Eckesey. Während die Auswertung andauert, ist der Nazi-Fund aus Hagen auf der ganzen Welt Thema geworden. Der Finder wird mit Anfragen überrannt.

Nazi-Fund in Eckesey: Zahlreiche Abzeichen mit Nazi-Symbolik schlummerten in dem Schacht.
Nazi-Fund in Eckesey: Zahlreiche Abzeichen mit Nazi-Symbolik schlummerten in dem Schacht. © Unbekannt | Stadtarchiv Hagen

Es war nicht das Bernsteinzimmer, und doch kann man angesichts des internationalen Echos den Eindruck gewinnen, in einem Schacht in einem Wohnhaus in Eckesey hätte die Jahrhundert-Flut am 14. Juli den größten Nazi-Schatz aller Zeiten zutage gefördert. New York, London, Berlin, Wien, „The Sun“, „Daily Star“ oder „The Times“. Die Berichterstattung unserer Zeitung über die beim Anrücken der Amerikaner im April 1945 hektisch versteckten Dokumente und Gegenstände einer Zentrale der Nazi-Volkswohlfahrt ist weltweit aufgegriffen worden. Die Pressestelle der Stadt und das Stadtarchiv erreichten unzählige Anfragen. Die Auswertung des Fundes läuft immer noch.

Die Textstelle, wo Finder Sebastian Yurtseven nach eigener Aussage „Gänsehaut“ beim Anblick des Nazi-Fundes in einem Wandschacht bekam, kann man in der Berichterstattung des renommierten Autors David Crossland – der europaweit für große Blätter schreibt und in diesem Fall für die Londoner Times – ebenfalls wiederfinden. „I got goosebumps“ zitiert Crossland „the local media“ – und meint die Westfalenpost. „Es haben sich so viele Medienhäuser und Fernsehsender gemeldet, dass es zu viel wurde“, sagt Sebastian Yurtseven uns gegenüber. Die Bildrechte an Fund-Fotos hat er an das Stadtarchiv abgetreten. „Ich will mich da nicht bereichern. Das Stadtarchiv soll regeln, wer Fotos nutzen darf und wer nicht.“

„Sensationsfund“, „Nazi-Schatz“, „Geheim-Versteck“ – das sind die Schlagworte, die in vielerlei Sprachen und auf vielen Portalen veröffentlicht wurden. Hagens Chef-Historiker Ralf Blank hatte in den vergangenen Tagen immer betont, wie wichtig der Fund aus Schlagringen, Revolvern, Gasmasken, Schwangerschaftsdokumentationen oder Lebensmittel-Rationierungslisten sei, um die Wirkweise der Nazi-Volkswohlfahrt zu verstehen. „Aber dass dieser Fund solch internationales Interesse erregen würde, hätte ich niemals gedacht“, sagt Ralf Blank.

Nazi-Fund in Hagen
Nazi-Fund in Hagen © Stadtarchiv Hagen | Stadtarchiv Hagen

Rund um den Fund, der sich aktuell in zwölf Kartons im Stadtarchiv befindet und sorgsam aufgearbeitet wird, haben sich vor allem im Internet viele angebliche Experten getummelt in den vergangenen Tagen. „Da ist viel Halbwissen unterwegs und viele Leute, die schlichtweg falsche Vermutungen verbreiten, ohne Kenntnis zu haben. Sobald wir weitergehende Informationen haben, berichten wir darüber.“

Dass der Leiter der Nazi-Volkswohlfahrtsstelle aus Boelerheide kam und Mitte der 60er-Jahre verstarb, war nach Interpretation der Dokumentationen schnell klar. Der Mann, später bei einer Bundesbehörde angestellt, muss die Dinge in den Wandschacht geschmissen haben, als die Amerikaner auf ihrem Befreiungszug am 14. April 1945 über die Eckeseyer Straße rollten.