Hagen. Die 15 Bauherren sind auf dem Baum: Ganz Haßley wird mit Glasfaser versorgt, nur ihre Neubauten nicht. Und was sagt die Stadt Hagen dazu?
Jede Menge Ärger gibt’s im und am Neubaugebiet auf Haßley. Während die Stamm-Anwohner von monatelangem Lärm und Dreck sowie von mangelnder Kommunikation seitens der Stadt genervt sind und die Umbenennung der Raiffeisenstraße in Straße Am Wasserturm hinnehmen müssen, sind auch die 15 Bauherren, die sich auf dem ehemaligen Feld niederlassen, auf dem Baum.
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Der Grund: Die Bauherren wissen bis heute noch nicht, wie ihre Häuser ans Internet und Telefonnetz angeschlossen werden.
Das Kuriose: Die Deutsche Glasfaser versorgt derzeit sämtliche Haßleyer Straßen mit Kabeln – nur eben das Neubaugebiet nicht.
Niemand will zuständig sein
„Niemand weiß bzw. kann uns sagen, wie wir demnächst an Internet kommen sollen. Die Deutsche Telekom weiß von nichts, die Deutsche Glasfaser versichert, sie könne nichts machen und verweist auf die Stadt und die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft HEG, die uns die Grundstücke verkauft hat, sieht sich nicht zuständig“, bemängeln die Bauherren, die eine Whatsapp-Gruppe gegründet haben und „mit einer Stimme sprechen“.
„Niemand kümmert sich um unser Anliegen, nichts ist geklärt“, schüttelt Taner Torun den Kopf. Der Techniker, der seinen Neubau im Mai beziehen will, versichert, er und die übrigen „Leidensgenossen“ würden sich nochmals an die Stadt wenden und auch das Gespräch zur Bundesnetzagentur suchen, „man kann uns doch nicht so im Regen stehen lassen. Das ist keine schöne Nummer“.
Necip Alisan, der auch auf dem früheren Haßleyer Feld baut, hat als IT-Spezialist ebenfalls große Sorgen um die Internet-Versorgung seines Neubaus, „ich mache häufig Homeoffice, wie soll das funktionieren?“, fragt der Bauherr verärgert.
Antwort der Stadt Hagen
Die Stadtredaktion hat bei der Stadt Hagen nachgefragt, wie es auf Haßley nun weitergehen soll. Stadtsprecher Michael Kaub teilt mit, dass durch Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) Ende des Jahres 2021 die Grundversorgung mit Telekommunikationsdiensten nicht mehr allein der Deutschen Telekom zugeordnet sei.
„Nun besteht für alle Telekommunikationsunternehmen (TKU) die freiwillige Möglichkeit, besonders Neubaugebiete mit Telekommunikationsleistungen zu versorgen. Für das Neubaugebiet am Wasserturm auf Haßley hat bisher kein TKU seine freiwillige Ausbauabsicht im Sinne der Grundversorgung erklärt.“
Gespräche bislang erfolglos
Weiter heißt es, dass die Stadt in der Vergangenheit bereits diverse Gespräche mit TKUs geführt habe, um diese zum freiwilligen Ausbau des Neubaugebiets zu bewegen, „leider sind diese Bemühungen bis heute erfolglos geblieben“.
Die Stadt betont, dass ihr die Hände gebunden seien: „Eine rechtliche Möglichkeit für die Stadt, ein Telekommunikationsunternehmen zu verpflichten, besteht nicht.“
Keine „weißen Flecken“
Da direkt ans Neubaugebiet angrenzend im Rahmen des geförderten Breitbandausbaus aktuell Glasfaser verlegt wird, hat die Stadt außerdem geprüft, ob die Möglichkeit besteht, das Neubaugebiet im Rahmen des geförderten Breitbandausbaus zu erschließen. Da in dem Bereich früher jedoch keine unterversorgten „weißen Flecken“ existierten, kommt auch dies nicht in Frage. Im Klartext: Es besteht derzeit keine Möglichkeit des geförderten Ausbaus für das Neubaugebiet Am Wasserturm.
Erster Einzug im Dezember
Auf Haßley in Nähe des früheren Restaurants „Goldstück“ bzw. „Haus Haßley“ – also auf einem echten Filetstück im Hagener Süden – entstehen derzeit 15 frei stehende Einfamilien- und Doppelhäuser.
Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) hat die Gesamtfläche 2019 erworben; jedes der Baugrundstücke hat eine Durchschnittsfläche von circa 500 Quadratmetern.
Der erste Neubau soll bereits im Dezember bezogen werden, die übrigen Neubauten (größtenteils Einfamilienhäuser) werden in den dann kommenden Monaten bezogen.
Stadtsprecher Michael Kaub ergänzt: „Sofern sich auch weiterhin kein Telekommunikationsunternehmen bereit erklärt, die freiwillige Grundversorgung herzustellen, besteht für die Bauherren die Möglichkeit, die Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde zu kontaktieren. Diese kann dann ein Telekommunikationsunternehmen verpflichten, die Grundversorgung im Neubaugebiet herzustellen.“
Parallel werde die Stadtverwaltung aber weiterhin versuchen, ein Unternehmen für den freiwilligen, eigenwirtschaftlichen Ausbau des Gebiets zu gewinnen.
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Und die Bauherren? Sie haben am heutigen Dienstag von Christian Lazar, dem Leiter der Task-Force Digitalisierung der Stadt Hagen, die gleichen Antworten wie die Stadtredaktion erhalten. Die 15 Bauherren, zählen nun die Tage bis zu ihrem Einzug und hoffen, dann nicht gänzlich ohne moderne Kommunikation auskommen zu müssen.