Hohenlimburg. Nach mehr als 35 Jahren schließt Jutta Middelhaufe ihre „Stofftruhe“ in Hohenlimburg. Ende des Jahres soll Schluss sein für den kleinen Laden

Die Stofftruhe schließt. In dem kleinen Geschäft an der Lohmannstraße gibt es bunte Stoffe, Nähgarn und mehr seit gut 35 Jahren. Die gelernte Hutmacherin Jutta Middelhaufe stand in all den Jahren hinter der Theke und führte die Geschäfte. Ende dieses Jahres soll aber Schluss sein.

Die „Stofftruhe“ ist ein kleines Ladenlokal an der Lohmannstraße in Hohenlimburg. Die Familie hat die Immobilie damals erworben.
Die „Stofftruhe“ ist ein kleines Ladenlokal an der Lohmannstraße in Hohenlimburg. Die Familie hat die Immobilie damals erworben. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Immer neue Stoffe anbieten

„Es macht mich traurig. Ich liebe meine Stoffe und finde meine Kundschaft toll. Zu vielen habe ich ein vertrautes Verhältnis“, sagt die 73-Jährige. Das vergangene Geschäftsjahr sei schwierig gewesen. Erst kam die Pandemie und zuletzt die Starkregen-Flut, bei der das Wasser auch in die Kellerräume der Stofftruhe geströmt ist. Die Gründe für die Schließung liegen aber tiefer. Da sei etwa die hohe Verantwortung und der Anspruch, den Kunden immer neue Stoffe anzubieten. „Man muss auf dem Laufenden bleiben.“ Ein Wettlauf, den sie lange Zeit als berufliche Herausforderung gesehen und der ihr viel Freude gemacht habe. Doch mit 73 Jahren müsse langsam Schluss sein. Und Stoffe über das Internet zu verkaufen, da kann und will sie sich nicht mehr reindenken. „Ich habe ein bisschen Lust auf Ruhestand – auch wenn mir all die Jahre sicher nachhängen werden“, sagt die gelernte Hutmacherin („Modistin“).

Eltern hatten Hutgeschäft

Die Freude an Stoff und Garn hat sie geerbt. In den 1950ern hatten die Eltern ein Hutgeschäft auf der damals sehr belebten Freiheitstraße. „Auf der Straße gab es allein drei Hutgeschäfte.“ Das breite Angebot folgte auch der hohen Nachfrage. Denn die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war eine Hochzeit der Hüte. Bundeskanzler Konrad Adenauer machte es vor. Er trug häufig einen Hut mit hochgebogener Krempe (den „Homburger“) spazieren. Mit den 60er-Jahren kamen Hüte aus der Mode und auffällige Frisuren wurden immer beliebter. Stichwort: Elvis Presley.

Stoff für eigene Kleidung

Das Hutgeschäft zog später um auf die Lohmannstraße, wo die Mutter jene Immobilie kaufte, in der Jutta Middelhaufe seit März 1986 mit der „Stofftruhe“ ansässig ist. Das Kerngeschäft: Stoffe und Zubehör, um daheim eigene Kleidungsstücke zu nähen. Heute blicke sie auf einen treuen Kundenstamm zurück, sagt die Hohenlimburgerin. Manche kämen seit zehn bis zwanzig Jahren in ihr Geschäft. Entsprechend häufig sah sie die verkauften Stoffe wieder: „Viele Kunden haben daraus Stücke genäht und später bei Besuchen im Geschäft getragen. Ich erkenne meine Stoffe wieder“, sagt sie und lacht. Daneben kommt im Geschäft regelmäßig ein kleiner Kreis an Frauen zu einem Nähkursus zusammen, bei dem auch mal das ein oder andere Gläschen Sekt fließe. „Das Nähen und die Kurse sind für viele ein Hobby, bei dem auch die Geselligkeit mit dazugehört. Unter den Frauen im Kursus haben wir ein gutes Verhältnis und machen zum Beispiel an Weihnachten immer ein Essen. Das werde ich vermissen.“

Schließung zum Ende des Jahres

Zum 31. Dezember dieses Jahres will sie die Stofftruhe schließen. Bis dahin läuft nun der Ausverkauf. Einen passenden Nachfolger oder eine Nachfolgerin für ihr Ladenlokal hat Jutta Middelhaufe bislang noch nicht gefunden.