Eckesey. Das Zuhause von Ursula Rohde ist durch die Flut zerstört. Sie lebt im letzten und ersten Fachwerkhaus, das im Stadtteil Eckesey steht.

Die Flut ist noch riechbar. So modrig, so feucht. Es ist dieser Geruch, wenn Wasser in alten Fachwerkhäusern auf Lehmputz und Ziegelwerk trifft. Das ganze Haus der Familie Rohde duftet bis zwischen die letzten Holzdielen so. Jeder Balken, jeder Stein, jeder Tapetenrest. An der Wand ein Strich, gut 1,50 Meter hoch. Ein letzter böser Gruß der Volme, die bis hier hin gestanden und den gesamten Besitz von Ursula (72) und Norbert (67) Rohde zerstört hat. Das letzte Fachwerkhaus von Eckesey ist jetzt ein schwerer Sanierungsfall.

Der Morgen nach den Starkregenfällen: Das Haus in der Herderstraße ist überschwemmt.
Der Morgen nach den Starkregenfällen: Das Haus in der Herderstraße ist überschwemmt. © Privat | Privat

Die Flut hat so viele grauenvolle Geschichten produziert und Existenzen zerstört, dass sie alle gar nicht aufschreibbar sind. Diese hier zeigt noch einmal exemplarisch, was das Wasser vielen Hagenern angetan hat. In der Herderstraße in Eckesey hat sie das letzte Fachwerkhaus im Viertel innerlich zerstört. Ein Gebäude aus einer Zeit, als es den Wohnungsbau für die breite Masse noch nicht gab. Ursula Rohde sagt, sie sei 1948 hier im Schlafzimmer ihrer Eltern entstanden. Das Haus ist von 1903 und eigentlich ein Schätzchen für alle, die auf Fachwerk-Aufarbeitungen stehen.

Bei der Tochter untergekommen

Jetzt steht Ursula Rohde nicht nur vor der Situation, dass sie bei ihrer Tochter in Werdohl unterkommen musste, sondern auch, dass das Haus keinen Gegenwert mehr hat. „Ich erwarte Hilfe von Land oder Bund“, sagt Rohde. Anträge seien gestellt. Sie stellt auch die Schuldfrage. In Richtung Stadt, Land und Bund. „Wir wurden hier nicht richtig gewarnt“, sagt die 72-Jährige. Sie blickt dabei auch in Richtung Eckeseyer Volmeabschnitt, wo es bis auf einen mit Sträuchern bewachsenen Hang zwischen Fußweg und Ufer eigentlich keinen Hochwasserschutz gibt. Fragen muss man aber auch, ob der kühnste Experte jemals hätte ahnen können, dass die Volme von dort Hunderte Meter weiter auf einer Höhe von 1,50 Metern über die Ufer treten könnte.

Die Stadt Hagen hatte jüngst erklärt, dass sie sehr wohl und auf vielen Kanälen vor der Flutkatastrophe gewarnt hatte. Über stadtweiten Sirenen-Alarm bereits um 0.30 Uhr in der Nacht. Und mehrfache Warnungen in der Nina-App, Radio, Zeitung, Social-Media-Kanäle.

Das Fluthaus in der Herderstraße in Eckesey: 1903 wurde es errichtet.
Das Fluthaus in der Herderstraße in Eckesey: 1903 wurde es errichtet. © Mike Fiebig

Im Keller ging dann auch noch der Heizöltank kaputt. Wasser und Öl verteilten sich im Gebäude, vereinten sich im Schlamm. Ursula Rohde steht vor den Trümmern dessen, was immer ihr Zuhause war. Elementarversicherung Fehlanzeige. Ein Gutachter war da. Würde man versuchen, das Gebäude zu sanieren, würde das Hunderttausende Euro kosten.

So kann man helfen

Die Stadt hat ein Sonderkonto eingerichtet, auf dem Gelder für die besonders betroffenen Opfer der Starkregenfälle gesammelt werden. Diese lokale Initiative zugunsten Hagener Privatleute wird ausdrücklich auch von der Funke Mediengruppe sowie der Stadtredaktion Hagen unterstützt.

Das Spendenkonto Hochwasser bei der Sparkasse Hagen/Herdecke hat die IBAN DE66 45050001 1000289068

Weitere Informationen gibt es
unter wp.de/wp-hilfsaktion. Die Stadt hat bereits über 500.000 Euro an Soforthilfen herausgegeben.