Unsere Serie beleuchtet diesmal die lange Ära der Straßenbahn in Hagen, die mit einem Pferdewagen begann. Und wir wagen einen Blick nach vorn.

Die Vergangenheit: 1976 wurde Betrieb eingestellt

Eine letzte Fahrt. Noch einmal mit der Straßenbahn durch Hagen rollen. Am 29. Mai 1976 durfte die Hagener Bevölkerung in der Zeit zwischen 14 und 18 Uhr kostenlos ein letztes Mal mit der Straßenbahn fahren. Danach wurde der Betrieb für immer eingestellt. Viele Hagener nahmen das Angebot damals wahr.

Eine letzte Fahrt. Diese Fahrt kennzeichnete das Ende einer langen Ära, die am 13. November 1884 begonnen hatte. Eine Ära, angefangen mit einem Pferdewagen auf Schienen zwischen Oberhagen und dem Hauptbahnhof. Die Entscheidung, den Straßenbahnbetrieb in Hagen einzustellen, war bereits fünf Jahre zuvor getroffen worden.

Grund für diesen Beschluss war ein Verkehrsgutachten. Das besagte, dass aufgrund der topographischen Lage in Hagen Omnibusse wirtschaftlicher wären. Schritt für Schritt wurde der Straßenbahnverkehr auf Busverkehr umgestellt.

Girlanden und Fähnchen

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Bei ihrer letzten Tour waren die Linien „4“ und „5“ mit Girlanden und Fähnchen feierlich geschmückt. An diesem Tag registrierte die Hagener Straßenbahn noch einmal ein erhöhtes Fahrgastaufkommen. Da die „7“ zu der wirtschaftlich ertragreichsten Linie zählte, sollte sie als letzte Bahn stillgelegt werden.

Mit einem großen Volksfest verabschiedeten die Boeler, der Ortsteil in den die 7 immer gerollt war, ihre geliebte Straßenbahn. Das war 1976. Die Hagener Straßenbahnwagen wurden nach Würzburg, Innsbruck und Belgrad verkauft. Drei Trieb- und ein Beiwagen der Hagener Straßenbahn sind heute im Bergischen Straßenbahnmuseum in Wuppertal ausgestellt.

Die Gegenwart: Busse prägen das Stadtbild

45 Jahre nach der letzten Fahrt der Straßenbahn gehören Busse selbstverständlich zu unserem Stadtbild. Straßenbahnen kennen viele nur noch aus anderen Städten. Mehr als 32 Millionen Fahrgäste haben im Jahr 2019 (das vergangene Jahr ist aufgrund der Corona-Krise noch nicht ausgewertet) die Busse der Hagener Straßenbahn genutzt. Insgesamt 48 Buslinien verbinden die Hagener Stadtteile.

Seit 137 Jahren gibt es die Hagener Straßenbahn AG. Das Unternehmen übernimmt die Verantwortung für den modernen und öffentlichen Nahverkehr in unserer Stadt und Umgebung. Mittlerweile gibt es 525 Haltestellen und 138 Busse (Stand 2019) in unserem Stadtgebiet.

Während in Städten wie Wuppertal und Bremen bereits Busse und Müllfahrzeuge mit Wasserstoff unterwegs sind, rollt in der schadstoffgeplagten Stadt Hagen noch kein Fahrzeug mit Brennstoffzelle auf den Straßen. Bei der Straßenbahn setzt man zunächst auf E-Mobilität. Entsprechende Konzepte sind fertig. Was zuletzt fehlte, war eine Genehmigung der Stadt für den Umbau der Fahrzeughalle und des Geländes Am Pfannenofen.

Wasserstoff-Flotte nicht wirtschaftlich

„Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, dass wir uns zeitgleich mit der Einführung von zwei Technologien beschäftigen”, so Straßenbahn-Vorstand Christoph Köther, „dafür haben wir einfach nicht die Kapazitäten.”

Allerdings prüfe man durchaus, ob auch Wasserstoff in Zukunft eine Alternative sein könne. Die Einführung einer Wasserstoff-Flotte am jetzigen Standort sei weder wirtschaftlich noch aus Gründen der Sicherheit vorstellbar.

Die Zukunft: Comeback für die Straßenbahn?

Über den Nahverkehr der Zukunft wird schon seit Jahren in Hagen diskutiert. Und eine Option ist die Besinnung auf die gute alte Zeit: Straßenbahnen werden zu einer Alternative. Wenngleich diese Möglichkeit bei grob prognostizierten Investitionskosten von 15 Millionen Euro pro Kilometer nicht sonderlich wahrscheinlich erscheint.

Metrobusse, die mit strikter Bevorrechtigung unterwegs sind, könnte aber für mehr Attraktivität sorgen. Oder sogenannte BRT (das steht für Bus Rapid Transit) – futuristisch anmutende Busse mit großer Kapazität, die rein optisch an moderne Straßenbahnen erinnern.

Hinter all dem steckt das erklärte Ziel, den Modal Split zu verändern. 50 Prozent soll der Anteil von Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV-Nutzern in Hagen künftig betragen. Das Büro „plan:mobil“ arbeitet im Auftrag der Stadt Hagen gerade an entsprechenden Konzepten. Ende dieses Jahres soll zumindest ein grober Entwurf für den ÖPNV der Zukunft vorliegen