Hohenlimburg. Besuch im Probenraum in Hohenlimburg: Husung bringt sein zweites Album raus und plant mit seiner Band und anderen Musikern ein Werkhof-Festival.

Es fühlt sich so an, als würde man abtauchen in eine andere Welt. Als wäre man nicht mehr am Rande von Hohenlimburg sondern würde sich irgendwo zwischen Amerika, Hollywood-Filmszene und Großstadt-Rockerbude bewegen. Und ein bisschen ist das auch so, wenn Tim Husung die Tür zu seinem Proberaum in der Obernahmer in Hagens Südosten aufschließt. Eine andere Welt. In der es sich vor allem um eines dreht: echte Rockmusik.

Etliche bunte Plakate und Banner zieren die Wände, die roten Teppiche vermitteln ein Stück Wohnzimmeratmosphäre und die Bar-Ausstattung lässt vermuten, dass hier schon der ein oder andere Abend nach den Konzerten ausgeklungen ist. Tim Husung stammt gebürtig aus Hohenlimburg, verbrachte Zeit seines Lebens unterwegs auf Tour – auf etlichen Bühnen in Deutschland, Europa und in den USA; machte sich einen Namen als Drummer verschiedener nationaler und internationaler Bands und Künstler (John Diva & the Rockets of Love, Beasto Blanco, Alice Cooper, Wolfgang „Wölli“ Rohde). Und bei all der Vielfältigkeit des Lebens gibt es immer eine Konstante. Und das ist die Musik. Rockmusik – die jetzt hier in Hohenlimburg entsteht.

Geschrieben von Tim Husung. Auf die Bühne – oder in die Probenräume – gebracht von ihm, Robin Brieseck (Bass), Daniel Geist (Hammondorgel), Klaus Vanscheidt (Gitarre), Alexa Wichner (Backing Vocals), Jan LeGrow (Rhythmus Gitarre) und Volker Britz (Schlagzeug). Also Tim Husung & The Boneshakerz.

Wechsel in die erste Reihe

„Ich bin davor aus meiner Band ausgestiegen, in der ich acht Jahre lang gespielt habe“, sagt der Hohenlimburger, der erst 2021 den Probenraum in der Obernahmer angemietet und renoviert hat (vorher befand er sich in Düsseldorf). „Ich verdiene seit mehr als 20 Jahren mein Geld mit Schlagzeugspielen. Irgendwann aber hatte ich dann Bock drauf, mich selbst künstlerisch zu verwirklichen“, sagt Tim Husung. 20 Jahre lang in der hinteren Reihe, und dann plötzlich vorne als Sänger und Gitarrist auf der Bühne. Wenn das so einfach wäre – in der Coronazeit.

2019 erschien Husungs Debüt-Album „Love, Soul, Rock’n’Roll“, das er im Alleingang eingespielt, produziert und aufgenommen hat. 2020 sollte das Album dann auf die Bühne gebracht werden, „aber dann kam der Lockdown“, erinnert sich der Musiker zurück. Zwei Auftritte konnten er und seine Band, damals in anderer Zusammensetzung, spielen. „Dann haben wir die Arbeit auf Eis gelegt.“ Die Lockdownzeit nutzte Husung, um an seinem zweiten Album „Rock n’ Roll Heart“ zu arbeiten. „Ich konnte mich voll drauf konzentrieren, innerhalb von einem Jahr war es fertig.“

Tim Husung und Robin Brieseck proben in ihrem Probenraum in Hohenlimburg in der Obernahmer.
Tim Husung und Robin Brieseck proben in ihrem Probenraum in Hohenlimburg in der Obernahmer. © WP | Michael Kleinrensing
Volker Britz (Schlagzeug), Klaus Vanscheidt (Gitarre) und Alexa Wichner (backing Vocals) gehören ebenfalls zu Tim Husung & The Boneshakerz
Volker Britz (Schlagzeug), Klaus Vanscheidt (Gitarre) und Alexa Wichner (backing Vocals) gehören ebenfalls zu Tim Husung & The Boneshakerz © WP | Michael Kleinrensing

Aber die Pandemie bremste, wie in so vielen Bereichen, die Musikszene aus. „Wir sollten beispielsweise im Dezember 2021 in Hagen auftreten, aber auch das ist ausgefallen“, erinnert sich Bandmitglied Jan Le Grow, der seit letztem Jahr dabei ist, bei der gemeinsamen Probe in der Obernahmer zurück. „Wir haben dafür aber Zeit gehabt, fünf Musikvideos und eine Banddoku zu drehen. Und den Spaß an der Musik hat man trotz aller Schwierigkeiten nicht für eine Sekunde verloren.“

Daniel Geist an der Hammondorgel.
Daniel Geist an der Hammondorgel. © WP | Michael Kleinrensing

Musikfestival im Werkhof

Was die Band auch schon zum Hier und Jetzt bringt. Also ins Jahr 2022. „Am 27. Juni war so gesehen der erste ,richtige’ Auftritt mit meiner eigenen Band“, sagt Husung, den vor allem ärgert, dass er in seine neue Rolle, die nicht mehr nur am Schlagzeug in der hinteren Reihe ist, nicht so wie er es sich vorgestellt hat an den Start gehen konnte.

Jetzt aber stehen die Zeichen auf Zukunft, auch wenn die Corona-Sorgen bleiben – „und längst nicht wieder Normalität eingekehrt ist“, sagt Jan Le Grow. „Einige waren bis zuletzt verhalten, was größere Veranstaltungen angeht.“

Trotz aller Schwierigkeiten die es gab oder gibt hat die Band sich entschlossen, ein kleines Rock-Festival in Hohenlimburg auf die Beine zu stellen. „Love, Soul and Rock n’Roll im Werkhof“, gibt Drummer Volker Britz Einblicke in die Pläne. Die Idee dazu ist gerade einige Wochen alt - aber die Plakate sind gedruckt und Karten sind ebenfalls schon zu kaufen. „Die Idee dazu hatten wir tatsächlich hier im Probenraum“, sagt Britz, der erst seit Anfang des Jahres dabei ist. Unterstützt werden Tim Husung & The Boneshakerz an diesem Abend (3. Dezember im Werkhof) von Stefan Kleinkrieg, Sängerin Siiri, The Great Susonics sowie Josh & The Blackbirds.

Drummer Volker Britz ist erst seit einigen Monaten bei der Band dabei.
Drummer Volker Britz ist erst seit einigen Monaten bei der Band dabei. © WP | Michael Kleinrensing

Und dann wird Tim Husung in seiner Heimatstadt die Möglichkeit haben, seine Songs – „meine Babys“ – live und vor Publikum zu spielen. „Wenn bei einem Auftritt alles klappt – das ist immer ein geiles Gefühl“, sagt Husung. Der sich übrigens trotz all seiner Zeit auf internationalen Bühnen hier in Hohenlimburg pudelwohl fühlt. Und hier in seinem Studio in Hohenlimburg. Das Rockmusik atmet, wie auch die Bandmitglieder es tun. Hier in einer kleinen anderen Welt, die für Hohenlimburg doch etwas besonderes mit besonderer Geschichte ist.