Hohenlimburg. Mit Erdwärme will die Firma Kabel Premium Pulp & Paper künftig ihren Energiebedarf decken. Im Oeger Steinbruch fanden nun Test-Bohrungen statt

Wohl selten sorgten Störungen für so viel Freude wie nun im Oeger Steinbruch. Seit Anfang März bohrt dort das Frauenhofer Institut in den Boden, um Erkenntnisse für den Einsatz von Erdwärme für die Industrie zu sammeln. Nun die Meldung, die die Projektpartner frohlocken ließ: Immer wieder stoppte der Bohrkopf, der eigentlich rund 325 Meter tief in den Oeger Boden eindringen sollte. Denn das Wasser, das den Bohrkopf in der Tiefe kühlt, kam nicht mit dem zertrümmerten Gestein zurück an die Oberfläche.

Mitarbeiter vom Frauenhofer IEG bohren im Oeger Steinbruch in die Tiefe. Die Untersuchung an dem Kalkstein lieferten wichtige Erkenntnisse zur Machbarkeit von Geothermie für die Industrie vor Ort.
Mitarbeiter vom Frauenhofer IEG bohren im Oeger Steinbruch in die Tiefe. Die Untersuchung an dem Kalkstein lieferten wichtige Erkenntnisse zur Machbarkeit von Geothermie für die Industrie vor Ort. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Erst auf 63 Metern Tiefe, dann auf 120 Metern Tiefe – immer wieder stoppte die Bohrung. Bei 224 Metern Tiefe musste das Bohren schließlich abgebrochen werden. „Für unser Bohrprogramm waren das bescheidene Nachrichten“, sagt Kevin Lippert, Geologe bei Frauenhofer IEG. „Aber für die Geothermie sind es extrem gute Nachrichten.“

Erneuerbare Energie

Denn so zeigte sich für die Forscher, dass im hiesigen Massenkalk viele Brüche und Hohlräume und damit viel Platz für Wasser besteht. Und gerade Wasser aus der Tiefe könnte ein Schlüssel sein, um die Industrie vor Ort irgendwann unabhängig von Gas zu machen. Diese Vision treibt zumindest die Projektpartner Kabel Premium Pulp & Paper, das Fraunhofer Institut für Umwelttechnik und die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie an.

Die Idee: Statt Erdgas soll für das Papierwerk von Premium Pulp & Paper künftig heißes Wasser aus einer Kalksteinschicht rund vier Kilometer unter dem Gelände genutzt werden, um Prozessdampf für die Papierherstellung zu erzeugen. Das Wasser wird danach wieder in die Tiefe zurückgeführt. Öffentlich sind diese Pläne für eine Geothermieanlage in Kabel seit gut zwei Jahren, lange vor dem Krieg in der Ukraine und lange bevor Gaslieferungen zum Konfliktfeld wurden.

An einem Ortstermin im Oeger Steinbruch nahmen neben den Projektpartnern der Frauenhofer Einrichtungen und Premium Pulp & Paper auch Vertreter des NRW-Wirtschaftsministeriums, des Geologischen Dienstes NRW und der Wirtschaftsförderung Hagen teil.
An einem Ortstermin im Oeger Steinbruch nahmen neben den Projektpartnern der Frauenhofer Einrichtungen und Premium Pulp & Paper auch Vertreter des NRW-Wirtschaftsministeriums, des Geologischen Dienstes NRW und der Wirtschaftsförderung Hagen teil. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Geologische Untersuchungen im Umfeld des Betriebsgeländes bestätigten Prognosen des Geologischen Dienstes, dass die nötige Kalksteinschicht unter dem Boden vorhanden ist. Die Bohrungen in Oege waren nun ein wichtiger nächster Schritt. Denn ungeklärt ist bis heute die Frage, ob sich in besagter Kalksteinschicht überhaupt das nötige Wasser für Geothermie befindet. Für Test-Bohrungen bot da der Steinbruch in Oege beste Voraussetzungen: Denn die Gesteinsschicht, die in Hagen-Kabel auf vier Kilometern Tiefe liegt, tritt im Steinbruch Oege zutage. Grund dafür ist, dass die Schicht nicht parallel zur Oberfläche verläuft, sondern in einem Winkel von rund 35 Grad.

Wichtige Erkenntnisse

Für das Projekt sei der Steinbruch daher „Gold wert“, so der Geologe Kevin Lippert. „Wir konnten hier wertvolle Erfahrungen sammeln.“ Und diese Erfahrungen machen den Projektpartnern nun Hoffnung für den nächsten, schwierigen Schritt: Denn ganz ohne Bohrungen vier Kilometer tief in das Gestein in Hagen-Kabel wird es nicht gehen, um Gewissheit zu den Wasservorkommen dort zu bekommen.

„Technisch ist es möglich und geologisch ist es vielversprechend“, sagt Martin Machnik, Projektleiter bei Kabel Premium Pulp & Paper. „Wir bleiben am Ball und hoffen, dass wir nächstes Mal einen Bauplatz für die Bohrung in vier Kilometer Tiefe errichten.“ Dafür gilt es nun, Fördermittel zu sammeln. Denn die Bohrungen in der Tiefe in Kabel werden rund 35 Millionen Euro kosten.

Bohrloch wird weiter genutzt

Als Gastgeber im Steinbruch begrüßten die Geschäftsführer der Hohenlimburger Kalkwerke, Christian und Matthias Lange, die Initiative. Das für die Untersuchungen gebohrte Loch wird langfristig für Grundwassermessungen weiter genutzt