Hagen. Um Drogenhandel in gigantischem Ausmaß geht es derzeit in einem Prozess vor dem Hagener Landgericht.

In diesem Strafverfahren vor dem Landgericht geht es um Drogenhandel im gigantischen Ausmaß: 9,2 Kilo Heroin. 1,45 Kilo Kokain. 100 Liter Amphetamin-Öl. 3,6 Kilo Ecstasy und 30.000 Ecstasy-Pillen.

Entschlüsselte Nachrichten von Handys, mit denen man nicht telefonieren kann, sogenannte „EncroChats“, führten die Ermittler auf die Spur des regionalen Rauschgift-Syndikats.

Die 3. Große Strafkammer unter Vorsitz des äußerst besonnenen Richters Andreas Behrens verhandelt seit Donnerstag den Mammut-Prozess mit (vorerst) elf eingeplanten Verhandlungstagen bis Ende Oktober. Gegen den mutmaßlichen Kopf der Drogen-Organisation, den Hasper O. (39), läuft derzeit ein gesondertes Großverfahren vor einer anderen Kammer des Landgerichts. Unter den jetzigen vier Angeklagten ist mit K. (28), der zuletzt in der City lebte, bevor er in Untersuchungshaft kam, nunmehr ein weiterer Hagener schweren Anschuldigungen ausgesetzt.

Spezialeinsatzkommando durchsucht Wohnung

Am 9. März dieses Jahres war dessen Wohnung in Nähe der Fußgängerzone von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) durchsucht worden: „Dabei wurden die Ermittler fündig“, weiß Bernhard Kuchler, der Sprecher des Landgerichts: „Entdeckt wurden mehr als ein Kilogramm Amphetamin.“

Der Hauptvorwurf lässt sich als „bandenmäßiger Drogenhandel“ zusammenfassen: Die Angeklagten sollen ihre Rauschgiftgeschäfte über das vermeintlich abhörsichere Netzwerk „EncroChat“ abgewickelt haben, das bis Juli 2020 bevorzugt von Mitgliedern der organisierten Kriminalität genutzt wurde.

19 Drogenlabore in Holland ausgehoben

Nachdem es französischen Sicherheitsbehörden gelungen war, die Nachrichten zu entschlüsseln, wurden vom Bundeskriminalamt (BKA) etwa 3000 Ermittlungen gegen in Deutschland ansässige EncroChat-Nutzer geführt. In den Niederlanden konnten 19 Drogenlabore ausgehoben werden. Von dort aus soll die nun angeklagte Bande zwischen September 2019 und Juni 2020 große Rauschgiftmengen durch Kurierfahrer in den hiesigen Raum, insbesondere nach Lüdenscheid, Wuppertal und Hagen, geschafft haben.

So wären laut Anklage am 19. Mai 2021 auf dem Parkplatz eines Baumarktes in Boele allein 20 Liter Amphetamin-Öl (für 17.000 Euro), ein Kilo Meta-Amphetamine (für 9000 Euro), zwei Kilo Heroin (für 18.000 Euro) und zwei Kilo Ecstasy (für 1400 Euro) weitergegeben worden.

Die Drogen waren für den Straßenverkauf oder den Handel im Internet (Darknet) bestimmt.