Hohenlimburg. Die Wiedereröffnung der alten Synagoge soll auch genutzt werden, um an die dramatische Geschichte des Hohenlimburger Gebetshauses zu erinnern.

,Hier vor der Tür, da wurden damals die Hohenlimburger Juden abgeholt.“ Christiane Bertram, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), zeigt aus dem Eingang der Synagoge hinaus, auf den davor liegenden Platz. ,,Die Menschen wurden dann zuerst nach Dortmund gebracht und von da aus in die Konzentrationslager“.

Die Wiedereröffnung der alten Synagoge, die am vergangenen Samstag im Rahmen eines Tages der offenen Tür gefeiert wurde, konnte trotz Schneefall einige interessierte Menschen in die Gedenkstätte locken. Der Anlass soll auch genutzt werden, um an die dramatische Geschichte des Hohenlimburger Gebetshauses zu erinnern.

Synagoge durch Bürgeraktion gerettet

,,Nachdem die letzten jüdischen Menschen in Hohenlimburg wegtransportiert wurden, wurde die Synagoge nicht mehr als solche genutzt.“ Erklärt Frank Fischer, der als evangelischer Vorsitzender für die GCJZ arbeitet. ,,Man hat dann hier eine Toilette eingebaut. Das ist schon ein Affront an sich, in so ein Gebäude so etwas einzubauen“, empört er sich. ,,Dann wurde die Synagoge als Lager verwendet und nach dem Krieg ist sie fast zerfallen“.

Nicht zuletzt die Bürgeraktion ,,Synagoge Hohenlimburg’’ sorgte dafür, dass die Synagoge erhalten blieb und restauriert wurde. 1986 wurde sie dann offiziell zu einer Gedenkstätte der Stadt Hagen ernannt. Im Januar 1999 eröffnete die Dauerausstellung ,,Lebendiges Judentum“ die durch den ehemaligen Vorsitzenden des GCJZ, Adalbert Böning, ins Leben gerufen wurde. Die Ausstellung ist vielfältig und beinhaltet viele Exponate der jüdischen Geschichte. So ist von Chanukka-Leuchter und Tallit bis Beschneidungsmesser alles dabei.

Christiane Bertram, Geschäftsführerin, und Frank Fischer, Vorsitzender, der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ)
Christiane Bertram, Geschäftsführerin, und Frank Fischer, Vorsitzender, der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) © Annalena Koch | Annalena Koch

Alte Synagoge in Hohenlimburg: Torarolle ausgestellt

Auf die Frage, welches Ausstellungsstück aber am außergewöhnlichsten sei, verweist Fischer auf eine Torarolle. Die Tora ist die heilige Schrift der Juden, weshalb eine solche Schriftrolle auch nicht ohne weiteres ausgestellt werden konnte. ,,Wenn Torarollen nicht mehr als solche verwendet werden, dann müssen sie für gewöhnlich vernichtet werden. Aber diese hier ist entwidmet worden, darum können wir sie hier zeigen’’ erklärt er.

Das ausgestellte Exemplar stammt ursprünglich aus Polen und stammt vermutlich aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. ,,Also ich finde das hier total interessant’’, sagt Helmut Friese, der mit seiner Frau die Veranstaltung besucht.

Fischer freut sich über die positive Resonanz, schließlich stecke hinter dem Event auch ein bestimmtes Ziel. ,,Die Ausstellung soll ein Bewusstsein für das jüdische Leben schaffen’’. Dass die Wiedereröffnung überhaupt stattfinden kann, dafür möchte sich Fischer noch einmal bei der Stadt bedanken. ,,Wenn wir diese provisorische Lösung nicht hätten, dann könnten wir erst nach Beendigung der Sanierungsarbeiten wieder in die Synagoge.’’

Grund dafür sei eine baufällige Mauer neben der Synagoge. Diese war zu einer Gefahr für das Gebäude geworden, weshalb die Türen der Synagoge rund ein Jahr lang geschlossen bleiben mussten. Gestützt wird die Mauer nun durch Sandsäcke. ,,Wir sind der Stadt total dankbar’’, so Fischer.

>>>> HINTERGRUND: Neue Stützmauer erst 2023

Die Stützmauer an der Alten Synagoge wird provisorisch mittels „Big Bags“ gesichert. Diese bleiben, bis die Stützkonstruktion saniert oder erneuert wurde, so der Wirtschaftsbetrieb Hagen.

Der WBH will dieses Jahr die Sanierung und Erneuerung der Stützmauer planen. Umgesetzt werde die Erneuerung der Mauer aber erst ab 2023.

„Bevor mit einer Planung begonnen werden kann, muss das oberhalb der Stützmauer gelegene Grundstück von Grünbewuchs befreit werden“, so der WBH auf Anfrage. „Im Anschluss müssen Vermessungsleistungen als auch Baugrundaufschlussuntersuchungen durchgeführt werden.“