Hagen. Nur drei Tage nach den Ferien besteht an 64 Schulen schon wieder Corona-Verdacht. Die Zahlen steigen in Hagen zurzeit rasant.
Die Corona-Lage in Hagen verschärft sich mit dem Ende der Sommerferien und dem Wiederbeginn des Präsenzunterrichts rasant. So vermeldete das Robert-Koch-Institut für Montag eine Inzidenz von 135,7 – seit Freitag (73,1) fast eine Verdoppelung. Damit liegt Hagen im NRW-Ranking (103,3) auf Platz 7, Spitzenreiter ist derweil Leverkusen mit 205,8. 369 Menschen sind in Hagen zurzeit mit Covid-19 infiziert, vor einer Woche waren es noch 201. Die Stadt Hagen registriert momentan an 22 Hagener Schulen, also etwa einem Drittel der Bildungseinrichtungen, Corona-Ausbrüche, so dass dort bereits wenige Tage nach Wiederbeginn schon wieder Quarantänemaßnahmen angeordnet werden müssen. 64 Schulen stehen schon wieder wegen weiterer Verdachtsfälle unter Beobachtung des Gesundheitsamtes.
Oberbürgermeister Erik O. Schulz hatte in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses bereits konstatiert: „Die vierte Corona-Welle trifft uns früher und intensiver als erwartet. Dabei sind etwa drei Viertel der Fälle auf die besonders ansteckende Delta-Variante zurückzuführen.“ Für Dr. Anjali Scholten, Leiterin des Hagener Gesundheitsamtes, kommt diese Entwicklung zum Ende der Ferienzeit keineswegs überraschend: „Bei den verpflichtenden Testungen an den Schulen werden eben auch die asymptomatischen Fälle detektiert.“ Dabei hänge es stets von der Einhaltung der Hygienemaßnahmen an den jeweiligen Schulen ab, wie weitreichend bereits nach drei Tagen Unterricht schon wieder Quarantänemaßnahmen verhängt werden: So sei, so berichtet Scholten, bereits eine gesamte Jahrgangsstufe wieder nach Hause geschickt worden, weil die Mädchen und Jungen in einer nicht zu lüftenden, viel zu engen Aula und mit schlecht sitzenden Masken mit einem Corona-Fall zusammengesessen hätten.
Amt blickt auf die Infektionsketten
An folgenden Hagener Schulen gelten aktuell neue Quarantänemaßnahmen, da eine positiv auf das Coronavirus getestete Person die jeweilige Einrichtung besucht hat: Christian-Rohlfs-Gymnasium, Cuno-Berufskolleg I, Fichte Gymnasium, Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule, Fritz-Steinhoff-Gesamtschule, Fritz-Reuter-Schule, Funckepark-Schule, Gesamtschule Eilpe, Gesamtschule Haspe, Goldbergschule, Grundschule Helfe, Grundschule Hestert, Herman-Löns-Schule, Janusz-Korczak-Schule, Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, Karl-Ernst-Osthaus Schule, Kaufmannsschule I, Kipperschule, Liselotte-Funcke-Schule, Realschule Hohenlimburg, Sekundarschule Altenhagen und Theodor-Heuss-Gymnasium. Das Gesundheitsamt kümmert sich hier um die Nachverfolgung der Infektionsketten.
Corona trifft vorzugsweise die jungen Leute
In ihrer Wochenbilanz stellte die Stadt Hagen am Donnerstag der vergangenen Woche klar, dass der Schwerpunkt der lokalen Corona-Inzidenzwerte weiterhin im Stadtbezirk Mitte (72,3) liege. Auf den Plätzen folgen Eilpe (48,6), Haspe (47,1), Nord (46,3) und mit etwas Abstand Hohenlimburg (21,2).
Dabei stammt der Großteil der festgestellten Infektionen aus dem Heer der Urlauber und Reiserückkehrer (47,7 Prozent), 22,5 Prozent der identifizierten Ansteckungen finden im privaten Bereich statt und lediglich 1,7 Prozent am Arbeitsplatz.
Die meisten Fälle werden in der Altersgruppe der 11- bis 20-Jährigen, sowie der 21- bis 30-Jährigen registriert. Bei den Über-60-Jährigen, wo die Impfquote am höchsten liegt, treten lediglich noch in Einzelfällen Corona-Infektionen auf.
Dr. Scholten geht davon aus, dass es bis zu den Herbstferien im Oktober dauern kann, bis sich die Pandemielage an den Schulen wieder eingependelt hat – also bis zum Start der nächsten Urlaubswelle. „Allerdings spiegelt die jetzige Inzidenz nicht die Lage des vergangenen Jahres wider“, betont die Medizinerin, dass die Durchimpfung vor allem bei den älteren Menschen zu einer deutlichen Entlastung in den Hagener Krankenhäusern sorge. Dort sind aktuell elf Corona-Patienten untergebrachte – alle ungeimpft und unter 60 Jahren. Gleichzeitig appelliert sie an alle Urlauber, sich nicht nur bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz, sondern 7 bis 10 Tage später erneut zu testen. Nur so könne eine Ausbreitung über asymptomatische Fälle eingegrenzt werden.
Raumluftfilter sind kein Thema
Die Hagener Schulverwaltung sieht weiterhin keine Notwendigkeit, die Situation in den Schulen durch die flächendeckende Aufstellung von Raumluftfiltern zu entschärfen. Schuldezernentin Margarita Kaufmann machte zuletzt noch einmal deutlich, dass die Hagener Gebäudewirtschaft „weiterhin keine Erfordernis für diese Geräte“ erkenne, weil sich in sämtlichen Klassenräumen die Fenster öffnen ließen und somit eine „Lüftbarkeit gewährleistet“ sei. Zudem würden bis heute keine Förderrichtlinien des Landes vorliegen. Aber es sei davon auszugehen, dass Filterförderungen lediglich für Klassen zur Verfügung gestellt würden, die ausschließlich über Oberlichter oder Kippfenster verfügten. Somit käme eine raumlufttechnische Anlage in Hagen lediglich für die Kita Martin-Luther-Straße in Frage, bei der ja aufgrund des Denkmalschutzes ein Raum-im-Raum-Konzept umgesetzt worden sei, so Kaufmann.