Der plötzliche Abgang von Sebastian Arlt bereits nach wenigen Monaten ist hausgemacht, meint WP-Kommentator Martin Weiske.

Dass die Aufgabe, als Kreisdirektor des Ennepe-Ruhr-Kreises an neuralgischer Stelle die Geschicke einer Verwaltung führen und Arbeitsstrukturen gestalten zu können, Sebastian Arlt reizt, ist karrieretechnisch nachvollziehbar. Dass der Jurist allerdings bereits nach einem Jahr als Beigeordneter im Dezernentenkollegium der Stadt Hagen sich neu orientiert und sich auch tatsächlich für diesen Job bewirbt, hat vor allem menschliche und atmo­s­phärische Gründe. Denn das Miteinander im Verwaltungsvorstand, so wird bereits seit geraumer Zeit allerorten aus Teilnehmerkreisen angedeutet, aber nie ausgesprochen, gilt als „herausfordernd“, wie heute Problematisches und Konfliktbehaftetes gerne rhetorisch verschleiert oder gar schöngeredet wird.

„In der Kommunalverwaltung spielt das wahre Leben – am Ringen um gute Lösungen habe ich Gefallen gefunden“, formulierte Arlt im Februar vergangenen Jahres anlässlich seiner breit getragenen Wahl durch den Hagener Rat. Ein Anspruch an sich selbst, an den der für acht Jahre inthronisierte Wahlbeamte bereits nach einem Hagen-Jahr schon nicht mehr glaubt. Längst musste er erleben, dass die Runde um Oberbürgermeister Erik Schulz, seinen Büroleiter Thomas Bleicher und den Ersten Beigeordneten Christoph Gerbersmann alles andere als ein Ort des konstruktiven, zielorientierten Diskurses ist. Stattdessen müssen Andersdenkende immer wieder erfahren, dass Schweigen und Abnicken mit Blick auf das eigene Wohlergehen die komfortablere Lösung ist. Eine Erlebniswelt, die andere Mitglieder dieser Runde bereits haben krank werden lassen.

Somit gibt es offenkundig nur zwei Möglichkeiten: stoisches Erdulden gepaart mit dem Rückzug in die eigene Ressortnische oder der selbstkritische Blick in den Spiegel, der letztlich zu Fluchtgedanken führt. Denn eine ergebnisoffene Gesprächskultur, die auch Kontroversen vertrage, so wird hinter vorgehaltenen Händen allerorten überliefert, gebe es an der Spitze der Stadtverwaltung schon lange nicht mehr. Sebastian Arlt, der sich aufgrund seiner offenen, zugewandten Art, gepaart mit guten Zuhörfähigkeiten, bereits in kurzer Zeit hohe Anerkennung im Rathaus erarbeitete, hatte zumindest nicht mehr den Eindruck, als Umweltdezernent seine eigenen, durchaus ehrgeizigen Gestaltungsansprüche in puncto Verkehrs- und Klimawende erreichen zu können.

Eine Bilanz, die übrigens nahtlos zur jüngst formulierten Wahrnehmung des Hagener Unternehmerrates passt, der immerhin 80 namhafte Betriebe und Institutionen in Hagen vertritt. Dieser hatte zuletzt kritisiert, dass es dem Oberbürgermeister an übergeordneten Zielen und Visionen für die Stadt mangele und somit Entwicklungschancen verspielt würden. Um hier innovativer zu werden, bedarf es zunächst einmal einer kreativ-konstruktiven Arbeitsatmosphäre. Diese scheint Sebastian Arlt mehr als vermisst zu haben. Ein Fakt, der die Suche nach einer geeigneten Nachfolge nicht einfacher werden lässt.