Hagen. 19 Schüler lernen in Workshops verschiedene Handwerksberufe kennen. Was die Neuntklässler Milena und Jonathan davon halten.

Dass das Handwerk händeringend nach Nachwuchskräften sucht, ist nichts Neues. Eigentlich kann es nur einen Ausweg aus der Misere geben, nämlich schon Schüler davon zu überzeugen, dass es nicht ausschließlich cool ist und später das große Geld bringt, zu studieren, sondern dass sich auch eine Ausbildung im vermeintlich langweiligen und harten Handwerk lohnt.

Und genau das wurde jetzt im Technikzentrum auf dem Elbersgelände vermittelt. Ohne Zwang, denn die Teilnahme war für die Jugendlichen freiwillig.

„Erlebniswelt Handwerk“ auf dem Elbersgelände

„Erlebniswelt Handwerk“ war der Tag überschrieben, an dem 19 Zehntklässler der FESH-Gesamtschule in Hagen teilnahmen. „Aus etwa 50 Schülern hat sich diese Gruppe herauskristallisiert­. Es hat nichts mit einem organisierten Klassenausflug zu tun“, unterstrich Robert Zink, der sich als Lehrer an der FESH besonders für die berufliche Ausbildung der Schüler einsetzt.

Die Erlebniswelt war praktisch aufgeteilt. An vier Stationen (Themenfeld Heizung /Sanitär, Maler, Metallbau /Elektrotechnik und Glaser) wurden vier Workshops angeboten, sprich, jeder Schüler konnte in jeden Bereich hineinschnuppern, selbst etwas ausprobieren oder Fähigkeiten und Neigungen vertiefen.

Milena Augustin war eine von gerade mal zwei jungen Frauen, die sich sichtlich fürs Handwerk und das Drumherum interessierte. An der Station von Malermeister Pauli ging es um dekoratives Lackieren, konkret, um die Veredlung eines Holz-Eis. „Ich bin mit Handwerk aufgewachsen. Mein Vater ist gelernter Elektriker, er repariert Schweißgeräte, und ich schau’ ihm dabei gern über die Schulter“, erzählte das selbstbewusste Mädchen. An Autos rumzuschrauben oder irgendwas zusammenzubauen, das könnte sie sich gut vorstellen, blickte Milena in die Zukunft.

Hauptsache keine Büroarbeit

„Auf jeden Fall weiß ich, dass ich mich für Büroarbeit und Papierkram nicht interessiere.“ Ein Jahr hat die 15-Jährige noch Zeit, ihre Zukunft zu planen, dann hat sie die zehnte Klasse absolviert. „Ich glaube nicht, dass ich studieren möchte, ich mach’ nach der Schule lieber eine Ausbildung“, lächelte die junge Frau und ging wissbegierig zur nächsten Workshop-Station.

An der Station von Metallbau Röll macht Schlosser Christian Jonas den Schüler Maximilian mit dem Schweißen vertraut.
An der Station von Metallbau Röll macht Schlosser Christian Jonas den Schüler Maximilian mit dem Schweißen vertraut. © Michael Kleinrensing

Dort schwang Tobias During keine großen Reden, sondern zeigte handfest, worauf es beim Löten von Kupferrohren ankommt. Der 19-Jährige ist im zweiten Jahr als Azubi beim Heizungs- und Sanitärbetrieb Bahne beschäftigt.

„Das ist nichts für jedermann, weil die Arbeit zum Teil auch körperlich anstrengend ist. Man braucht schon handwerkliches Verständnis, das ist hier nichts für Leute mit linken Händen“, sagte der Azubi mit ernster Stimme. Doch dann lächelt er: „Ich war auf der Gesamtschule Haspe, hab’ dort mein Fachabi gemacht, hätte studieren können. Aber ich hatte einfach keine Lust mehr auf Schule.“ Außerdem sei sein Vater gelernter Schlosser, „und den bewundere ich echt, denn der kann alles“.

Feste Pläne für die Zukunft

Auch Jonathan Haensel ließ sich von Tobias During vieles erklären und durfte auch selbst Lötarbeiten ausführen. „Am besten hat mir aber die Station ,Glaser’ gefallen. Die Leute von Glas Hess haben uns die ganze Firma, die sich hier auf dem Gelände befindet, gezeigt. Und das Glasschneiden“, so der 16-Jährige, der für seine Zukunft bereits feste Pläne geschmiedet hat. „Ich geh’ ins Handwerk, will Orgelbauer werden“, sagte der junge Mann, der selbst Orgel, Klavier und Schlagzeug spielt, ohne Umschweife. „Ich habe vor ein paar Monaten ein Praktikum bei einem Orgelbauer gemacht, und das war super.“

Praxisnähe ist wichtig

Auch Christian Isenbeck, Geschäftsführer der Elbershallen und Mit-Initiator des Technikzentrums, schnupperte in die Workshops rein: „Hier im Technikzentrum soll es nicht ausschließlich um technische Berufe, sondern auch ums Handwerk gehen. Das Wichtigste aber für alle Bereiche ist die Praxisnähe.“