Hagen. Wie tickt eigentlich der Bundestagskandidat der Hagener CDU? Christian Nienhaus beantwortet 58 Fragen der Stadtredaktion.

58 Fragen und Satzanfänge – 58 Antworten und Ergänzungen. Mit dem Format „58 Hagen“, das auf die ehemalige Postleitzahl der Stadt Hagen anspielt, stellt die Stadtredaktion Hagen die sechs Kandidaten, die für Hagen bei der Bundestagswahl am 26. September das Direktmandat holen wollen, auf eine besondere Art vor. Es geht um Inhalte, es geht um Persönliches. Heute hat Christian Nienhaus (CDU) das Wort.

1. Die Flutkatastrophe ist das bestimmende Thema der letzten Wochen. Wie wollen Sie sicherstellen, dass der Bund auch langfristig die Stadt nicht hängen lässt?
Indem ich den Berliner Entscheidungsträgern klarmache, wie wichtig viele Hagener Unternehmen für die Lieferketten von anderen Industriebetrieben in ganz Deutschland sind.

2. Welche Programme und Konzepte müssen her, um Städte wie Hagen vor den Folgen von Hochwassern zu schützen?
Es braucht einen baulichen Hochwasserschutz. Dazu gehören auch Vorrichtungen, die nur im Hochwasserfall zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel Spundwände und Sandsackdepots. Außerdem braucht es ein Programm zum Aufforsten der Borkenkäfer-geschädigten Waldflächen sowie Renaturierungen der Flüsse, wie sie bereits im Lennetal angelegt wurden.

3. Der Klimawandel wird in Städten wie Hagen spürbar. Was sind die wichtigsten Konsequenzen?
Die Maßnahmen zu Frage 2 sowie der Ausbau des Radwegenetzes und die Elektrifizierung des ÖPNV.

Steckbrief Christian Nienhaus

Christian Nienhaus ist verheiratet mit seiner Frau Brigitte. Er hat einen Sohn (33). Nach dem Abi am Gymnasium Hohenlimburg hat er in Bochum Ökonomie studiert.Der studierte Wirtschaftswissenschaftler arbeitete bei diversen Verlagen (Gruner+Jahr 1984 bis 1995, Badischer Verlag 1995 bis 2000, Süddeutsche Zeitung 2000 bis 2001, Axel Springer 2001 bis 2008, WAZ-Mediengruppe 2008 bis 2014).2015 kehrte er zu Springer zurück und wurde sowohl Vorsitzender der Geschäftsführung von Sales Impact als auch von Media Impact. Aktuell ist Nienhaus Geschäftsführer des Verlagsbereiches News Media Print.

4. Wie kann es gelingen, Hagen zu einer Modellregion für Wasserstoff zu machen?
Wir brauchen eine Wasserstoffzufuhr über die Umwidmung von Gasleitungen, um der Hagener Industrie grün produzierten Wasserstoff, der zum Beispiel von Windkraftanlagen in der Nordsee produziert wird, zuführen zu können.

5. Die Stadt Hagen hat einen Schuldenberg angehäuft. Braucht es einen Schuldenschnitt und wie kann man den durchsetzen?
Ein Schuldenschnitt würde bedeuten, dass die Kredite ausfallen. Was es braucht, ist eine Schuldenbeihilfe durch den Bund. Dafür werde ich mich in Berlin einsetzen.

6. Durch Erhöhung der Gewerbesteuer und der Grundsteuer hat Hagen versucht, die Finanzen in den Griff zu bekommen. Ist das das geeignete Instrument, um Unterschiede zwischen den Kommunen auszugleichen? Die Gewerbesteuer und die Grundsteuer sind die wichtigsten Gemeindesteuern, deren Höhe die Stadt Hagen über Hebesätze selbst beeinflussen kann. Gleichzeitig führt eine Erhöhung der Gewerbesteuer zur Abwanderung von Unternehmen. Notwendig wäre eine stärkere Beteiligung der Gemeinden an der Einkommenssteuer.

7. 64 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Hagen haben einen Migrationshintergrund. Wie kann es gelingen, gleiche Chancen unabhängig von Herkunft und Wohnort zu sichern?
Ich halte es für besonders wichtig, dass es einen intensiven Sprachunterricht in Deutsch für alle Kinder gibt, die nicht gut Deutsch sprechen. Kitas, Grundschulen und weiterführende Schulen brauchen dringend eine bessere Ausstattung; personell wie auch mit genug Raum und Lehrmittel. Übrigens verhindert gute Bildung auch Ausgrenzung und fehlende Toleranz.

8. Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien strapazieren die Integrationsfähigkeit. Wie soll das weitergehen?
In der EU ist Arbeitnehmerfreizügigkeit vereinbart, aber nicht, dass sich jeder EU-Bürger ein Sozialsystem seiner Wahl aussuchen kann. Der deutsche Staat muss sich gegen Missbrauch stärker wehren. Wir müssen auch sicherstellen, dass die Stadt ein Vorkaufsrecht für ihre Immobilien bekommt, um „Schrottimmobilien“ auch abzureißen, statt dass diese durch massenweise Zuwanderer unter unsäglichen Bedingungen bewohnt werden.

9. Die Stadt Hagen fordert für das Industriegebiet Herbeck einen Autobahnanschluss. Was werden Sie in Berlin dafür tun?
Ich befürworte den Autobahnanschluss und werde mich beim Verkehrsministerium dafür einsetzen.

10. Die Coronakrise hat auch die Hagener Kulturszene hart getroffen. Was muss der Bund für die Kultur tun?
Vor allem muss ein weiterer Lockdown vermieden werden, damit auch für die Kultur- und Veranstaltungsszene wieder eine Perspektive besteht.

11. Hagener Unternehmen klagen immer wieder über hohe bürokratische Hürden. Was muss besser werden?
Staatliche Stellen müssen deutlich besser digitalisiert werden, der Kontakt zu Behörden muss über digitale Wege möglich sein. Förderbescheide und Genehmigungen müssen unkomplizierter beantragt und erteilt werden können.

12. Im Fördermittel-Ranking ist Hagen stets Letzter. Muss das so bleiben?
Die in der Frage unterstellte Aussage ist nach Auskunft des Stadtkämmerers nicht richtig. Folglich kann Hagen auch in Zukunft darauf vertrauen, Fördermittel für Projekte einwerben zu können.

13. Ist an der Politikverdrossenheit der Bürger eigentlich der Bürger schuld?
Nein. Es liegt zum Teil an den Parteien, wir hätten zum Beispiel unseren Parteivorsitzenden per Urwahl wählen können. Zum Teil liegt die Verdrossenheit auch an den Medien, für die ein Skandal immer eine bessere Geschichte ist als etwas, das funktioniert.

14. Warum lohnt für Hagen der weite Blick auf den Politikbetrieb im Bundestag?
Die Bundesgesetze und die Arbeit der Bundesregierung sind für alle Menschen, die in Deutschland leben, sehr relevant und betreffen daher auch die Hagenerinnen und Hagener. Politik im Großen wirkt sich immer auch auf den einzelnen Menschen aus.

15. Berlin ist von der Lebensrealität in Hagen weit entfernt – wie halten Sie den Draht in die Heimat?
Ich bin es seit vielen Jahren gewohnt, zwischen zwei Wohnsitzen zu pendeln. Als Bundestagsabgeordneter muss man am Sitz des Parlaments und im Wahlkreis gleichermaßen präsent sein. Darin habe ich bereits Übung.

16. Von Breckerfeld bis Hagen – Ihr Wahlkreis ist vielfältig. Wie gelingt dieser Interessenspagat?
Das ist ja das Großartige an diesem Wahlkreis: Wir haben Landwirtschaft, Wälder, leistungsfähige Industrie, schöne Geschäfte, eine interessante Gastronomie sowie Theater und Sportvereine. Das Leben ist bunt und vielfältig, zum Glück gerade auch in meinem Wahlkreis.

17. Welche Rolle spielen soziale Netzwerke im Wahlkampf?
Man kann nicht darauf verzichten, aber die Reichweite der Westfalenpost ist in Hagen nach wie vor bedeutsamer als die der sozialen Netzwerke.

18. Die Elektromobilität in Hagen kommt nur schwer in die Gänge. Ist sie in einer Stadt wie Hagen für Massen eine Alternative?
Ich schlage vor, dafür eine Straßenbahn zu bauen. Außerdem wäre der Ausbau von Parkplätzen mit Ladesäulen notwendig.

19. Wie denken Sie über den scheidenden Abgeordneten René Röspel?
Jedenfalls war es ein Fehler der SPD, ihn in einer Kampfabstimmung durch einen unerfahrenen Bewerber zu ersetzen.

20. Wie kann der ÖPNV für Menschen in Städten wie Hagen attraktiver werden?
Durch einen klaren Zeittakt, attraktive Umsteigemöglichkeiten und günstige Preise.

21. Welches ist Ihre Wunschkoalition auf Bundesebene?
Ein Bündnis mit der FDP wäre für unser Land am besten.

22. Wie beurteilen Sie den Spitzenkandidaten Ihrer Partei?
Armin Laschet hat in NRW gezeigt, dass er gute Leute in sein Kabinett einbinden und gute Arbeit leisten kann.

23. Worüber möchten Sie gerne Ihre erste Rede im Bundestag halten?
Über das Erreichen von Klimaneutralität bei gleichzeitigem Erhalt von industriellen Arbeitsplätzen in Deutschland. Dies ist möglich durch eine Intensivierung des Ausbaus von erneuerbaren Energien und eine kluge Wasserstoffstrategie.

24. Was sagen Sie einem Impfgegner?
Durch Impfungen sind schon die früher tödlichen Krankheiten wie Diphtherie, Tuberkulose und Kinderlähmung besiegt worden. Auch bei COVID19 sind die Impfungen erfolgreich. Darüber hinaus schützen wir mit Impfungen diejenigen, die sich nicht impfen lassen können, wie Kinder oder chronisch erkrankte Menschen.

25. Brauchen wir mehr oder weniger Europa?
Wir brauchen mehr Europa in der Außen- und Sicherheitspolitik und weniger europäische Bürokratie sowie weniger Europa bei der Regelung kultureller Eigenheiten wie französischem Käse oder dem Reinheitsgebot des Bieres.

26. Was war ihr größter politischer Fehler?
Dass ich es nicht geschafft habe, Armin Laschet davon zu überzeugen, seine Führungsmannschaft mit Friedrich Merz, Silvia Breher u. a. stärker herauszustellen.

27. Wie beurteilen Sie die Rolle Deutschlands in Afghanistan?
Deutschlands Streitkräfte waren und sind nicht in der Lage, unabhängig von den USA in einem Land wie Afghanistan zu agieren. Über die Konsequenzen müssen wir eine politische Debatte führen.

28. Sollte eine Stadt wie Hagen Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen?
Wir sollten die „Ortskräfte“, die die Bundeswehr unterstützt haben, in Deutschland und damit auch in Hagen aufnehmen. Aber wir sollten keine größere Zahl von Flüchtlingen aus Afghanistan nach Deutschland holen.

29. Wie denken Sie über den Spruch: Politik ist ein schmutziges Geschäft?
Politik sollte weder schmutzig noch ein Geschäft sein. Es wäre schön, wenn sich mehr Leute politisch engagieren würden.

30. Wie beurteilen Sie das Wirken von Angela Merkel?
Sie hat als erste Frau das Amt der Bundeskanzlerin erreicht und 16 Jahre lang ausgefüllt. Dabei wurden natürlich auch Fehler gemacht, insgesamt jedoch wird sie mit einer positiven Bilanz in die Geschichte eingehen.

31. Wo sehen Sie ihr politisches Steckenpferd?
In der Wirtschafts- und Sozialpolitik.

32. Wie sollte Deutschland mit Recep Erdogan umgehen?
Wir sind mit dem türkischen Volk befreundet und sollten aber gerade deshalb darauf hinwirken, dass Demokratie und Pressefreiheit in der Türkei wieder gesichert werden.

33. Welche Rolle sollte die Bundeswehr künftig spielen?
Die Bundeswehr sollte in Europa gemeinsam mit unseren Verbündeten die Sicherheit des freien Westens auch gegen Despoten verteidigen können. Dazu sind höhere finanzielle Mittel nötig, als sie Finanzminister Scholz und die SPD bisher zugestehen wollen.

34. Wie stehen Sie zum Tempolimit 130 auf Autobahnen?
Ich bin für streckenabhängige variable Tempolimits und gegen ein generelles Begrenzen auf 130.

35. Wenn ich selber sportlich werde, dann... steige ich auf mein Rennrad.

36. Wenn ich in Hagen essen gehen möchte,… habe ich die Qual der Wahl. Gerne gehe ich zum Beispiel in die neue Färberei auf dem Elbersgelände.

37. Im Haushalt kümmere ich mich… um die Getränke, das Bettenmachen, Auslauf und Pflege der Hunde sowie alles, was meine Frau mir zuweist. Für den Haushalt meiner Berliner „Bude“ bin ich komplett selbst verantwortlich.

38. Im Hagener Stadttheater schaue ich… zur Bühne! Toll, was alle dort leisten.

39. Meine absolute Stärke ist,… dass ich gut zuhören kann, schnell erkenne, was wichtig ist und dann zügig entscheide und handle.

40. Meine Schwäche ist,… dass ich viel zu gerne Nudeln esse.

41. Mein letzter Konzertbesuch… war bei Rod Stewart.

42. Ich würde an einer Demonstration teilnehmen, die... Freiheitsrechte verteidigt und staatliche Bevormundung bekämpft.

43. An Hagen schätze ich,… dass man von jedem Ort in Hagen innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß im Wald sein kann.

44. Mich ärgert an Hagen,… dass an vielen Stellen Radwege fehlen.

45. Das Schönste an Berlin… ist das 6-Tage-Rennen.

46. Wenn ich einen halben Tag Zeit in Hagen habe,… gehe ich im Wald spazieren und anschließend schön essen.

47. Live-Sport in Hagen genieße ich… bei den Basketballern von Phoenix Hagen.

48. In der Corona-Pandemie vermisse ich… Live-Events und Konzerte.

49. Wenn ich nicht in den Bundestag einziehe,… würde ich eine Niederlage auch sportlich nehmen.

50. Ich koche am liebsten… Penne alla Gorgonzola.

51. Am Morgen des 27. Septembers… werde ich ausschlafen und wissen, wie die Wählerinnen und Wähler entschieden haben.

52. Meine Traumreise führt… in die Südsee.

53. Wenn ich mal richtig Heißhunger habe... werde ich auch bei McDonald’s schwach.

54. Ich lasse alles liegen und stehen für einen Film mit... den Star-Wars-Helden.

55. Ich ärgere mich bis heute, dass ich... es als Spieler nie in die Basketball-Bundesliga geschafft habe.

56. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich... immer wieder meine Frau heiraten.

57. Meine erste Platte war von … Creedence Clearwater Revival.

58. Beim Blick auf mein Konto ... muss ich mir keine Sorgen machen.