Hagen. WP-Weihnachtsaktion: Ein Frühstück bei Luthers Waschsalon in Hagen macht nachdenklich, zeigt aber auch, was das Team Tag für Tag leistet.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir die Einzigen sind, die viele dieser Menschen vermissen würden.“ Dieser Satz von Irmi Gerlach macht betroffen und nachdenklich. Sie selbst. Aber auch jemanden, der einfach nur dasitzt und zuhört.
Es ist 8.25 Uhr an einem Montagmorgen. Vor der Tür von Luthers Waschsalon hat sich bereits in der Kälte eine Schlange gebildet. Menschen mit Tüten stehen hier. Ältere, Jüngere, Männer und Frauen. Das Team aus Ehrenamtlichen ist schon länger hier, bereitet alles vor für das Frühstück. Wie jeden Montag. Wie jeden Donnerstag. Die Theke wird bestückt, das Brot geschnitten, Aufschnitt bereitgelegt, die Tische gedeckt. Die Tür geht auf. Die Menschen strömen rein, nehmen Platz, stellen sich vor der Ausgabe auf.
Viele von ihnen können sich ein Frühstück nicht einfach mal so leisten, müssen ihre Ausgaben genau im Blick haben. Aber die Menschen sind aus ganz unterschiedlichen Gründen hier. „Für uns sind alle, die herkommen, bedürftig“, sagt Ilona Ladwig-Henning, die die Einrichtung leitet. „Es sind nicht nur Obdachlose. Es sind verarmte Rentner oder Rentnerinnen, Alleinstehende, Alleinerziehende, oder aber Menschen, denen sozialer Austausch fehlt. Die Geschichten sind ganz unterschiedlich“, sagt sie.
Man bekommt Hilfe, man muss nur fragen
Es sind Menschen wie die 78-jährige Helga, die schon seit mehr als 20 Jahren herkommt. Damals hatte sie ein Alkoholproblem, viele Schwierigkeiten drumherum. Seit dem Entzug gibt es gesundheitliche Probleme mit den Nerven. Ihr Arm zittert immer. „Man bekommt hier Hilfe. Man muss nur fragen“, sagt die 78-jährige Frau, die vor 22 Jahren nach Hagen gezogen ist und hier eine Anlaufstelle gesucht hat. „Bei persönlichen Sorgen, aber auch, wenn man Hilfe mit den ganzen Anträgen braucht“, sagt die ältere Dame, die hier auch die Arzt- und Zahnarztangebote in Anspruch nimmt oder ihre Wäsche hier wäscht. Wie viel diese Einrichtung für sie bedeutet, merkt man allein daran, dass sie, während sie in Therapie war, seitenlange Briefe an das ehrenamtliche Team schickte. Und dass sie immer wieder von „wir“ spricht. Also sie – und das Team hier. „In den ganzen Jahren sind Freundschaften entstanden. Ich komme gerne her.“
Zu uns an den Tisch setzt sich auch Gisela (68). Sie nimmt die Hand von Ilona Ladwig-Henning und sagt: „Das ist eine Liebe. Ilona ist die Beste.“ Herzlichkeit. Dieses Wort steht wohl in ganz besonderem Maße für das, was das Luthers-Waschsalon-Team hier Tag für Tag leistet. Und Offenheit. Offenheit gegenüber Menschen, die in ihrem Alltag vielleicht sonst mit ihren Problemen nicht wahrgenommen werden. Und für die diese Einrichtung, dieser Platz hier, etwas Besonderes ist. Einfach weil es ihn gibt. Und sie jederzeit herkommen können.
Auch Gisela ist Stammgast hier – schon seit vielen Jahren. Und obwohl sie selbst nicht viele finanzielle Mittel hat, spendet sie regelmäßig von ihrer Grundsicherung für die Einrichtung in der Nähe des Bahnhofs. „Zu Nikolaus bringe ich immer Schoko-Nikoläuse für alle mit“, sagt die Frau und lacht. Sie strahlt irgendwie auch Fröhlichkeit aus, obwohl sie es nicht immer leicht hatte oder hat. Aber ihr Leben soll bald zumindest in einem Bereich ein großes Stück leichter werden. „Zuhause habe ich eine hohe Badewanne. Da komme ich aber nicht mehr gut rein“, erzählt sie. Der Vermieter wollte eine barrierearme Renovierung nicht bezahlen, also kam sie zu Luthers Waschsalon und ging hier duschen – denn auch dieses Angebot gibt es. „Ich wollte niemandem mit meinen Problemen zur Last fallen“, erinnert sich Gisela zurück. „Aber jetzt bin ich froh, dass ich hier nach Hilfe gefragt habe.“
Man gibt nur etwas Zeit
Aber zurück zu dem Satz, den Irmi Gerlach (68), zum Anfang unseres Besuchs gesagt hat. Sie hilft seit zweieinhalb Jahren als Ehrenamtliche hier im Team mit. „Ich habe immer die Schlangen hier und vor der Suppenküche gesehen – deswegen wollte ich helfen. Ich gebe hier nur meine Zeit. Aber für die Gäste ist es mehr als das“, sagt die Hagenerin. „Man nimmt auch mal was mit nach Hause. Wenn zum Beispiel jemand plötzlich fehlt, der häufiger da war, beschäftigt einen das. Und manchmal habe ich das Gefühl, so traurig das klingt, dass wir die einzigen sind, die viele dieser Menschen vermissen würden.“
Spenden und die Aktion unterstützen
In den kommenden Wochen und Monaten wird die Westfalenpost immer wieder über die Arbeit in Luthers Waschsalon informieren. Wer die Benefiz-Aktion unterstützen möchte: Die Westfalenpost hat ein extra Konto eingerichtet.
Empfänger: WP-Weihnachtsaktion
Verwendungszweck: Waschsalon
Spendenkonto: DE 71 450 500 010 100 180 000