Haspe. Das Hasper Krankenhaus hat seine Intensivstation erweitert und die Strukturen für die Notfallversorgung optimiert. Ein Besuch auf der Station:
Intensivstation – allein der Begriff lässt aufhorchen, löst eher mulmige Gefühle aus, produziert Sorgen und Ängste, oft schwingt gar das Thema Tod gedanklich mit. Dabei möchten die dort tätigen Mediziner, Pflegefachkräfte und Therapeuten genau das Gegenteil erreichen – Patienten wieder stärken, Heilung herbeiführen und somit auch bei Erkrankten und Angehörigen Hoffnung spenden. Eine Botschaft der Genesung, die auch die neue, sehr helle, aber keineswegs antiseptisch wirkende und mit funktionaler Modernität überzeugende Intensivstation am Evangelischen Krankenhaus Hagen-Haspe transportieren möchte – an Patienten und Angehörige gleichermaßen. Für eine Investition von insgesamt 3,5 Millionen Euro ist am Mops in den vergangenen 15 Monaten eine medizinisch hoch technisierte Einheit zusammengewachsen.
In direkter Nachbarschaft zur zentralen Notaufnahme sowie dem Herzkatheterlabor wurde in den Räumen der ehemaligen Gynäkologie auf einer Fläche von 1100 Quadratmetern eine 20-Betten-Station etabliert, zu der neben klassischen Intensiv- auch sogenannte Inter-Mediate-Care-Plätze zählen. Dabei handelt es sich um einen Überwachungsbereich für Patienten, die noch zu krank sind, um auf eine Normalstation verlegt zu werden, aber auch nicht die komplette Intensivstruktur benötigen. „Für unsere Patienten haben wir somit eine Notfalleinheit direkt neben der Rettungswagenzufahrt geschaffen“, erläutert Frank Bessler, Ärztlicher Leiter des Geschäftsbereichs Gesundheit, die konzeptionelle Idee. „Bei Notfällen, beispielsweise Herzinfarkten, geht es oft um Sekunden. Das interdisziplinäre Team kann Betroffene jetzt noch schneller bestmöglich versorgen.“
Kurze Wege als Konzept
Bislang waren die Intensiv- und die Überwachungsstation an unterschiedlichen Orten im Mops-Krankenhaus angesiedelt, was eine nahtlose Teamarbeit und Versorgung oft erschwerte. Da sich auf der neuen Station die Anzahl der Covid-19-Patienten derzeit reduziert hat, sind die aufgrund der Ansteckungsrisiken zuletzt hermetisch abgeschotteten Teile inzwischen wieder mit der übrigen Station zu einer Funktionseinheit verschmolzen. Für eine schnelle Direktverbindung zum darunter liegenden Labor sorgt ein modernes Rohrpostsystem, über das Probenmaterial der Erkrankten und die dazugehörigen Unterlagen in Hochgeschwindigkeit transportiert werden können.
Den Mittelpunkt der Station bildet eine zentrale Funktionsinsel – in Anlehnung an die Brücke eines Raumschiffs auch Cockpit genannt –, wo nicht bloß die organisatorischen Fäden zusammenlaufen, sondern auch die aufwendige Dokumentationsaufgaben erledigt werden und zugleich die Überwachungsmonitore aus den Krankenzimmern noch einmal gespiegelt mitlaufen. Somit kann bei jedem ertönenden Alarmsignal mit bloß einem Blick die medizinische Lage überblickt und ganz individuell eingeschätzt werden.
„Die großzügigen Patientenzimmer lassen sich durch ein cleveres Schiebetürensystem bedarfsgerecht separieren, ohne dass eine für zwei Erkrankte verantwortliche Pflegekraft den Fokus auf weitere Anvertraute verliert“, zeigen sich die Fachkrankenpflegekräfte Manuela Hartwig und Alexander Zwitzerlott, beide aus dem Leitungsteam, von den neuen räumlichen Strukturen und variantenreichen Möglichkeiten durchaus angetan. Zumal zugleich ausreichend Platz für die zahlreichen technischen Gerätschaften, aber auch mal einen Stuhl für einen Besucher bleibt.
Rückzugsraum für Angehörige
Wobei zum zwischenmenschlichen Konzept der Station, die sich um das Zertifikat „Angehörigenfreundliche Intensivstation“ (Pflege e.V.) bemüht, es auch gehört, dass es innerhalb der Station einen eigenen Rückzugsraum für Besucher der Intensivpatienten gibt. Dorthin können sie sich mal für ein Arztgespräch, beim nervenzehrenden Warten auf einen Operierten, beim Bangen um ein Unfallopfer oder auch während der Begleitung eines Sterbenden für ein paar Momente zurückziehen. „Hier sollen Menschen Kraft tanken und mal für ein paar Minuten zu einer doch belastenden Situation am Intensivbett Distanz genießen“, freut sich Pflegedirektorin Karin Kruse, dass eine solche Rückzugszone mit TV-Gerät, Getränkeangeboten oder auch informativen Bilderbuchgeschichten aus dem Krankenhaus-Universum für Kinder geschaffen wurde.
Jahresumsatz gesteigert
Das Evangelische Krankenhaus Haspe verfügt insgesamt über 265 Betten.Im Jahr 2020 wurden dort 11.022 stationäre Patienten sowie 30.075 ambulante Kontakte gezählt.Zuletzt waren am Mops 97 Mediziner, 216 Pflegekräfte sowie 173 weitere Mitarbeiter beschäftigt.Der Jahresumsatz lag bei 65,9 Millionen Euro und somit fast 5,5 Millionen Euro über dem Jahr 2019.
Denn sie weiß auch: „Manchmal müssen Angehörige hier auch weitreichende, folgenschwere Entscheidungen treffen, für die man auch mal einen Moment Distanz und Ruhe braucht.“ Zugleich betont Pflegedienstleiter Markus Böddecker: „Die Besucher spielen als Vertraute der Intensivpatienten eine wichtige Rolle, leisten emotionalen Beistand in einem wenig alltäglichen Umfeld, geben das Gefühl des Sich-Kümmerns und tragen somit keineswegs unwesentlich zur Genesung bei.“
Wobei die Hauptverantwortung naturgemäß auf dem Ärzte- und Pflegeteam lastet, das rund um die Uhr die Intensivpatienten überwacht und versorgt. „25 neue Kollegen und Kolleginnen haben wir im vergangenen Dreivierteljahr eingestellt“, macht Karin Kruse deutlich, dass Hagens zurzeit modernste Intensivstation auf dem hart umkämpften Markt der Pflegekräfte durchaus eine gewisse Strahlkraft entwickelt. Wobei die Evangelische Stiftung Volmarstein, die in Haspe ihre eigene Bildungsakademie betreibt, ihren Nachwuchs zielgerichtet für die verantwortungsvollen Intensiv-Aufgaben fit macht. Der räumliche Rahmen für diesen fordernden Job wurde in Haspe geschaffen.