Hohenlimburg. Zum zweiten Mal inszeniert er bei den Schlossspielen Hohenlimburg. Welche Verbindung hat Claude-Oliver Rudolph zu Hagen? Wir haben ihn gefragt.

Claude-Oliver Rudolph (links) auf der Schlossspiel-Bühne mit Dario Weberg – das Foto stammt aus dem Jahr 2020.
Claude-Oliver Rudolph (links) auf der Schlossspiel-Bühne mit Dario Weberg – das Foto stammt aus dem Jahr 2020. © Heinz-Werner Schroth | hws

Am heutigen Freitag feiert das Familien-Musical „The Jules Verne Experience“ seine Weltpremiere bei den Schloss-Spielen. Gemeinsam mit der Techno-Band U96 hat der Schauspieler Claude-Oliver Rudolph das Musical entwickelt. Im kommenden Jahr soll das Musical auf Tournee gehen. Im Interview spricht Rudolph über seine Verbindung zu Hagen und den Schloss-Spielen und weitere Projekte.

Vor zwei Jahren haben Sie Martin Semmelrogge bei seinem Gastspiel zugeschaut, letztes Jahr standen sie selbst bei den Schloss-Spielen auf der Bühne und nun präsentieren Sie dort ein eigenes Musical. Warum schätzen Sie die Spiele?

Claude-Oliver Rudolph ist Dauergast beim Hagener Kurzfilm-Festival „Eat my shorts“
Claude-Oliver Rudolph ist Dauergast beim Hagener Kurzfilm-Festival „Eat my shorts“ © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Claude-Oliver Rudolph: Sie müssen den Zusammenhang mit Hagen sehen. Mit Bernhard Steinkühler mache ich das achte Jahr das Filmfest „Eat my Shorts“. Das fing damals an als Alternativ-Veranstaltung mit 38 Einsendungen. Bei der letzten Saison hatten wir 3630 Einsendungen – mehr als Mannheim oder das Max-Ophüls-Festival. Damit ist das Filmfest Hagen das größte in Europa – und da gibt es richtig Geld. Das hat sich in Filmschulen rumgesprochen. Wir bekommen Zusendungen aus Israel, London, New York. Außerdem komme ich aus Bochum und meine erste Freundin kam aus Hagen-Haspe. Für mich war das immer Nachbarschaft.

Und die Mentalität hier kommt ihnen entgegen?

Auch die Sentimentalität, das war ja meine Jugend hier. Und mit dem Schloss Hohenlimburg ist das so: es ist ein unheimlich schönes Motiv, wie im Märchenland und du kannst in diesem Märchenland Theater spielen – und das ist der Hammer. Deswegen habe ich mir im letzten Jahr schon gewünscht, hier wieder zu spielen. Dann habe ich dem Freundeskreis Schloss-Spiele vorgeschlagen, was ich vorhabe.

Das Familien-Musical „The Jules Verne Experience“ . . .

Ich wollte es ja eigentlich viel größer machen, im Schlossgarten. Da passen bis zu 1000 Zuschauer ohne Probleme auch mit Corona-Abstand hin. Dann gab es aber Bedenken und man war übervorsichtig. Und so kamen wir in den Schloss-Innenhof. Ich will aber nicht meckern. Ich finde es gut, dass wir dort spielen – und das wird ein total irres Ding. Nicht umsonst habe ich es genannt: „Wagner meets Hollywood“. Mit Wagner meine ich das Orchestrale von der Techno-Band U96 und mit Hollywood die filmischen Einrisse – und diese Mischung gab es noch nie.

Trauern Sie dem Intendanten-Posten am Hagener Theater hinterher, für den Sie sich vor sechs Jahren ohne Erfolg beworben haben?

Szene aus dem Jahr 2013: regisseur Dustin Steinkühler (links) und Rudolph beim Dreh des Kurzfilms „Kreuzungen“ auf einem Schrottplatz in Vorhalle.
Szene aus dem Jahr 2013: regisseur Dustin Steinkühler (links) und Rudolph beim Dreh des Kurzfilms „Kreuzungen“ auf einem Schrottplatz in Vorhalle. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Nein, das ist alles gut. Ich bin dadurch Theater-Produzent geworden, so wie in Amerika. Ich produziere ein Theaterstück und lasse es auf Tournee gehen – das darfst du als fester Intendant gar nicht machen, da darfst du nur für deine Spielstätte arbeiten.

Freiheiten, die Sie schätzen?

Man ist ja sonst Angestellter der Stadt. Wenn ich ein Angebot kriege zu inszenieren, muss ich bei der Stadt fragen, ob ich das darf.

Es geht eben um öffentliche Steuergelder und die müssen kontrolliert sein. Aber das heißt, für Sie ist es im Nachhinein gut, dass sie nicht Intendant geworden sind?

Der liebe Gott hat überall sein Auge drauf und was der macht, das ist schon okay. Du musst mit deiner Lebenssituation immer gut umgehen. Du musst sagen, das ist doch jetzt ein schönes Geschenk, und nicht ich hätte gerne dies oder das. Aber lar, Hagen wäre auch ein schönes Spielfeld geworden.

Aber Sie nehmen es, wie es kommt.

Ja.

Aktuell arbeiten Sie am Jules-Verne-Musical. Kurz davor haben Sie ein Buch veröffentlicht: „Nakam – oder der 91. Tag“. Darin schreiben Sie über die Flucht zweier jüdischer Jungen aus einem Konzentrationslager. Ein ganz anderes Feld.

Ja, Dieser Roman ist etwas völlig anderes. Ich war der Erste, der in Deutschland wieder live auftreten durfte – im Juni auf der Eröffnung der Leipziger Buchmesse. Das war verrückt, wenn du zum ersten Mal wieder live spielst. Das war ein reger Moment.

Aber völlig verschiedene Themen. Wie kam es dazu?

Ich schreibe immer das, was mir gerade einfällt. Ich habe das Buch angefangen, da hatte ich eine jüdische Freundin. Dann habe ich ihr versprochen, ich mache einen Roman, in dem die Juden keine armen Opfer sind, sondern Helden. Jetzt gibt es die Beziehung nicht mehr, aber der Roman ist fertig.

Und soll auch als Schullektüre dienen, um über die NS-Zeit aufzuklären?

Ich glaube, das Buch ist für junge Schüler zu hart. Da muss man Passagen auslassen oder noch mal eine Version für FSK-12-Jährige schreiben. Aber es geht ja auch um eine größere Verbreitung. Es geht um eine Verfilmung. Das war immer mein Ziel und mein Thema – und da wollen wir mal warten, an wen wir die Rechte verkaufen.

Also Sie sehen es schon auf der großen Leinwand?

Ja klar – aber nicht Fernsehen. Mein letzter Hans-Albers-Film („Die Liebe des Hans Albers“, Anm. d. Red.) lief am 6. Januar im NDR – das war mir auch zu klein. Ich meine, NDR ist besser als nix, aber eigentlich habe ich den Film schon groß gesehen. Fernsehen hat ja auch eine ganz andere Bildsprache als Kino. Im Kino kannst du viel größer und wilder als im Fernsehen erzählen. Und da sind wir beim Nachfolgeprojekt von Jules Verne: U96 und ich werden Hans Albers heimführen nach Hamburg. Für mich ist nicht Helmut Schmidt, sondern Hans Albers der größte Junge der Stadt. Und Hans Albers gehört dahin, nicht König der Löwen oder Tarzan.

Wie passt das mit den Plänen für das Jules-Verne-Musical zusammen, das nächstes Jahr auf Tournee gehen soll?

Das Jules-Verne-Musical wird auf Tournee gehen und dann haben wir Zeit für Hans Albers und uns darum zu kümmern, in Hamburg ein Theater zu finden. Das muss natürlich direkt am Hamburger Kiez sein. Weil Hans Albers in Elbvororten spielen zu lassen, wo die Reichen wohnen, hat keinen Sinn.

Können Sie denn schon Genaueres zu dem Projekt sagen?

Das Musical zu Hans Albers ist fertig und ein Hörbuch haben wir gemacht. Eine Biographie dazu ist auch fertig. Ich will nur jetzt erstmal abwarten, wie denn „Nakam“ anläuft.