Mehr Engagement bei der Stadtreinigung muss mit erhöhtem Kontroll- und Sanktionsdruck einher gehen, meint Kommentator Martin Weiske.

Natürlich sind alle anderen Städte auch keine blitzblanken Hygiene-Oase. Natürlich könnte man mit mehr Geld auch noch mehr Reinigungsaktionismus betreiben. Und natürlich ist es auch unfair, nach der Urlaubssaison das Straßenbild in Hagen mit blank polierten Kurorten, Seebädern oder Touristen-Hotspots zu vergleichen, die letztlich von ihrem pittoresken Erscheinungsbild leben.

Aber es gibt durchaus auch andere Großstädte, die ebenfalls nicht finanziell aus dem Vollen schöpfen können und an neuralgischen, hochfrequentierten Punkten dennoch nicht eine so verdreckte Außenwirkung erzeugen. Wir alle mussten es schon erleben, dass Besucher aus anderen Regionen uns naserümpfend auf den Dreckpegel in Hagen ansprechen. Erst recht, wenn jetzt der Bewuchs am Wegesrand sein Blattwerk verliert. So wird umso sichtbarer, was das Laub über Monate elegant verdeckte – es ist beschämend.

Was also tun? Noch mehr Reinigungstrupps, noch mehr Gerätschaften, noch bessere Strukturen und Organisation? Sicherlich ein Weg. Aber das Thema muss vor allem in die Köpfe der Menschen hinein. Es geht um Verantwortlichkeit, Sensibilität für die Thematik, aber auch um Haftbarmachung. Letztlich ist es gesellschaftlicher Konsens, dass es so nicht weitergehen darf. Und wenn Appelle nicht mehr fruchten, müssen die Verursacher – egal welcher Herkunft – eben über den Geldbeutel oder behördlich verordnete Reinigungseinsätze an die Regeln des mitteleuropäischen Anstands erinnert werden.

Deshalb muss zugleich dringend die Frage geklärt werden, wie überführte Täter sanktioniert werden können, die wenig bis gar nichts besitzen. Denn selbst in dieser Gruppe darf sich trotz des oft komplizierten persönlichen Schicksals nicht der Eindruck verfestigen, dass Müllfrevel für diese Kreise stets folgenlos bleibt. Naturgemäß erfordert dies zusätzlichen Kontrolldruck durch weiteres Personal. Doch mit Blick auf den Stadtsauberkeitsfrust der Hagener ist dieses Geld sicherlich gut angelegt – zumal dies dem Selbstbewusstsein der Bürger guttut.