Hagen. Ein Blick auf die Jahre 2019 und 2020: Die Zahl der Messer-Delikte ist rückläufig. Die meisten Taten werden mit erlaubten Messern begangen.
25. Oktober, gegen 14 Uhr: Ein 32-Jähriger wird auf dem Schulhof der Gesamtschule in Hagen-Helfe schwer verletzt. Eine Gruppe von Männern schubst den Mann, einer schlägt ihm mit einem Hammer auf den Kopf, ein weiterer Täter sticht dem Verletzten mit einem großen Messer (Klingenlänge ca. 20 Zentimeter) in die Hand.
Einen Tag zuvor: In der Minervastraße wird die Mitarbeiterin (41) einer Spielhalle mit einem Küchenmesser bedroht und gezwungen, die Tageseinnahmen herauszugeben. Im Hagener Stadtgarten wird am 19. Oktober ein 47-Jähriger von zwei Räubern bedroht: Einer der Männer sticht ihm dabei – vermutlich mit einem Messer – von hinten in den Oberschenkel.
Gegenstand des alltäglichen Lebens
Es sind Fälle wie diese, nach denen die Redaktion Nachrichten erreichen, dass es heutzutage zu immer mehr Messer-Delikten kommt. Dass Jugendliche oder junge Erwachsene zu leicht an solche Waffen herankommen. „Letztlich muss man sagen, dass ein Messer ein Gegenstand des alltäglichen Lebens ist. Anders als Schusswaffen kann man Messer leichter erwerben“, sagt Polizei-Sprecher Tino Schäfer dazu.
Dass die Zahl der Messerdelikte aber exorbitant zugenommen hat, beobachtet die Polizei zumindest in Hagen nicht. Zwar liegen die abschließenden Zahlen für dieses Jahr noch nicht vor. Aber ein Blick auf die vorangegangenen Jahre zeigt, dass die Zahl der Delikte eher zurückgeht. Mit der Erkenntnis: „In den allermeisten Fällen haben die Taten mit Messern stattgefunden, die nach Waffengesetz nicht verboten sind“, so Schäfer.
Zahl der Straftaten rückgängig
Welche Messer erlaubt sind und welche nicht, ist nicht ganz so einfach erklärt. „Es gibt Messer, die verboten sind. Man darf sie also weder mitführen noch besitzen“, so Schäfer. Dazu zählt beispielsweise ein Butterfly-Messer.
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Verboten sind auch versteckte Messer, beispielsweise solche, die als Kugelschreiber oder Kette getarnt sind. Einen Dolch hingegen dürfe man besitzen (ab 18), aber nicht mitführen, so Schäfer: „Bei den klassischen Taschenmessern ist die Klingenlänge entscheidend. Ist die Klinge länger als 12 Zentimeter, darf man die Messer nicht mit sich führen. Die Messer dürfen außerdem nicht klappbar sein.“
2019 wurden in Hagen 17 Straftaten mit einem Messer dokumentiert, die gegen das Waffengesetz verstießen, 84 Taten mit sonstigen (also erlaubten) Messern, vier Straftaten mit sonstigen Stichwaffen (beispielsweise Kugelschreiber). „Im Jahr 2020 wurden nur noch fünf Taten mit Messern registriert, die gegen das Waffengesetz verstoßen, 45 mit sonstigen Messern, vier mit sonstigen Stichwaffen“, so Schäfer. Das allein sind allerdings nicht die Fälle, in denen auch jemand mit einem Messer verletzt worden ist. Die Messer können bei einer Personenkontrolle gefunden worden oder aber als Drohmittel eingesetzt worden sein.
Weniger Körperverletzungen
Dokumentiert hat die Polizei aber auch diese Fälle: 2019 wurden drei schwere/gefährliche Körperverletzungen mit einem Messer begangen, die gegen das Waffengesetz verstoßen, 30 mit sonstigen Messern, keine mit anderweitigen Stichwaffen – insgesamt also 33 Fälle.
Zahlen gehen NRW-weit zurück
Ein Blick auf die Zahlen in ganz Nordrhein-Westfalen, die aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervorgehen: In 4669 Fällen wurde im Jahr 2020 ein Messer als Tatmittel eingesetzt. Das sind 19,2 Prozent weniger Fälle als noch im Vorjahr ( minus 1111 Fälle).
Zu den Straftaten konnten 4608 Tatverdächtige ermittelt werden – und 5941 Opfer wurden registriert.
63,1 Prozent der Opfer blieben unverletzt. In 38,7 Prozent der Fälle handelte es sich um Körperverletzungsdelikte
2020 waren es 22 Fälle von schwerer/gefährlicher Körperverletzung mit sonstigen Messern, drei mit sonstigen Stichwaffen – also 25 Fälle. Allesamt mit nach dem Waffengesetz erlaubten Messern.
„Man wird solche Taten leider nie ganz verhindern können. Messer sind ein Gegenstand des alltäglichen Lebens“, so Schäfer. Den Verallgemeinerungen, dass die Zahl der Delikte kontinuierlich steige, will die Polizei jedoch klar entgegentreten.
Die Zahlen für die vergangenen zwei Jahre zumindest sprechen eine andere Sprache.