Auf die Energiesparbemühungen der Deutschen angesichts der Gasnotlage blickt WP-Redakteur Martin Weiske.
Es ist wie so oft: Der Mensch reagiert erst dann mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, wenn tatsächlich empfindliche Einschränkungen drohen. Absehbar werden wir in diesem Winter in kalten Wohnzimmern unter Wolldecken die Fußball-WM in Katar verfolgen, während die Scheichs bei 45 Grad im Schatten ihre Stadien auf angenehme 26 Grad herunterkühlen.
Dass die Bundesnetzagentur glaubt, in Deutschland auf Zuruf 20 Prozent des Energieverbrauchs innerhalb weniger Wochen wegsparen zu können, wird von der Industrie als Hauptverbraucher vorwiegend belächelt. Denn die meisten Unternehmen sind energetisch längst so straff optimiert, dass ohne drastische Produktionseinschränkungen kaum zehn Prozent Sparbeitrag zu erzielen sind.
Immerhin sorgt die drohende Gasnotlage dafür, dass diese Republik sich nicht bloß am Erdüberlastungstag (28. Juli) schamvoll mit dem Thema Energieeinsparung beschäftigt, sondern es als gesamtgesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe für sich entdeckt. Der Fantasie für kleine Beiträge sind dabei sowohl für Private wie auch in der Wirtschaft, bei Dienstleistern und Verwaltungseinheiten keine Grenzen gesetzt. Stoff für spannende Debatten den gesamten Winter hindurch.