Hagen. Er feiert Weihnachten nicht – trotzdem hat die Tradition in seinem Leben einen Platz. Er schmückt den Tannenbaum der Bildungsakademie Volmarstein

Obwohl Basil Abusarhan selbst Weihnachten nicht feiert, hat die Weihnachtszeit für ihn doch etwas Besinnliches. Etwas von Zusammenhalt. Von Wärme, Nächstenliebe, von Nähe, von Menschlichkeit. Es ist eine Tradition, die Menschen zusammenbringt. Eine Tradition, die auch zu seinem Leben in Deutschland dazugehört.

Basil Abusarhan ist Palästinenser, wurde in Bethlehem geboren, wo seine fünf Geschwister und seine Eltern bis heute leben. Er selbst lebt in Hagen, ist erst vor vier Jahren nach Deutschland gekommen. „Ich wollte Medizin studieren und etwas von der Welt sehen“, sagt der 23-Jährige, der mittlerweile im zweiten Ausbildungsjahr zum Pflegefachmann in der Bildungsakademie Volmarstein (BAVO) in Haspe ist.

Zum ersten Mal seit vier Jahren hat er in diesem Jahr seine Familie besuchen können, ist zurück in die Heimat gereist – und hat von seinem Besuch unter anderem aus Olivenholz geschnitzte Krippenfiguren mitgebracht. Und zum ersten Mal in seinem Leben hat Basil Abusarhan einen Tannenbaum in der Adventszeit geschmückt: im Flur der BAVO, die im Gebäude gleich neben dem Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe liegt. Dabei trägt er passenderweise einen bunten Weihnachtspullover.

Basil Abusarhan aus Bethlehem schmückt den Weihnachtsbaum in der BAVO in Hagen
Basil Abusarhan aus Bethlehem schmückt den Weihnachtsbaum in der BAVO in Hagen © WP | Michael Kleinrensing

Die Geschichte des jungen Mannes ist besonders und anders. Und das vor allem, weil Basil Abusarhan ein besonderer Mensch ist. Bodenständig, herzlich, klug, ambitioniert. Der 23-Jährige spricht fast einwandfreies Deutsch, erreicht Bestnoten in seinen Prüfungen, hat in Deutschland, als der Traum vom Medizinstudium zunächst scheiterte, erst ein Informatikstudium in Dortmund begonnen, dann in Saarbrücken ein Biophysik-Studium und anschließend in München ein Elektrotechnik-Studium. Aber all das konnte ihm nicht das geben, was er sich immer erträumt hat: einen Job in der Medizin. Vor allem aber einen Job, in dem er anderen Menschen helfen kann.

Integrationsmanager unterstützt

Erst die Ausbildung am Mops ermöglicht es ihm, im medizinischen Bereich Fuß zu fassen. „An eine Ausbildung hatte ich erst nie gedacht. Ich war nur zufällig mit einem Freund hier in Haspe, der an der Bildungsakademie ein Vorstellungsgespräch hatte. Dann kam eins zum anderen – und in meinem Kopf ist ein Licht aufgegangen“, sagt Basil Abusarhan. André Massoli, Integrationsmanager am Krankenhaus, ebnet Menschen wie Basil den Weg in den Beruf, unterstützt bei Formularen, Anträgen, der Wohnungssuche und allem, was eben in Deutschland gebraucht wird. Er sprach Basil an diesem Tag an – und überzeugte ihn, nach Hagen zu kommen.

Basil Abusarhan, hier mit Integrationsmanager André Massoli von der BAVO Bildungsakademie Volmarstein im Übungsraum der BAVO
Basil Abusarhan, hier mit Integrationsmanager André Massoli von der BAVO Bildungsakademie Volmarstein im Übungsraum der BAVO © WP | Michael Kleinrensing

„Wir haben mittlerweile Azubis und Fachkräfte aus 36 Nationen hier bei uns. Wir profitieren von Menschen wie Basil ungemein. Wir haben hier so viele bunte Geschichten, das ist einfach cool. Zumal Krankenhäuser ohnehin angesichts des Fachkräftemangels darauf angewiesen sind, Menschen aus dem Ausland anzuwerben. Viele, die herkommen, sind top-qualifiziert und vor allem hochmotiviert.“

Auch Basil Abusarhan: In seiner Heimat schaffte er sein Abi mit einem Schnitt von 1,0. Mittlerweile ist es auch hier anerkannt. Nach Abschluss der Ausbildung zum Pflegefachmann gibt es für ihn mehrere Möglichkeiten: Er kann sich entweder für eine Stelle in der Langzeit- oder Akutpflege entscheiden, oder doch noch Medizin studieren.

Kulturen kennenlernen

Für immer in Deutschland zu bleiben, könnte er sich durchaus vorstellen: „Zu meiner Familie habe ich digital Kontakt. Ich habe ihnen auch ein Bild mit dem Weihnachtsbaum geschickt, über das sie sich sehr gefreut haben. In Zukunft würde ich meine Familie aber auf jeden Fall gerne häufiger besuchen.“

Basil Abusarhan ist dankbar. Dankbar für die Möglichkeit, hier seine Ausbildung machen zu können, hier zu leben. „Die Arbeit macht mir Spaß“, blickt der 23-Jährige auf seine Erfahrungen am Mops, die sich in praktische und theoretische Einheiten unterteilen.

Diese Figuren hat der junge Hagener von seinem Besuch in Bethlehem mitgebracht.
Diese Figuren hat der junge Hagener von seinem Besuch in Bethlehem mitgebracht. © WP | Michael Kleinrensing

Für ihn ist es dabei besonders wichtig, sich hier zu integrieren, weltoffen zu sein, andere Kulturen kennenzulernen. „Mit meiner Familie haben wir nie Weihnachten gefeiert – dafür Ramadan, also den Fastenmonat der Muslime, oder das Neujahrsfest. Die Tradition hier finde ich trotzdem schön.“ Und so wird Basil Abusarhan Weihnachten in diesem Jahr auch weiterhin nicht feiern, aber er hat zumindest im Krankenhaus durch das kleine Geschenk und das Schmücken des Tannenbaums ein besonderes Zeichen gesetzt.

Ein Zeichen dafür, dass das respektvolle Zusammenleben der verschiedensten Kulturen funktionieren kann, wenn man nur offen dafür ist.