Hagen. Die 46-jährige Selda Özcanli sattelt um und startet eine Ausbildung zur Kinderpflegerin in Hagen – dabei wird sie vom Land NRW gefördert.

Dass Selda Özcanli eine Ausbildung zur Kinderpflegerin macht, hat sie – zumindest auch – dem Virus zu verdanken. Denn ohne Corona wäre sie keine Alltagshelferin in der Evangelischen Matthäus-Kita in Hagen geworden. Die wurden vom Land NRW eingesetzt, um die Einrichtungen während der Pandemie zu unterstützen. Und diese Alltagshelferinnen können jetzt durch eine Förderung vom Land die PIA Ausbildung (praxisintegrierte Ausbildung) anschließen. Im Evangelischen Kirchenkreis Hagen konnte so noch eine zweite Ausbildungsstelle besetzt werden.

Erst als Mutter, dann als Mitarbeiterin

Aber der Reihe nach: Die 46-Jährige ist schon immer gerne in den Matthäus-Kindergarten gekommen. Erst als Mutter, um ihre Tochter zu bringen und abzuholen. Später dann als Küchenkraft. „Ich hatte eigentlich schon immer den Wunsch, mit Kindern zu arbeiten“, sagt Selda. „Als sich dann diese Möglichkeit ergab, habe ich erst gedacht, dass ich viel zu alt bin.“ Doch dann habe sie das Kita-Team und ihre Familie überzeugt. „Und jetzt bin ich sehr glücklich!“

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An zwei Tagen in der Woche arbeitet die zweifache Mutter in der Einrichtung. An den anderen drei drückt sie die Schulbank im Berufskolleg in Iserlohn. Was ja zeige, dass es eigentlich nie zu spät ist, einen Neuanfang zu wagen. „Wir sind sehr froh, dass wir Selda überzeugen konnten“, sagt Katja Dahlbüdding, stellvertretende Leiterin der Kita.

Am liebsten mittendrin

„Sie hat einen wunderbaren, ganz natürlichen Umgang mit den Kindern. Es wäre schön, wenn Selda auch nach der Ausbildung bleiben könnte.“ Bis darüber entschieden werden kann, liegt ein weiteres Jahr der Ausbildung vor der 46-Jährigen. Der Anteil in der Einrichtung wird sich ab August erhöhen. Die Lehrer und Lehrerinnen kommen dann zum Praxisbesuch in die Kita.

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Dafür steht ein Tag weniger Schule auf dem Wochenplan. „Obwohl ich eigentlich gerne gehe“, sagt Selda und lacht. „Aber am liebsten bin ich hier mittendrin - lese Bücher vor, spiele Gesellschaftsspiele - und bin mit den Kindern zusammen, um sie zu begleiten und zu stärken.“

„Selda ist ein festes, unverzichtbares Teammitglied“, sagt Katja Dahlbüdding, die findet, dass die Kita vor allem auch davon profitiert, dass Selda Özcanli Lebenserfahrung im Gepäck hat. Und umgekehrt? „Ich lerne hier so viel und bin auf einem ganz anderen Weg als noch vor ein paar Jahren“, sagt die angehende Kinderpflegerin. „Das ist toll.“