Hagen-Mitte. Wieder ist ein Rohr in einem städtischen Gebäude geplatzt, diesmal in der Böhmerstraße.
Der frostige Winter kommt die Stadt teuer zu stehen. Nach der Goethe-Grundschule in Boele ist erneut ein Wasserschaden in einer städtischen Immobilie aufgetreten. Diesmal platzte eine Wasserleitung im Haus Böhmerstraße 32 - ein Gebäude, das die Stadt gern verkaufen möchte. Was schwierig sein dürfte.
Die Stadt erwarb das Haus in den 70-er Jahren, weil es ursprünglich der Ring-Straße weichen sollte, die dann jedoch einen anderen Verlauf nahm. Daraufhin wurde die Immobilie an die Reservistenkameradschaft Hagen vermietet, die dort fast 30 Jahre lang, bis zum Oktober 2009, ihr Quartier hatte. Noch während die Reservisten das alte Haus renovieren wollten, entschied der Rat auf Veranlassung von Mentor Stefan Bajohr, die Immobilie zu verkaufen. Den Reservisten wurde für 70 000 Euro ein Vorkaufsrecht gewährt, sie machten davon keinen Gebrauch. „Soviel Geld haben wir nicht”, sagte Ex-Vorsitzender Ulrich Damm, seines Zeichens Stabsfeldwebel der Reserve.
Protokoll
Ihre Renovierungsarbeiten stellten die Hagener Reservisten nach Bekanntwerden der Verkaufsabsichten sofort ein. Laut Dr. Michael Dauskardt, Sprecher der Reservisten und Fähnrich der Reserve, wurde das Haus nach einer Begehung Ende September ordnungsgemäß an die Stadt übergeben: „Dazu existiert ein schriftliches Protokoll.” Er habe die zuständige Beamtin der Stadt noch darauf hingewiesen, das Haus für den bevorstehenden Winter frostsicher zu machen, so Dauskardt.
Tatsächlich wurden Heizungs- und Wasserleitungen geleert und abgestellt - bis auf ein Bauwasserrohr, das während der Renovierung gelegt worden war und vom Keller in den ersten Stock führte. Es geschah, was geschehen musste: Vor einigen Tagen platzte, von niemanden bemerkt, die Leitung in dem unbewohnten Haus. Das Wasser ergoss sich zunächst in der ersten Etage, drang dann durch die Bodendecke ins Erdgeschoss und von dort wiederum in den Keller. Als der Schaden endlich entdeckt wurde, stand das Wasser 20 Zentimeter hoch im Keller und fünf Zentimeter hoch im Parterre. Den entstandenen Sachschaden bezifferte Raphael Müller, für die Stadt tätiger Architekt, auf rund 5000 Euro: „Glücklicherweise befand sich in dem Haus ja nicht mehr viel, was hätte zerstört werden können.” Das Geld will sich die Gebäudwirtschaft Hagen (GWH) von den Reservisten zurückholen, kündigte GWH-Sprecherin Rita Rachor-Ebbinghaus an: „Die sind schließlich für den Schaden verantwortlich.”
Chaos?
Die so Beschuldigten geben sich derweil gelassen. „Die sollen ruhig kommen”, so Dauskardt. Seine Kameradschaft habe bereits seit Oktober nichts mehr mit der Immobilie zu tun. „Das müsste man im Rathaus doch wissen. Ich möchte hier nicht das Wort Chaos gebrauchen, habe aber den Eindruck, dass in der Stadtverwaltung schlecht koordiniert wird.”
80 000 Euro nennt die Stadt im Internet als Kaufpreis für die marode Immobilie. Christine Grebe, städtische Fachfrau für Immobilien und Großprojekte, zeigt Kompromissbereitschaft: „Wir sind verhandlungsbereit.” Ein potenzieller Investor dürfe das Haus auch abreißen und dort neu bauen. Für die Reservisten, die inzwischen an der Bergstraße bei ihrem Mitglied Rüdiger Burwitz eine neue Bleibe gefunden haben, ist indes klar, dass die Stadt mit dem Haus einen Klotz am Bein hat, den sie nicht mehr los wird: „Das Haus ist total verwohnt und das Grundstück sehr klein”, so Ulrich Damm.
Und durch den Wasserschaden ist es im Wert bestimmt nicht gestiegen.