Breckerfeld. Esel sind ruhig und gemächlich. Das überträgt sich auf Menschen. In Breckerfeld kann man mit diesen intelligenten Tieren jetzt spazieren gehen.
Dieser Einstieg in den Text muss dem Autor mit einem Augenzwinkern erlaubt sein. Jens, du Esel. Du intelligentes Wesen, du ausgeglichener, du ruhiger Typ mit diesem großem Einfühlungsvermögen, der so wunderbar auf die Menschen in Breckerfeld zugehen kann. Jens, du niedliches Tier mit dieser samtigen Nase.
Jens ist ein Esel, ein Zwergesel, ein Prachtexemplar mit weichem, weißen Fell. Steht neben seinem Kumpel Nuck. Stecken kurz die Köpfe zusammen, beschnuppern sich mit einer Ruhe, als könnten sie alles um sich herum einfach ausblenden.
Künstlerin aus Breckerfeld ist auf Esel gekommen
Jens (9) und Nuck (3) – zwei Kumpels auf acht Hufen – gehören der Breckerfelder Künstlerin Bettina Renske. Gemeinsam mit Katrin Menne kümmert sie sich um die beiden Esel, die auf dem Hof Piepenstock an der Stadtgrenze zu Breckerfeld ein Zuhause gefunden haben. Von hier aus starten die beiden Tiere zusammen mit den Frauen zu ihren Touren. „Eselherz“ heißt das Projekt, das sie ins Leben gerufen haben. Sie bieten seit Anfang August Spaziergänge an – mit Jens und Nuck durch die wunderbare Natur zwischen Epscheider Tal und Glörtalsperre.
„Esel sind sehr gemächliche Tiere“, sagt Bettina Renske, „sie geben das Tempo vor. Wer mit ihnen unterwegs ist, muss sich anpassen. Aber wer sich auf die beiden einlässt, wer mit ihnen geht, kann wunderbar abschalten, allen Stress, den der Alltag manchmal mit sich bringen kann, ausblenden. Das ist das Tolle.“
Neugierig und menschenfreundlich
Touren nur bei trockenem Wetter
Die Spaziergänge selbst dauern zwischen 45 Minuten und bis zu zwei Stunden. Längere Touren mit Picknick sind in Planung.
Weil Esel keinen Regen mögen, finden die Spaziergänge nur bei trockenem Wetter statt.
Eine Pause am „Milchhäusl“ – hier gibt es Eis und direktvermarktete Produkte vom Hof Piepenstock – gehört oft dazu.
Eselführer selbst zahlen 35 Euro für einen Spaziergang, Begleitpersonen noch einmal 15 Euro.
Anmeldung zu den Touren und weitere Informationen unter eselherz@gmx.de, 0160/7995653 oder im Internet: www.esel-herz.de
Und bei allem, was Jens und Nuck so eint – es gibt eben auch Unterschiede. „Jens ist ein ruhiger, chilliger Typ“, sagt Katrin Menne, „er kann sich schnell auf Menschen einstellen. Für Kinder eigentlich genau der richtige Partner.“
Nuck hingegen, ein kleiner Wildfang. Neugierig, ungemein lernwillig. „Anfangs musste ich ihm ein paar Flausen austreiben“, sagt Bettina Renske, „mittlerweile kommt er, wenn man pfeift. Er kann Stöckchen apportieren und sogar durch einen Hula-Hoop-Reifen steigen.“
Mit Eseln der Hektik entfliehen
Jens und Nuck strahlen Ruhe aus. Wer sich auf die beiden einlassen will, sollte mindestens zwei Stunden Zeit mitbringen. „Mal eben schnell, schnell – das funktioniert bei Eseln nicht“, sagt Katrin Menne. „Es geht zunächst darum, die Tiere kennenzulernen, ein Gefühl zu entwickeln, Vertrauen aufzubauen.. Wer sich mit ihnen auf den Weg begibt, muss bereit sein, loszulassen.“
Spezielle Angebote gibt es dazu: einen Eselführerschein, Kuschelzeit mit Eseln, Spaziergänge der Stille oder Touren, die Fotograf Stefan Vogt mit einem Shooting begleitet. „Wir arbeiten noch daran, die beiden auch an Rollstühle zu gewöhnen, damit auch Menschen mit Behinderung mit ihnen unterwegs sein können“, sagt Bettina Renske.
Reiten auf Eseln nicht erwünscht
Die Spaziergänge sind geführt. Bettina Renske oder Katrin Menne sind immer dabei. „Wenn wir sie begleiten, benehmen sich auch die Esel anders“, sagt Katrin Menne, die Wert auf eine gleichberechtigte Beziehung zwischen Eseln und Menschen legt. „Deshalb darf auf unseren Eseln auch nicht geritten werden. Jens und Nuck müssen keine Menschen tragen.“ Für solche Fälle gibt es noch Aragon, einen Hengst, der sich hervorragend mit den beiden versteht.
Die ersten Erfahrungen sind positiv. „Vor ein paar Tagen ist eine Erzieherin mit einem Kind aus einem Kinderheim bei uns gewesen“, sagt Bettina Renske, die eine Ausbildung zum pferdegestützten Coach hinter sich hat, „es war einfach schön zu sehen, wie dieses Kind bei dem Spaziergang aufgeblüht ist.“
Störrischer Esel – ein Vorurteil
Bleibt noch eine letzte Frage – wie störrisch kann er denn sein, so ein Esel...? „Das“, sagt Katrin Menne, „ist ein Vorurteil. Esel sind extrem intelligente Tiere. Sie analysieren Situationen und bewegen sich erst weiter, wenn sie sich sicher sind, dass keine Gefahr droht. Sie erkennen ungewöhnliche Situationen schon oft, bevor wir Menschen etwas bemerken.“ – Jens, du Esel. Das ist ein Kompliment.