneipe werden alle Partien übertragen – bis auf jene 16 von 64 Partien, die exklusiv bei Magenta TV zu sehen sind, dem hauseigenen Streaming-Dienst der Telekom, für den man eine Abo-Gebühr benötigt.

„Wir sind ja eine Sportsbar, für mich ist die Übertragung der WM-Spiele eine Existenzfrage“, erläutert Pfannenschmidt seine Entscheidung. Gerade angesichts der galoppierenden Energiepreise stehe er derzeit vor keiner einfachen Situation.

Deutsche Spiele in der „Strandbar“

Das bedeute natürlich nicht, dass ihm die angeprangerten Menschenrechtsverletzungen im Land des WM-Gastgebers gleichgültig seien, betont der junge Wirt aus Hagen: „Ich könnte mir auch ein besseres Land als Katar vorstellen, um eine Fußball-WM auszutragen.“

Zwar hätten einige seiner Stammkunden Kritik an der Übertragung der Spiele im „Litfaß“ geäußert, die Mehrzahl habe damit jedoch kein Problem.

Auch im neuen „Strandhaus“ am Hengsteysee kann man die WM mitverfolgen – allerdings zeigt Besitzer Mike Henning ausschließlich die Spiele der deutschen Mannschaft, die ihr erstes Spiel am Mittwoch, 23. November, um 14 Uhr gegen Japan bestreitet.

Er wisse natürlich, dass Katar das falsche Land sei für eine WM, so Henning: „Aber das Ausmaß der Kritik ist doch scheinheilig“, sagt er mit Blick auf das letzte Turnier vor vier Jahren in Russland, wo die Menschenrechte ja ebenfalls mit Füßen getreten und Minderheiten drangsaliert würden, ohne dass je von einem Boykott die Rede gewesen sei.

Keine TV-Bilder in der Neuen Färberei

Dagegen will Stephan Ley, Inhaber der „Neuen Färberei“ (ehemals „Feuervogel 2.0) auf dem Elbersgelände, nicht eine Minute Fußball aus Katar übertragen.

Die Entscheidung habe er schon lange im Vorfeld der WM getroffen und sehe sich angesichts der aktuellen Entwicklung bestätigt: „Vielleicht verliere ich Umsatz, aber ich bin ja nicht nur monetär gesteuert. Das ist ein künstliches und konstruiertes Turnier. Da möchte ich nicht dabei sein und damit auch kein Geld verdienen.“

Weihnachtsmarkt: Erlös für Amnesty International

Auf dem Weihnachtsmarkt soll die Fußball-WM dagegen für zusätzliche Anziehungskraft sorgen. Schausteller Jeffrey Arens installiert auf der Westfalenschänke eine Leinwand und überträgt außerdem auf Fernsehern, die im Gastbereich aufgehängt sind. Gezeigt werden zumindest alle deutschen Spiele sowie weitere Topspiele des Turniers.

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Den gesamten Umsatz, den er während der Übertragung der deutschen Auftaktpartie am Mittwoch um 14 Uhr gegen Japan macht, will Arens an Amnesty International spenden: „Weil diese Organisation sich für die auf den Baustellen in Katar verunglückten Arbeiter einsetzt und versucht, etwas zum Besseren zu verändern.“