Boele. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte müssen die Boeler Loßröcke ohne einen Oberloßrock durch die Session. Präsident Thomas Sieker im Interview.

Aufgrund der Unwägbarkeiten durch die Corona-Pandemie hat sich kein Kandidat bereit erklärt, das höchste Amt der Loßröcke Boele – das des Oberloßrocks – für die Session 21/22 zu übernehmen. Die Enttäuschung der Mitglieder ist groß nach der entscheidenden Versammlung am 11.11, bei der traditionell der neue Würdenträger in der Loßrockhalle auserkoren wird. Vereinspräsident Thomas Sieker spricht im Interview von einem einmaligen Vorgang in der über 70-jährigen Vereinsgeschichte, auf den man aber vorbereitet sei.

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Herr Sieker, vor Jahren sah es schon einmal so aus, als wenn kein Oberloßrock gefunden würde. Dann sprang doch noch jemand ein. Ist das nicht doch noch zu erwarten?

Thomas Sieker: Nein, diesmal nicht. Corona ist ein Einschnitt für uns, der vieles erschwert und der es auch für mögliche Kandidat oft unmöglich macht, in so einer Session, die durch die steigenden Zahlen ja auch nicht sicher ist, anzutreten. Manche tragen Verantwortung für ihre alten Eltern, andere haben geschäftlich und beruflich eine schwierige Zeit hinter sich. Und andere haben vielleicht schon Sorge, einen vollen Saal zu betreten. Das müssen wir leider respektieren.

Die Loßröcke wählen ihre Symbolfigur nach altem Brauch tatsächlich erst am 11.11. Ist das nicht vielleicht auch zu spät, wenn es um die Kandidatenfindung geht?

Wir führen die Wahl bereits in der Monatsversammlung im September durch. Sollte sich da niemand stellen, wiederholen wir das in den folgenden Monatsversammlungen. Traditionell möchten viele Mitglieder aber erst am 11.11. gewählt werden, daher stellt sich im Vorfeld selten ein Kandidat. Diesmal kam allerdings hinzu, dass wir gar nicht wussten, ob und wie die diesjährige Session stattfinden kann. Daran merkt man einfach, wie wenig planbar die Dinge im Moment für uns sind.

Fürchten Sie sich, dass die Suche künftig noch schwieriger wird?

Nein, denn es gibt schon mehrere Kandidaten, die ihr Wort gegeben haben, unseren Verein zu repräsentieren. Darunter sind aber viele, die das an persönliche Jubiläen knüpfen. Zum Beispiel, wenn die persönliche Zeit als Nachwuchspaar 25 Jahre zurückliegt oder die Amtszeit des Vaters sich besonders jährt. Das haben wir im Blick und da gibt es auch Kandidaten.

Was heißt das in den Sälen nun?

Das möchte ich ganz klar sagen: Für uns als Verein heißt das nun, dass wir Geschlossenheit zeigen. Wir Kittelträger werden auf den Bühnen stehen und die Loßröcke würdig vertreten. Unser Ziel ist es, wie jedes Jahr, den Menschen Freude und ein wenig Ablenkung vom Alltag zu bringen. Das können wir nur, indem wir alle an einem Strang ziehen. Den Beweis hat der Verein schon oft geliefert. Wir möchten die Situation nutzen, um dem Nachwuchspaar noch mehr Aufmerksamkeit als sonst zu widmen. Und die Loßröcke stellen in diesem Jahr mit meinem Sohn und meiner Schwiegertochter, Robin und Mandy Sieker, ja auch das Hagener Prinzenpaar.

Mit Thomas Sieker sprach Mike Fiebig