Das Gewerbegebiet Lennetal ist die Heimat einiger der stärksten Industrieunternehmen dieser Stadt. Wie es entstand und wo seine Zukunft liegt.
Die Vergangenheit: Die Eingemeindung Hohenlimburgs als Zünglein an der Waage
Lennetal. 1964 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Hagen erstmalig die Grenze von 200.000 Menschen; in der Nachbarstadt Hohenlimburg lebten damals rund 25.500 Menschen. Gegen Ende der sechziger Jahre kamen immer wieder Diskussionen über eine neue Gebietsreform auf. Damals war bekannt geworden, dass die Stadt Hagen das gesamte untere Lennetal über Berchum bis hinunter nach Hohenlimburg als neues Gewerbegebiet nutzen wollte. Im Juni 1971 gründeten Vertreter der Städte Hagen und Hohenlimburg sowie der Gemeinden Berchum und Ergste bei einer Zusammenkunft auf der Hohensyburg die Arbeitsgemeinschaft „Lenneschiene“. Nachdem die Hagener Lokalpresse bereits am 7. April 1973 erste Details der geplanten kommunalen Neuordnung veröffentlicht hatte, wurden die Pläne am 26. April des Jahres im Rat der Stadt Hagen vorgestellt.
Am 6. November 1973 erließ Landesregierung die Verordnung über die Festlegung des städtebaulichen Entwicklungsbereichs „Unteres Lennetal“. Der in Abstimmung zwischen der Landesregierung und der Stadt Hagen erstellte erste Plan sah die Eingemeindung von Hohenlimburg, Wetter, Herdecke, Gevelsberg, Breckerfeld und einer Teilfläche Hohensyburgs nach Hagen vor. Ungeachtet dieser Perspektiven beschloss der Rat der Stadt Hohenlimburg im Juli 1974 ein neues Standortprogramm. Doch angesichts einer für die Erschließung neuer Gewerbeflächen und der Bereitstellung einer Infrastruktur notwendig gewordenen, seit Jahren jedoch fehlenden Wirtschaftsförderung war dieses Vorhaben eher zweitrangig
Die Gegenwart: Bausünden in der Natur werden Stück für Stück korrigiert
Das, was die Hagener heute als das Gewerbegebiet Lennetal kennen und sehen, wurde am 29. Oktober 1971 von Vertretern der Gemeinden Hohenlimburg, Berchum und Hagen als Erschließungsprojekt beschlossen. Auf 460 Hektar entstand im Entwicklungsbereich Unteres Lennetal/Halden ein Industrie- und Gewerbepark, und 1600 Hektar im Schnittpunkt der Autobahnen A1, A45 und A46 wurden durch Straße und Schiene erschlossen. Die Grundform ist heute immer noch so zu erkennen.
Und noch immer erfüllt das Gebiet, was die Stadtväter von einst mit ihm bezwecken wollten: Es birgt viele, viele Arbeitsplätze. Große Stahlfirmen wie Bandstahl Schulte, Wälzholz oder Theis sind hier weiterhin ansässig, aber auch viele andere Branchen haben den Weg auf eines der Firmengelände im Lennetal gefunden. Dienstleistungsfirmen sind hier heute genauso zu finden wie Industrieunternehmen.
Durch eine zweite Verordnung über die Erweiterung des Entwicklungsbereiches „Unteres Lennetal“ Hagen-Halden vom 9. März 1999 erfolgte die Erweiterung des Entwicklungsbereiches um die Flächen Herbeck, Hammacher und Reh – eine ca. 120 Hektar große Arrondierungsfläche. Und so ist das Gewerbegebiet Lennetal im Prinzip heute der gesamte Bereich, den man zwischen der Ruhr-Lennemündung am Hengsteysee und Hohenlimburg sehen und übrigens auch abwandern oder radeln kann.
Die Renaturierung und (Rück-)Aufweitung der durch das Gewerbegebiet einst eingeengten Lenne sorgt gleichzeitig für ein großes Freizeiterlebnis in einem Bereich, der eigentlich für die Industrie vorgesehen ist.
Die Zukunft: Das große Thema Wasserstoff
Genau wie in der Zeit, als die genannten Gemeinden das Gewerbegebiet planten, steht die Stadt heute vor einer ähnlichen Herausforderung. Sie muss für die Zukunft weitere Gewerbeflächen schaffen, um Arbeitsplätze und auch Steuergelder in der Stadt zu halten. Das Lennetal ist dabei baulich erschöpft. Brachflächen-Reaktivierung ist deshalb ein großes Thema, um das sich die Hagener Industrie- und Gewerbeflächen GmbH kümmert. Ein zweites großes Zukunftsthema ist mit Blick auf das Gewerbegebiet Lennetal die Energieversorgung. Denn viele Firmen arbeiten hier vor Ort mit stromtechnisch hochintensiven Produktionsprozessen. Die Kosten dafür sind, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngst eingeführten CO2-Bepreisung, ein riesengroßes Zukunftsthema, an dessen Horizont sich auch das Thema Wasserstoff auftut. Die SIHK hat dafür zuletzt die Bedarfe abgefragt. Wichtig wird sein, auf welchen Wegen der Wasserstoff künftig überhaupt Firmen im Lennetal erreichen kann.