Hagen/Eslohe. Der Betrieb von David Jakobs im Volmetal wird durch die Flut zerstört. 26 Dachdecker-Meisterschüler aus dem Sauerland rücken an, um zu helfen.

Mehr als zwei Monate liegt die große Flutkatastrophe nun zurück. Zwei Monate, in denen es nach und nach ruhiger um die Schicksale geworden ist, um die zerstörten Häuser, die Firmen. „Dabei geht jetzt der Wiederaufbau erst richtig los“, sagt Karl-Heinz Ester, Vorsitzender vom Innungsverband des Dachdeckerhandwerks Westfalen und Vorstand der Henke AG in Hagen. Er selbst ist mit seinem Betrieb in Eckesey von der Flut betroffen. Schäden in Höhe von 3 Millionen Euro.

Trotzdem steht er heute hier auf dem Hof vom Dachdeckerbetrieb Jakobs in Hagen. Genau wie 26 Meisterschüler der Dachdeckerschule aus Eslohe. „So ein katastrophales Schadensausmaß habe ich in meinen ganzen 51 Lebensjahren noch nicht gesehen“, sagt Frank Lerch. „Solche Bilder kennt man sonst nur aus dem Fernsehen.“

Sie alle sind hier, um zu helfen. Mit anzupacken. Putz abzutragen, Wände einzureißen. Die Heizung rauszureißen, den Boden aufzuschütten und geradezuziehen, die letzten Schlammreste, die die Volmeflut hier hinterlassen hat, wegzuschaufeln. „Aber bis wir hier wieder normal arbeiten können, wird es sicherlich noch etwas dauern“, sagt David Jakobs. Er leitet den Betrieb hier, direkt an der Volme, seit 9 Jahren – gemeinsam mit seiner Frau Wiebke Haarmann. Als die Flut kam, waren sie, wie so viele andere, machtlos.

Unterstützung aus dem Volmetal

Der Betrieb von  Dachdeckermeister David Jakobs (im Bild) wurde bei der Flutkatastrophe schwer beschädigt. 
Der Betrieb von  Dachdeckermeister David Jakobs (im Bild) wurde bei der Flutkatastrophe schwer beschädigt.  © WP | Michael Kleinrensing

Sie ließen die Firma zurück, konnten das Gelände drei Tage lang nicht erreichen, weil die Wassermassen und die Zerstörung der Flut den Weg versperrten. „Als ich zum ersten Mal wieder hier auf dem Hof stand, war ich erstmal den Tränen nahe“, räumt David Jakobs ein. Der Betrieb ist nicht versichert. Die Wassermassen drückten durch die Fenster, durch jede noch so kleine Ritze. Schaden: 200.000 Euro. Lagerräume, Material, Werkzeuge – alles zerstört. Ein Ölfilm liegt noch jetzt auf den Wänden.

Zunächst bekam das Ehepaar Unterstützung von den Pfadfindern St. Elisabeth – und natürlich der Familie – bei den Aufräumarbeiten. Auch der TuS Volmetal unterstützte das Ehepaar finanziell. „Aber die Aktion hier ist noch einmal etwas Besonderes“, sagt Wiebke Haarmann und lächelt.

Mit Material, Schippe, Schubkarren, Spachteln und sogar einem Trecker mit Frontlader sind die Schüler nach Hagen gereist, um hier freiwillig zu helfen, das Gelände des Betriebes wieder auf Vordermann zu bringen.

Spendenaktion ins Leben gerufen

„Das war für uns selbstverständlich, als unser Lehrer uns gefragt hat. Wir wollten mit anpacken“, sagt Meisterschüler Kevin Schäfer (26). Jede helfende Hand wird gebraucht.

Fritz-Marius Sybrecht (Hauptgeschäftsführer vom Innungsverband Westfalen), betont: „Wir haben vorab eine Spendenaktion ins Leben gerufen. 25.000 Euro an finanziellen Mitteln und noch einmal Material im Wert von 25.000 Euro sind auf diesem Weg zusammengekommen. 80 Prozent der Spenden kommen dem Betrieb Jakobs zugute. Wir wollten damit auch ein Zeichen setzen, dass wir in der Innung als Solidargemeinschaft zusammenhalten.“ Für den Betrieb ein Lichtblick. Auch wenn nach dieser Hilfsaktion immer noch viel zutun bleibt: „Wann es wieder richtig losgehen kann, wissen wir nicht. Aber wir geben nicht auf“, so Jakobs.