Hohenlimburg. Die grüne Oase des Lenneparks wirkt zwar ein wenig aus der Zeit gefallen, besticht jedoch mit ihrer Vielfalt. Grund genug für einen Streifzug.
Der Blick von der Stennertbrücke macht Lust auf mehr. Während sich einige Kanuten bei Trainingsläufen durch den aufgewühlten Fluss kämpfen und dröhnend die Fahrzeugkolonne über die Lenne rauscht, eröffnet sich direkt hinter dem Kaltwalzerdenkmal der Weg in eine grüne Oase. Bereits nach wenigen Schritten in den Lennepark in Hagen-Hohenlimburg hinein weicht die Hektik des Tages aus dem Kopf und es entsteht Raum für Leichtigkeit und Entspannung.
Vor allem die Vielfalt der imposanten Baumwelt beeindruckt Erholungssuchende. Freunde der Flora sollten ihr botanisches Bestimmungsbuch nicht vergessen, wenn sie auf einer der zahlreichen Bänke verweilen und ihre Umwelt aufsaugen möchten. Sitzmöbel gibt es reichlich am erhöhten Fußweg oberhalb der Lennewiesen – mal zum klassischen Platznehmen, mal zum launigen Hinlümmeln. Im Schatten des Laubes schweift der Blick über die Grünflächen hinweg, auf denen Hundebesitzer ihren Lieblingen reichlich Auslauf gönnen, bis zum Fluss und der Kanustrecke. Dahinter dominiert hinter den stattlichen Wohnhäusern am Flussufer vor allem die funktionale Metall-Hülle des Bilstein-Werkes das Bild, bevor dahinter der stattliche Wald wieder das Auge des Betrachters tröstet. Absoluter Verwöhneffekt, natürlich der Blick auf die Hohenlimburger Schlossanlage, die geradezu majestätisch von der Sommersonne ins rechte Licht gerückt wird.
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Wasserspiel und Skulpturen
Wer Daheim keine Chance hat, auf einem Balkon oder einer Terrasse die Düfte der warmen Monate zu riechen, findet im Lennepark reichlich Raum zum Entspannen und zur Anregung der Sinne. Der große Springbrunnen sorgt mit seiner Plätschertonalität für die passende Akustikkulisse. Allerdings sollte man großzügig über die Hinterlassenschaften auf der bräunlichen Wasserfläche hinwegsehen, die in weiten Teilen mit Algenschaum und Plastikmüll bedeckt ist. Lediglich rund um die Fontäne wird die Sicht bis zum Grund des flachen Beckens klarer – und gibt den Blick frei auf eine rot-weiß Absperrbake, die ursprünglich der Baustellen-Sicherung dienen sollte. Frustrierend.
Vorbei führt der Weg an einer Mischung aus Buschwerk, stattlichen Baumstämmen und Skulpturenkunst. Auch wenn der Charme der Pergolen, die auf rot geklinkerten, aber Graffiti-verschmierten Stützwänden sowie stählernen, zum Teil rosenumrankten Säulen aufgeständert wurden, ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, strahlt die Gesamtkomposition des Lenneparks durchaus Harmonie aus. Die Anlage ist eben ein Kind ihrer Zeit.
Großeltern mit Enkelkindern, Senioren mit Walkingstöcken, Männerfreunde mit Kaffeedurst, Kinderwagen-Mütter, immer wieder Radler und natürlich Gassigänger mit halben Vierbeiner-Rudeln an den Leinen unterstreichen den Eindruck, dass der Lennepark auch heute noch generationenübergreifend als Ort des Miteinanders geschätzt wird und funktioniert. Diesen Besuchern wäre eine Gestaltung im Sinne des Zeitgeistes ohnehin nicht so wichtig.
Die gepflegten Blumenbeete, die gerade ein Pfauenaugen-Duo als Schmetterlings-Restaurant für sich entdeckt, haben zum Glück bislang nicht das Interesse zerstörungshungriger Hohlköpfe gefunden. Erbarmungswürdig kommen allerdings die Pflanztröge in Waschbeton-Optik daher, in deren Erde die von Trockenheit geschundenen Bepflanzungen offenkundig nicht mehr genügend Nass zum Leben gefunden haben – die Folge: ein Vegetationsfriedhof.
Die Wiesenflächen mit ihrem Blumenbewuchs erreichen zwar kaum den englischen Gartenstandard, sind aber mit ihren Kleeblüten sowie Butter- und Gänseblumen als Tummelplatz für Insekten ökologisch sicherlich wertvoller. In Hagen ist die Ritzenvegetation im Sinne der Nachhaltigkeit ohnehin zur Maxime erklärt worden – ein Credo, das zumindest in den weniger frequentierten Randlagen des Lenneparks konsequent verfolgt wird.
Platz für Wohnen am Fluss
Vor allem rund um das der Schließung geweihte Lennebad dominiert die Unkraut-Kultur. Ohnehin lassen die getönten Scheiben der Schwimmhallen-Glasfront die über den Himmel ziehenden Wolkenfetzen mit ihrer rot-braunen Kolorierung geradezu apokalyptisch erscheinen. Da die Tage der arg in die Jahre gekommenen Badeanstalt nach den politischen Entscheidungen zugunsten des Henkhauser Bades gezählt sind, stellt sich hier bereits die Frage, wie es mit dem unschönen Zweckbau weiter geht.
Antworten könnten die Bewohner des in den Komplex integrierten Wohnhauses liefern. Sie wissen schon seit Jahren den Blick auf die landschaftlichen Reize rund um den Schlossberg zu schätzen. Entsprechend bietet es sich an, mittelfristig das Richard-Römer-Lennebad nicht bloß zu planieren, sondern durch eine städtebauliches Gestaltungskonzept zum Thema „Wohnen am Fluss“ zu ersetzen. Die Herdecker haben es am Ufer der Ruhr gerade erst vorgemacht, welche Chancen sich hier für junge Familien eröffnen könnten: Platz für die nächste Generation, die sicherlich die Nähe zum angrenzenden Lennepark schätzen würde.