Der anhaltende Ukraine-Konflikte lässt Pastor Christoph Schneider an diesem Sonntag auf die Kraft des Gebets und des Friedens.

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich wollte ich an diesem Wochenende vom Karneval schreiben. Dem weitgehend ausfallenden Karneval, den ich vermisse. Von der Freude und vom Lachen, die auch in Pandemiezeiten so wichtig sind.

Stattdessen sehe, lese und höre ich, dass eine Großmacht gegen ein anderes Land in den Krieg zieht. Vielleicht sind die Kämpfe, wenn Sie diese Zeitung in den Händen halten, schon vorbei. Angesichts der militärischen Kräfteverhältnisse wird der Angreifer seine Ziele schnell erreichen.

„Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.“ Dieser Ausspruch von Jesus wurde in den katholischen Gottesdiensten am letzten Sonntag vorgelesen. Würde das auch für Staaten gelten? Wohl kaum. „Auge und Auge, Zahn um Zahn“ – ist dieser Grundsatz aus dem Buch Exodus, dem 2. Buch Mose, eine staatliche Maxime? Wahrscheinlich auch nicht, da sich Konflikte auf diese Weise hochzuschaukeln pflegen.

Der Dichter Reinhold Schneider schrieb in einem Gedicht 1936: „Allein den Betern kann es noch gelingen das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten. … Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt, und Menschenhochmut auf dem Markte feiert.“ Als Reinhold Schneider diese Zeilen schrieb, begann die Gewalt, das „Schwert über den Köpfen“, gerade erst zu wüten. Das Gebet hat den Krieg damals nicht aufgehalten.

Und trotzdem halte ich die Zeilen für bedenkenswert. Letztlich siegt nicht der Hochmut, nicht die Aggression gegen andere, auch wenn sie sich oft lange an der Macht halten kann. Gebet kann auch viel bewirken – denken wir an die Friedensgebete in der DDR im Jahre 1989. Gebet kann „ansteckend“ wirken. Als Christinnen und Christen tun wir gut daran, immer wieder für den Frieden zu beten.

Das darf nicht das Einzige sein, was wir tun, aber es ist eine gute Grundlage für das Weitere. Frieden wächst im eigenen Umfeld, so wie Unfrieden dem negativen Denken über andere entspringt. „Herr, gib Frieden in unseren Tagen!“, so lautet ein Satz in jeder katholischen Messe. Angesichts dieser Welt und ihrer (Un-)Ordnung sollten wir nicht aufhören, um den Frieden in dieser Welt zu beten – und das zu tun, was dem Frieden dient.

Christoph Schneider ist katholischer Pastor im Pastoralen Raum Hagen/Mitte-West