Auch im Digitalzeitalter in ein Präsenz-Bürgeramt zu investieren, hält WP-Kommentator Martin Weiske für absolut angemessen.

Digitalisierung ist nicht bloß ein modisches Schlagwort, das in keiner Fensterrede fehlen darf, sondern längst auf fast allen Ebenen unseres Miteinanders eine Realität. Dass es hier durchaus noch Optimierungsreserven gibt, haben die Corona-Monate eindrucksvoll offengelegt. Zugleich wurde deutlich, welche Möglichkeiten diese modernen Technologien eröffnen, wenn man denn bereit ist, sich darauf einzulassen. Aber es wurde ebenso offenkundig, dass es Abgehängte und reichlich offene Fragen gibt, die sich eben nicht virtuell, sondern bloß im persönlichen Gespräch lösen lassen.

Daher ist es richtig und vollkommen angemessen, wenn die Stadt Hagen jetzt durch ein zeitgemäßes und offenes Zentrales Bürgeramt auf den Flächen einer Shopping-Mall ihr bestehendes Angebot noch einmal verbessert und durch diese Standortwahl aktiv auf die Menschen zugeht. Dass die Bürger den direkten Kontakt mit ihrer Kommune durchaus suchen und schätzen, beweisen allein die langen Wartezeiten, die man derzeit in den Außendependancen akzeptieren und aushalten muss, während in der Innenstadt unter Hochdruck noch immer die immensen Hochwasserschäden beseitigt werden.

Letztlich gibt es durch diese neue, erweiterte Anlaufstelle, die im Sommer kommenden Jahres zur Verfügung stehen soll, nur Profiteure:

  • Die Stadt kann durch die Konzentration ihrer Service-Angebote Verwaltungswege verkürzen und die berühmten Synergien nutzen;
  • den Bürgern bleibt zermürbendes Ämter-Hopping erspart, wenn es eine Anlaufstelle für noch mehr Servicedienstleistungen gibt;
  • die Einkaufsgalerie kann sich über einen langjährigen, verlässlichen, stets solventen Mieter freuen, der einerseits eine Öffnung des Konsumtempels zur Holzmüllerstraße garantiert und andererseits eine gewisse Besucherfrequenz für die übrigen Mieter in den beiden Flanieretagen liefert.

Allesamt Effekte aus einer „alten Welt“, die aber auch im Digitalzeitalter nicht vergessen werden darf und manchmal auch gar nicht so verkehrt ist.