Hagen. Er galt als der „Dior vom Rhein“, obwohl er lange sein Atelier in Hagen hatte. Eine Ausstellung erinnert an den Modeschöpfer Hanns Friedrichs

Über einen roten Teppich gehen die Besucher eines Museums nur selten, in diesem Fall schon: Schließlich geht es um Mode, die Hanns Friedrichs, einer der wichtigsten Couturiers der deutschen Nachkriegszeit, hauptsächlich in Hagen entworfen hat. Damit der schrille Modemacher (1928-2012) in seiner Wahlheimat Hagen nicht noch mehr in Vergessenheit gerät, hat das Emil-Schumacher-Museum eine große Hafri-Ausstellung (so wurde der Couturier von Freunden und Kundinnen genannt) auf die Beine gestellt.

100 Modelle aus mehr als fünf Jahrzehnten

Auf 500 Quadratmeter Fläche werden im Oberlichtsaal ab Sonntag, 23. Oktober, 100 Modelle aus mehr als fünf Jahrzehnten präsentiert – von großen Abendroben über glanzvolle Brautkleider bis hin zu schicken Kostümen.

„Anfangs haben wir uns die Frage gestellt, wie wir an die Kleidungsstücke, die Hanns Friedrichs in seinem Atelier im Weinhaus Bettermann am Emilienplatz entworfen hat, herankommen“, blickt Rouven Lotz zurück. Der Direktor des Emil-Schumacher-Museums hat gemeinsam mit Kunsthistorikerin Petra Holtmann die Ausstellung „Ich mache keine Mode, ich ziehe Frauen an“, kuratiert.

Vierköpfiges Kuratoren-Team

„Wobei wir im Grunde ein vierköpfiges Kuratoren-Team waren“, konkretisiert Lotz und spielt auf Helga Klein und Monika Benscheidt an. Helga Klein war über viele Jahre Hafris persönliche Assistentin und schließlich auch seine Nachlassverwalterin, Monika Bescheidt seine Direktrice (Schnitt- und Modellmacherin); die beiden Frauen pflegen noch immer Kontakt zu etlichen (Stamm-) Kundinnen, die sich früher von Hanns Friedrichs haben einkleiden lassen. „Und plötzlich hatten wir etliche Leihgaben – bestimmt 300 bis 400 Kleidungsstücke – hier zur Auswahl bei uns im Museum“, berichtet Rouven Lotz begeistert.

Einen roten Teppich für die edlen Roben: Im Emil-Schumacher-Museum sind festliche Kleider, aber auch Business-Kostüme und auffällige Accessoires ausgestellt.
Einen roten Teppich für die edlen Roben: Im Emil-Schumacher-Museum sind festliche Kleider, aber auch Business-Kostüme und auffällige Accessoires ausgestellt. © Michael Kleinrensing

Helga Klein, Hafris rechte Hand und Vertraute, erzählt über die „wilden Jahre“ mit Hanns Friedrichs in Hagen und in Düsseldorf, wo er ein zweites Atelier betrieb.

1928 in Dresden geboren

Zum Hintergrund: Der Name Hafri ist sicherlich vielen älteren Hagenern noch ein Begriff. Er wurde 1928 in Dresden geboren, lebte dann als Modemacher in Hagen und zog später nach Düsseldorf, wo er 2012 starb.

In Düsseldorf wurde Hafri als „Dior vom Rhein“ betitelt und gefeiert und er scheint dort auch heute noch in Erinnerung zu sein. Auch, weil er sich im rheinischen Karneval engagierte und feiern ließ.

Auch Geschäftsfrauen zählten zu Hafris Kunden

Die Ausstellung „Hanns Friedrichs – Ich mache keine Mode, ich ziehe Frauen an“ wird am Sonntag, 23. Oktober, um 11 Uhr im Emil-Schumacher-Museum eröffnet. Die Werkschau ist bis zum 12. März im Kunstquartier zu sehen.

Hafri hat seine Mode nicht nur „für Frauen reicher Männer“ geschaffen, sondernauch etliche Geschäftsfrauen ausgestattet. Unter anderem zählten die Unternehmerinnen Betty Brandt (Zwieback Brandt), Else Grothe (Marzipan Grothe) sowie die FDP-Politikerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Liselotte Funcke, zu seinen Kundinnen.

In Hagen verblasst sein Ruhm hingegen immer mehr. „Das ist schade, da er nicht nur ein bedeutender Modemacher war, sondern auch ein erfolgreicher Handwerker und Unternehmer, der zu seinen Bestzeiten in seinem Atelier 60 Schneiderinnen beschäftigte“, weiß Petra Holtmann zu berichten.

Kaum Etiketten eingenäht

Einen Grund, warum Hafri in Deutschland und vielleicht sogar international nie zu ganz großem Ruhm gelangt ist, sieht die Historikerin in seiner Zurückhaltung, seine Kreationen mit einem Logo zu kennzeichnen. „Er hat seine Kleidungsstücke höchst selten mit Etiketten signiert. Einige Leute werden heute vermutlich vererbte Hafri­-Stücke in ihren Kleiderschränken haben, ohne zu wissen, dass es sich um echte Kunstwerke, die nicht selten mehrere tausend Mark gekosten haben, handelt.“

„Übrigens war einer von Hafris Lieblingssprüchen ,Geklatscht ist noch nicht gekauft’, sagt Petra Holtmann, die ein Faible für den „Dior vom Rhein“ hat.