Breckerfeld. Er soll einen Mann (57) in Breckerfeld brutal getötet haben: Der Tatverdächtige schweigt zu den Vorwürfen und sitzt jetzt in Untersuchungshaft.

Die Tür der Wachtmeisterei schwingt auf. 13.05 Uhr. Ruslan K., gerade einmal 20 Jahre alt, wird von vier Polizeibeamten in Handschellen in den Sitzungssaal 147 geführt. Hinter verschlossener Tür, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wird der schlaksige junge Mann, der einen 57-jährigen Werkstattbesitzer durch eine brutale Messerattacke aus dem Leben gerissen haben soll, dem Haftrichter vorgeführt. Nach Wochen auf der Flucht wird der dringend tatverdächtige Ruslan K. am Donnerstagabend in Dülmen verhaftet.

Der Vorwurf: Totschlag. „Der Tatverdächtige hat sich nicht zu den Vorwürfen eingelassen“, sagt Staatsanwältin Miriam Strunk nach der Vernehmung. „Der Haftbefehl wird aufrechterhalten. Der Beschuldigte sitzt nun bis zu seiner Verhandlung in der Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft“, so Strunk. „Maximal sechs Monate wird es bis zur Verhandlung dauern.“

Tankstellen-Mitarbeiterin ruft Polizei

Letztlich war es ein Zufallstreffer: Eine Tankstellen-Mitarbeiterin rief gegen 17.40 Uhr am Donnerstagnachmittag die Polizei, weil ein junger Mann – wie sich später herausstellte Ruslan K. – ihre Kunden ansprach und belästigte. Ein Streifenwagen rückte aus – und kontrollierte den 20-Jährigen. „Er gab zunächst falsche Personalien an“, sagt Polizei-Sprecher Sebastian Hirschberg auf Nachfrage der Redaktion. Der junge Mann nutzte jedoch einen kurzen Moment zur Flucht. Aufgrund der laufenden Fahndung bemerkten die aufmerksamen Beamten, dass es sich um Ruslan K. handelt.

Die Rettungskräfte fanden den 57-Jährigen tot in seiner Werkstatt.
Die Rettungskräfte fanden den 57-Jährigen tot in seiner Werkstatt. © Alex Talash

Mit Hilfe von zivilen und uniformierten Einsatzkräften, einem Hubschrauber und Diensthunden suchte die Polizei die Stadt ab. Beamte konnten den dringend Tatverdächtigen gegen 19.50 Uhr an der Straße Butterkamp in Dülmen sichten. Ihm gelang jedoch erneut eine kurze Flucht. Der Polizeihubschrauber lotste die Fahnder daraufhin zu einem Haus in einem Wohngebiet. Zu dem Haus hatte sich Ruslan K. vorher Zutritt verschafft.

Die Polizisten fanden den Tatverdächtigen unter einer Kellertreppe. „Ruslan K. konnte gegen 20.40 Uhr in dem Keller verhaftet werden, er hatte sich unter einer Treppe versteckt. Bei der Verhaftung leistete er keinen Widerstand“, so Hirschberg.

K. wurde nach seiner Festnahme zunächst ins Polizeigewahrsam in Dülmen gebracht. Am Freitagmorgen wurde der Tatverdächtige dann nach Hagen gebracht.

Bestürzung in der Stadt

Der Fall um Ruslan K. hatte in ganz Breckerfeld für Bestürzung gesorgt. Der 20-Jährige hatte im Juli ein Tagespraktikum in der Werkstatt des 57-jährigen absolviert. Der Arbeitsvertrag wurde noch am gleichen Tag beendet. Am selben Tag kehrte Ruslan K. in den Abendstunden zur Werkstatt in der Egenstraße zurück. Mit 23 Stichen soll der Deutsch-Kasache dann den Werkstattinhaber, der in Gevelsberg lebte, so schwer verletzt haben, dass er nur kurz später starb. Er hatte zuvor noch selbst den Notruf gewählt – aber jede Hilfe kam zu spät.

Polizei und Staatsanwaltschaft konnten Ruslan K. im Rahmen ihrer Ermittlungen – eine Mordkommission wurde eingesetzt – schnell als möglichen Täter ausmachen. Nur kurz nach der Tat wurde eine europaweite Fahndung auf den Weg gebracht, um zumindest die Möglichkeiten einzugrenzen, dass K. sich ins Ausland absetzen kann.

Letztlich mit Erfolg, wie sich nun zeigt. K., der zuletzt am 14. Juli am Iserlohner Bahnhof gesehen wurde, konnte nach gut einem Monat auf der Flucht geschnappt werden. „Das Tatmotiv und die Hintergründe sind nun Gegenstand der weiteren Ermittlungen“, sagt Staatsanwältin Miriam Strunk.

>>> HINTERGRUND: Verwandtschaftliches Verhältnis zu einem Kunden

Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft ergaben, dass Ruslan K. in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu einem Werkstatt-Kunden steht: Die Ermittler setzten in Breckerfeld Mantrailing-Hunde ein.

Alle drei Hunde endeten trotz separater Spurenlage an derselben Örtlichkeit – an der Wohnadresse des Werkstattkunden. Noch am selben Tag durchsuchte die Polizei fünf Objekte in Breckerfeld, Iserlohn und Hemer.

Der 20-Jährige war seit dem Vorfall auf der Flucht, brach in eine Wohnung ein, stahl eine Schreckschusspistole und ließ sich kurz nach der Tat – wie sich später herausstellte – wegen einer Schnittwunde in einem Krankenhaus behandeln.