Altenhagen. Nach der Messer-Attacke in Hagen greifen vier junge Männer beherzt ein: Sie helfen den Opfern und stellen den Täter auf der Flucht in Altenhagen.

Sie wollten eigentlich bei einer Wasserpfeife nur entspannen. Doch dann kam die blutige Messer-Attacke dazwischen und mit der Ruhe war es schlagartig vorbei. Heute sind die vier jungen Männer aus der Shisha-Bar die Helden des Tages.

Dienstagabend, gegen 18.50 Uhr: An der Altenhagener Straße, dort wo die Treppe zum Parkplatz des Edeka-Markts herunterführt, sticht ein Mann (42) plötzlich zu. Die elf Zentimeter lange Klinge seines Küchenmessers trifft eine Frau (43). Vier Stiche rammt er ihr in Bauch und ihr Freund (41), der sie begleitet, bekommt einen Messerhieb ab. Beide Opfer werden lebensbedrohlich verletzt. Der angetrunkene Täter flüchtet über die Straße, läuft direkt an der „Mist Hookah Lounge“ vorbei.

In dieser Shisha-Bar sitzen die vier Freunde Onur, Mette, Ferhat und Hakan gemütlich zusammen. Sie rauchen Wasserpfeife, als sie von draußen Geschrei und Aufregung mitbekommen: „Da wurde gerade jemand abgestochen.“

Hagener eilen den Opfern zur Hilfe

Schlagartig war den Freunden klar, dass sie jetzt helfen müssen. An der Parkplatz-Treppe hatten sich bereits Schaulustige gesammelt: Dort stand ein VW-Passat-Kombi. Die schwerverletze Frau, die sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, saß auf dem Beifahrersitz, blutete stark im Bauchbereich.

Spontan wurde Ferhat zum Ersthelfer: „Ich habe mein T-Shirt ausgezogen und ihr die klaffende Wunde abgedrückt.“ Das völlig aufgeregte Opfer berichtete ihm, dass ihre linke Körperseite bereits taub sei und es ihr wärmer würde. „Die Frau stand kurz davor, ihr Bewusstsein zu verlieren“, so Ferhat, „deshalb habe ich beruhigend mit ihr gesprochen, bis die Rettungskräfte eintrafen.“

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Auch die drei anderen Freunde blieben nicht untätig. Sie verfolgten den Messerstecher bis zum Friedensplatz. Der ging dort ganz gemütlich umher. „Und hatte seine Hände locker in den Hosentaschen, als wäre nichts geschehen“, erzählt Hakan, „der Platz war zu diesem Zeitpunkt gut besucht von Familien, auch mit kleinen Kindern. Die wussten ja gar nicht, was passiert ist.“ Auch für Onur war schlagartig klar: „Wir müssen jetzt eingreifen, wer weiß, was der noch vorhat.“

Täter am Friedensplatz in Hagen überwältigt

Der Messerstecher wurde umzingelt und von den drei Freunden kurzerhand zu Boden gebracht. Dabei fiel auch das Tatmesser auf das Pflaster. „Wir haben ihn dort am Boden festgehalten, bis die Polizeibeamten eintrafen und ihn festnahmen“, schildert Mette.

Die zuständige Haftrichterin hat am Mittwochmittag einen Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen. Grund für die blutige Attacke soll eine Beziehungstat sein: Der mutmaßliche Messerstecher und seine beiden Opfer, die weiterhin in Lebensgefahr schweben, kannten sich. Womöglich war nicht nur Alkohol, sondern auch Eifersucht auf den neuen Liebhaber als Motiv mit im Spiel.

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Der heldenhafte Einsatz der vier Freunde war nicht ungefährlich. Grundsätzlich sei Vorsicht und Zurückhaltung geboten, wenn bei einer Straftat Waffen oder Messer im Spiel sind, rät die Polizei. Staatsanwältin Miriam Strunk (30) freut sich trotzdem: „Es ist toll, dass die Freunde durch ihr schnelles Eingreifen Zivilcourage bewiesen haben. Bei der Erstversorgung des Opfers und beim Ergreifen des Täters.“

Die Altenhagener Straße musste nach der Messer-Attacke in Hagen gesperrt werden.
Die Altenhagener Straße musste nach der Messer-Attacke in Hagen gesperrt werden. © Alex Talash | Alex Talash