Hagen. Was im Gespräch zwischen Hagener Stadtspitze und Center-Management der Rathaus-Galerie herauskam. Und welche Geschäfte eher starten können.

Die Enttäuschung, teils auch Verzweiflung darüber, dass die Rathaus-Galerie neuneinhalb Monate nach der Flutkatastrophe noch immer­ verriegelt bleibt, ist bei den knapp 70 Mietern groß. Genau so groß ist allerdings die Wut darüber, wie das Center-Management des Shopping-Centers mit ihnen kommuniziert – nämlich gar nicht.

Nun ist allerdings Bewegung in die vertrackte Situation gekommen – am gestrigen Mittwoch, 4. Mai, hat es auf Einladung der Stadt Hagen ein Gespräch hinter verschlossenen Türen gegeben. Die Stadtspitze, sprich, Oberbürgermeister Erik O. Schulz, die Hagener Wirtschaftsförderung, Vertreter aus dem Technischen Rathaus sowie das Center-Management bzw. die Eigentümer der Rathaus-Galerie (GNO), haben sich über die Sanierung und Wiedereröffnung der Shopping-Mall ausgetauscht. Und am heutigen Abend, 5. Mai, wurden die ca. 70 Mieter dann schriftlich darüber informiert, dass die Wiedereröffnung nun für Ende Oktober/ November terminiert sei.

Gute Nachrichten für Hagen

„Wenn seitens des Center-Managements alles so umgesetzt wird, wie es am Tisch besprochen wurde, sind es gute Nachrichten für Hagen“, sagte Dr. Christopher Schmitt, Geschäftsführer der Hagen-Wirtschaftsentwicklung (früher Hagen-Agentur), noch am heutigen Mittag. Er sei laut Absprache mit den Beteiligten nicht befugt, Interna aus dem Gespräch weiterzugeben, „nur so viel: Was uns in Aussicht gestellt wurde, klingt gut, und die Grundtendenz ist positiv“, so Schmitt diplomatisch.

Und richtig – eine weitere Verschiebung des Eröffnungstermins ins neue Jahr hinein (also nach dem Weihnachtsgeschäft) scheint jetzt nicht mehr zu drohen. Zur Erinnerung: Anfang des Jahres wurde eine Eröffnung der Einkaufspassage für Ostern in Aussicht gestellt, einige Wochen später wurde dann von Herbst gesprochen.

Aufgrund der Hinhaltetaktik und fehlender Perspektiven seitens der Galerie hat der Modeanbieter Zara, Ankermieter des Gebäudes, bereits vor Wochen gekündigt.

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Hagen-Wirtschaftsentwicklung hat Räume in der Rathaus-Galerie gekündigt

Apropos Perspektiven: Aufgrund mangelnder Planungssicherheit hat die Hagen-Wirtschaftsentwicklung ihre im Obergeschoss der Galerie angemieteten Räume vor einigen Wochen gekündigt und ist (zumindest vorläufig) in die frühere Mark-E-Hauptverwaltung in der Körnerstraße 40 gezogen.

„Was ich von den Verantwortlichen brauche, ist eine kurzfristige und verbindliche Perspektive für die Wiederinbetriebnahme der über 500 Quadratmeter großen Büroräume in der Rathaus-Galerie“, begründet Schmitt die Kündigung („Ein zivilrechtlicher Vorgang“), es würden aber Gespräche über einen Wiedereinzug in die Mall geführt, „ich hoffe auf eine einvernehmliche Lösung“.

Früchteparadies-Eigentümer ist genervt

Auf Licht am Ende des Tunnels wartet auch Cevdet Cavusoglu, Eigentümer des Obst- und Gemüsestandes Früchteparadies. „Lange guck‘ ich mir das nicht mehr an, dann kündige ich“, sagt Cavusoglu. Er selbst habe noch Glück, da sein Hauptstandbein ein Großhandel in Wuppertal sei, doch zwei Mitarbeitern in Hagen habe er kündigen müssen und ein Mitarbeiter sei in Kurzarbeit.

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„Anfang der Woche hat mich ein Kunde angerufen und gefragt, wann er denn endlich wieder meinen guten Spargel kaufen kann, aber was sollte ich ihm antworten?“, so der Obsthändler deprimiert. Er habe kürzlich an seinem Stand in der Rathaus-Galerie nach dem Rechten geschaut und sei entsetzt gewesen: „Aus etlichen Geschäften war nicht nur die Ware entfernt worden, sondern sie sind komplett leer – ohne Möbel und sonstige Ladeneinrichtung. Viele scheinen endgültig die Segel gestrichen zu haben.“

Die gleiche Beobachtung haben Mitarbeiter weiterer Shops gemacht, die namentlich nicht genannt werden möchten.

Cevdet Cavusoglu hat bereits Gespräche mit dem Center-Management der im März wieder eröffneten Volme-Galerie geführt. „Ich wollte dort auf einer Freifläche einen Spargel – und Erdbeerstand aufbauen. Aber im Moment ist mir dort noch zu wenig Kundenfrequenz. Aber das kann sich in ein paar Wochen ja ändern.“

Und wie positioniert sich der Rewe-Supermarkt, der eine große Fläche im Erdgeschoss angemietet hat? „Die Rewe-Dortmund hat aktuell auch weiterhin großes Interesse an einer schnellen Wiedereröffnung des Marktes. Um dies zu beschleunigen, stehen wir stetig in konstruktiven und internen Gesprächen mit dem Vermieter des Objektes“, teilt Unternehmenssprecherin Annika Amshove mit.

„Besondere Schadenssituation“

Das Center-Management betonte schon vor Wochen, dass sich die Schadenssituation in der Rathaus-Galerie eklatant von anderen vom Hochwasser betroffenen Gebäuden unterscheiden würde.Außerdem seien die Probleme, Baumaterial oder technische Gerätschaften zu bekommen, groß. Auch die Ersatzteilbeschaffung sei äußerst problematisch und durch Lieferengpässe und Personalengpässe im Baubereich könne zeitlich kaum seriös kalkuliert werden.

Und wie bewertet Nader Tanha, der bis zur Flut mit seinem Geschäft „Goldrichtig“ in der Mall beheimatet war, die momentane Situation der Rathaus-Galerie? Der Geschäftsmann zeigt sich vom Verhalten des Center-Managements enttäuscht und überlegt derzeit noch, ob er seinen Laden in der Mall überhaupt wieder öffnen wird. Tanha betreibt weitere Schmuck- beziehungsweise Trauringgeschäfte in der Volme-Galerie, in Eilpe, Lüdenscheid und Langenfeld. „Es ist schwierig, mit den Verantwortlichen zu verhandeln, aber wir sind noch im Gespräch. Allerdings bin ich mir sicher, dass die Rathaus-Galerie nach ihrer Wiedereröffnung nicht mehr dieselbe sein wird.“

Außen liegende Geschäfte können früher öffnen

Aber zurück zur Mieter-Information: Darin wird mitgeteilt, dass für bestimmte Mieteinheiten, die von technischer und sicherheitstechnischer Seite her prädestiniert sind, eine frühere Eröffnungsmöglichkeit geschaffen werden kann. Dabei handelt es sich um die außen liegenden Mieteinheiten Märkische Bank, Rewe, die Apotheke Rathaus Galerie sowie weitere Mieteinheiten im Bürobereich, deren Entfluchtung durch eigene Ausgänge gewährleistet werden kann, wie beispielsweise das bereits seit November 2021 geöffnete Dialysezentrum sowie die Hagen Wirtschaftsentwicklung. Diese Mieteinheiten werden in den nächsten Wochen vorzeitig wieder in Betrieb gehen.

Leider sei eine vorzeitige Wiedereröffnung von weiteren Mietbereichen wegen der unabänderlichen brandschutzrechtlichen Vorgaben nicht darstellbar, teilt das Center-Management mit.