Haspe. Nach der positiven Resonanz im Vorjahr lädt die Evangelische Kirchengemeinde Haspe wieder auf einen Passionsweg ein – diesmal am Tücking.

Man könnte es mit einem Satz zusammenfassen: Über einen Passionsweg zu pilgern, ist wie ein Gebet mit den Füßen. Diese traditionsreiche, sinnlich-meditative Erfahrungen hat die Evangelische Kirchengemeinde Hagen-Haspe bereits im vergangenen Jahr zur Osterzeit mit einer besonderen Idee wiederbelebt. Ein Erfolgskonzept, das ab diesem Wochenende anlässlich des Palmsonntags in einer Neuauflage alle Gläubigen erneut anlocken soll – diesmal zum Tücking.

Angesichts geschlossener Gotteshäuser und einer damals Angst und Schrecken verbreitenden 200er-Inzidenz wurde 2021 eine Rundweg quer durch Haspe entwickelt, der eher klassisch den Leidensweg Christi an verschiedenen Erlebnisstationen nachzeichnete. „Die Begeisterung war wirklich groß“, freuen sich die Presbyteriumsmitglieder Karola Becker, Karin Thoma-Zimmermann und Hans-Peter Schlien noch heute über die positive Resonanz. „Viele Menschen sind die Route abgelaufen, einige auch in Etappen, und es hat reichlich Wiederholungstäter gegeben. Bei schönem Wetter waren die Menschen in Scharen unterwegs.“

Pilgerstart nach dem Gottesdienst

Dieser idealtypische meteorologische Rahmen ist zum Auftakt in diesem Jahr erst einmal nicht zu erwarten. Dennoch zeigt sich Mitorganisator Schlien optimistisch, dass zum Eröffnungsgottesdienst an diesem Sonntag, 10. April, um 9.30 Uhr an der Kapelle „Zum guten Hirten“ auf dem Tücking die Stühle für die Besucher vor das Gotteshaus gerückt werden können. In Anlehnung an den Einzug von Jesus in Jerusalem, der seinerzeit für viele Menschen mit viel Hoffnung verknüpft war, möchte die Hasper Pfarrerin Sandra Thönniges an diesem Vormittag das Thema in heutige Zeit des Christentums transferieren und auch 2000 Jahre danach verdeutlichen: „Überall dort, wo offenkundig die Unzufriedenheit dominiert, gibt es auch weiterhin Hoffnung.“ Nach einer kleinen Stärkung soll es im Anschluss auf den Pilgerweg gehen.

"Angst und Hoffnung auf der Flucht" lautet der Titel der sechsten Station des Hasper Passionswegs, die sich motivisch an die Fluchterlebnisse von Hilfesuchenden anlehnt, die über das Mittelmeer den Weg nach Europa gefunden haben. © Privat | Karin Thoma-Zimmermann

Entsprechend gestaltet sich auch die Passionsroute 2022, die an der Kapelle mit einem in den Rasen gemähten Labyrinth startet, als ein „Weg der Hoffnung“ durch eine Zeit, deren Rhythmus inzwischen vorzugsweise von einer Pandemie mit 1200er-Inzidenz bestimmt und von einem brutalen Angriffskrieg in Osteuropa erschüttert wird. Dabei handelt es sich bei der Wahl der Route keineswegs um den verzweifelten Versuch, die Hasper Höhen mit ihrer sprießenden Frühlingsnatur in eine Via Dolorosa zu verwandeln, über die der Mann aus Nazareth einst vom Amtssitz des römischen Statthalters Pontius Pilatus aus sein Kreuz zur Hinrichtungsstätte am Hügel Golgota schleppte. Vielmehr hat die Kirchengemeinde mit der Runde über den „Philosophenweg“ eine Strecke gewählt, die vielen Hagenern ohnehin schon als gemütlicher Pfad zum Frischluftschnappen vertraut ist.

Stationen der Hoffnung

Der Startpunkt an der Kapelle schafft mit einer kurzen Einweisung selbst für Ortsunkundige die notwendige Orientierung und führt zu den Hoffnungsstationen in Sachen Frieden, Umwelt- und Schöpfungsbewahrung sowie soziale Gerechtigkeit, aber auch zu Denkimpulspunkten zur Lage der Flüchtlinge in der Welt und in dieser Stadt, zu der ewig jungen Frage „Gott, wo bist Du?“ sowie zur Hoffnung am Ende des Lebens, die an der Tückingschulstraße unter den Buchen den Abschlusspunkt bildet. Von dort aus geht es zurück zu dem höchstgelegenen Hagener Gotteshaus, wo auch einige Parkmöglichkeiten bestehen.

Passionsweg bleibt über Wochen erhalten

Der Passionsweg 2022 soll zumindest über den gesamten April die Spaziergänger auf dem Tücking immer wieder zum Nachdenken und Meditieren anregen.

Die Pilgerfreunde treffen sich am Freitag, 29. April, zum Finale um 19 Uhr an der Kapelle „Zum guten Hirten“, um den Weg noch einmal gemeinschaftlich zu begehen und ihn an der Kapelle mit Feuerschein zu beschließen.

Aber auch im Anschluss sollen die einzelnen Stationen den interessierten Passanten noch eine Weile erhalten bleiben.

An den einzelnen Stationen, deren Gestaltung aus Respekt vor dem Wald mit den Forstleuten abgestimmt ist und an denen wiederholt Bänke zum Verweilen einladen, erwarten die Pilger zudem Texte und Bilder, aber auch Rätsel-, Lese- und Bastelmaterial zum Mitnehmen. Außerdem können Nutzer von Smartphones sich über auslesbare QR-Codes geistige und musikalische Anregungen auf ihr Handy runterladen. „Meine Fluchtstation am Quellteich am Ende des Philosophenweges zum Thema ,Flucht’ bietet beispielsweise musikalische Untermalung in Form von afghanischem Rap, einem ukrainischen Kinderchor oder auch einem anrührenden Lied, das von einem blinden Kind in den Trümmern von Damaskus gesungen wird“, erzählt Karin Thoma-Zimmermann.

Wer sich rund um die Osterzeit auf den „Weg der Hoffnung“ begeben und sich zugleich tiefer auf die multimedialen Impulse an den einzelnen Stationen einlassen möchte, sollte für den anregenden Rundgang durch die Natur auf jeden Fall anderthalb Stunden Zeit mitbringen.