Als eine kluge Sparkassen-Fusion mit Spielraum für weitere Allianzen sieht WP-Kommentator Martin Weiske das neue Bündnis an.

Die wichtigste Einordnung vorweg: Hier geben sich nicht etwa zwei Ertrinkende die Hand, sondern zwei grundsolide Bankhäuser, die sich durch gesundes Zusammenwachsen für die Zukunft unter einem gemeinsamen Dach sturmfest einrichten wollen. Denn die von Bankern gerne bemühten Vokabeln wie anhaltende Niedrigzinsphase, Digitalisierung, Demografie sowie Regulierung diktieren vermutlich noch über Jahre den Rhythmus der Branche.

Inzwischen kommen noch die Unwägbarkeiten der Kriegsfolgen und der explodierenden Inflation hinzu, die absehbar zwar das Zinsniveau wieder steigen lassen dürften, aber die Kreditinstitute deswegen längst nicht wieder in ruhiges Fahrwasser zurückkehren lassen.

Für die fusionierenden Sparkassen kann es in den nächsten drei bis fünf Jahren eigentlich ja nur darum gehen, zueinander zu finden, die Strukturen zu verflechten, eine gemeinsame Vertrauensbasis zu entwickeln und ein neues Wir-Gefühl zu leben. Doch bereits heute zeichnet sich ab, dass auch künftig so manche Sparkasse im Beritt des Verbandes Westfalen-Lippe auf Brautschau gehen muss, um ihr Überleben zu sichern. Das Hagen/Herdecke/Lüdenscheid-Fusionsgebilde wird hier sicherlich ein gefragter Ansprechpartner sein.

So dürfte es beispielsweise für die Sparkasse Iserlohn (Bilanzsumme: knapp 1,9 Milliarden Euro) schwierig werden, als autarkes Unternehmen langfristig zu bestehen. Und auch der jüngste Zusammenschluss der Sparkassen Gevelsberg/Wetter und Ennepetal/Breckerfeld (Bilanzsumme von 2,5 Milliarden Euro) bringt das Quartett längst noch nicht über die kritische Schwelle, die langfristig die Existenz sichert.

Aus strategischen Gründen, so die offizielle Sprachregelung, ist in dieser Woche erst der Zusammenschluss der Sparkassen Märkisches Sauerland (Hemer/Menden) und Arnsberg/Sundern mit einer potenziellen Gesamtbilanzsumme von knapp drei Milliarden Euro gescheitert. Ohnehin keine Liebesheirat, sondern eher eine Zweckehe.

Nicht auszuschließen, dass sich hier mit der neuformierten „Sparkasse an Volme und Ruhr“ sowie künftig vielleicht sogar „an der Ennepe“ plötzlich attraktive Alternativen eröffnen – entsprechende Förderhinweise des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe dürften bei zunehmend prekärer Lage bloß eine Frage der Zeit sein. Oberste Prämisse dieser Fusionitis muss jedoch bleiben, gesunde Häuser ökonomisch nicht zu überfordern.