Hagen. Für die Verbraucher eine massive Entlastung, für die Tankstellen gleichwohl eine Herausforderung: Tankstellen-Betreiber aus Hagen geben Einblicke
Als wir Paul-Dieter Tucht von der Tucht-Tankstelle in Eilpe erreichen, ist der Tankrabatt gerade einmal vier Stunden alt. Die Preise sinken um bis zu 30 Cent – „so etwas habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nie erlebt“, sagt der Geschäftsführer des regionalen Familienunternehmens. „Für den Verbraucher, der an allen Ecken und Enden aktuell eine höhere finanzielle Belastung hat, ist das sicher eine Erleichterung.“ Für die Tankstellen war es gleichwohl auch eine Herausforderung. „Wir sind glücklicherweise mit einem fast gleich Null Tankbestand in die Situation reingegangen. Erst ab 0 Uhr gab es die steuervergünstigte Ware, alles was vorher in den Tanks war, war also noch die hochpreisige Ware“, gibt Paul-Dieter Tucht Einblicke.
Die Mitarbeiter standen also noch in der Nacht in Hagen an den Raffinerien und haben aufgefüllt, um für den ersten Tankrabatt-Tag gut aufgestellt zu sein. „Man merkt schon einen spürbaren Kundenanstieg, aber der befürchtete ,Run’ auf die Tankstelle ist ausgeblieben“, so Tucht weiter, der auch vermutet, dass kurz bevor die Preise in einigen Monaten möglicherweise wieder steigen, die Nachfrage stark ansteigen wird. Alles nur Momentaufnahmen - starke Preisschwankungen, und das gilt vor allem auch für die Einkaufspreise, sind möglich.
Viel zu tun, aber kein Ansturm
Eine Abfrage bei weiteren Betreibern ergibt ein ähnliches Bild: „Es war sehr viel zu tun heute Morgen – aber kein Ansturm“, sagt Miroslav Males von der Total-Station am Höing. „Bei Diesel lagen wir heute Morgen bei 1,86 Euro pro Liter, bei Super ebenfalls. Das sind schon wirklich spürbare Entlastungen für die Verbraucher“, sagt der Pächter, der mittlerweile seit elf Jahren die Tankstelle am Sportpark betreibt. Gleichwohl weiß er auch, dass die Preise tagsüber schwanken, es mehrere Preisanpassungen gibt. „Gerade auch über Pfingsten könnten die Preise natürlich wieder etwas steigen. Aber sicher sagen kann man das nie. Sie müssen sich das vorstellen wie an der Börse“, sagt Males.
Ein Stück weiter, bei der Esso an der Bülowstraße, beobachtet Pächter Ayhan Karadeniz wie erwartet eine stärkere Nachfrage: „Es ist viel zu tun. Aber auch hier nicht überfüllt“, sagt der Karadeniz, der seit Tagen – ähnlich wie vielerorts bundesweit – Probleme mit der EC-Kartenzahlung hat und nur Barzahlungen möglich sind. Bundesweit fallen seit einigen Tagen bestimmte Zahlungsterminals wegen eines Softwarefehlers aus. „Das ist schon sehr ärgerlich, sollte aber bald wieder behoben sein“, so Karadeniz. Zurück zum Tankrabatt: „Ich glaube, dass der Ansturm weiter ausbleibt. Die Leute wissen ja, dass die Preise nicht nur heute, sondern auch die nächste Zeit sich auf deutlich niedrigerem Niveau einpendeln. Wir sind also ganz entspannt.“