Hagen. Am Berufskolleg Kaufmannsschule I in Hagen haben zwei Lehrer ein Fotostudio eingerichtet. Dort porträtieren sie ihre Schüler – für Bewerbungen.

Es sei schwierig, auf Kommando zu lächeln, sagt Caglar Özerol (16). Aber dann gelingt es ihm doch, und das Foto, das sein Lehrer von ihm schießt, kann sich in jeder Bewerbungsmappe sehen lassen. „Gute Fotos sind unheimlich wichtig, damit der erste Eindruck stimmt“, sagt Christian Schmidt.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Miriam Kleszewski ist der Pädagoge seinen Schülern auf außergewöhnliche Art und Weise bei der Jobsuche behilflich. In einem abgelegenen Flur des Schulgebäudes der Kaufmannsschule I, einem von fünf Berufskollegs in Hagen, haben die beiden Lehrer ein Fotostudio aufgebaut und bitten ihre Schüler zum Bewerbungsfoto vor die Leinwand. „Unser Anliegen ist es, die Jugendlichen in eine Ausbildung zu bringen“, sagt Kleszewski: „Und in dieses Ziel investieren wir viel Zeit und Energie.“

Ordentliche Bewerbungsmappe mit authentischem Porträtfoto

So wie bei Caglar Özerol. Er möchte Goldschmied werden und ist sich bewusst, dass eine ordentliche Bewerbungsmappe mit einem authentischen Porträtfoto, das weder zu fesch noch zu vornehm wirkt, der Türöffner zum Vorstellungsgespräch sein kann. „Ich finde es klasse, dass uns die Schule derart unterstützt“, freut er sich, nachdem er einen ersten Blick auf das eben erschaffene Foto geworfen hat.

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Zugewandt müsse ein Schüler auf einem Bewerbungsfoto aussehen, sagt Lehrer Schmidt, das Porträt solle ein dynamisches Aussehen vermitteln: „Andererseits darf der Schüler nicht wie ein Türsteher rüberkommen.“

Es ist keineswegs selbstverständlich, was die beiden Pauker hier vollführen. Tatsächlich gehört das Equipment (Kamera, Leinwand, Scheinwerfer etc.) den beiden Pädagogen, die sich als Hobbyfotografen bezeichnen und sowohl ihre Leidenschaft als auch die Ausrüstung für diese außergewöhnliche Form des Unterrichts einbringen.

Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse, Foto

Neben dem Anschreiben, dem Lebenslauf und den Zeugnissen macht das Foto den entscheidenden Teil einer Bewerbung aus. „Die Unternehmen spiegeln uns immer wieder, wie groß der Stellenwert dieser Dokumente ist“, berichtet Miriam Kleszewski: „Anhand dieser Kriterien wird nach wie vor ausgefiltert. Wenn eine Bewerbung nicht ordentlich ist, hat der Schüler kaum eine Chance auf einen Ausbildungsplatz.“

Das kann Marco Luciani, Ausbildungsleiter beim Hagener Bandstahlproduzenten CD Waelzholz, nur bestätigen: „Gerade im Anschreiben kann sich der Bewerber von der Masse abheben.“ Und auch das Foto sei wichtig. Zwar betrachte er es nicht unbedingt als Ausschlusskriterium, wenn sich ein Jugendlicher mit einem am Strand geschossenen Selfie bewerbe: „Aber schöner ist ein seriöses Foto. Wenn schon ein Selfie, dann bitte vor einem ordentlichen Hintergrund.“

Mund zum Lächeln geöffnet

Darüber brauchen sich die Schüler der Kaufmannsschule keine Gedanken mehr zu machen. Die Fotos, die Miriam Kleszewski und Christian Schmidt von ihnen schießen, zeigen sie vor ruhig-neutralem Hintergrund, das Gesicht gut ausgeleuchtet, der Mund zum Lächeln geöffnet.

Auch Perwin Mahmoud (20) wird in diesem Stil abgelichtet: „Ich bin mir noch nicht sicher, in welchem Beruf, aber ich möchte auf jeden Fall eine Ausbildung absolvieren, und jedwede Unterstützung bei der Bewerbung ist mir sehr willkommen“, freut sie sich über das Foto.

Und so ganz nebenbei haben die Schüler auch gelernt, auf Kommando zu lächeln. Denn ein leichtes Lächeln gehört dazu, um einen soliden ersten Eindruck zu hinterlassen.