Im Rahmen der Sommerserie beleuchten wir dieses Mal die Hagener Kirchen.

Die Vergangenheit

Der liebe Gott wohnt sehr modern in Hagen. Und ganz alt sowieso. Rund 40 katholische und evangelische Gotteshäuser bilden das steinerne Gedächtnis der Stadt. Hagen im festlichen Geläute der Weihnachtsglocken gehört zu den magischen Momenten des Stadtlebens.

Die Geschichte des Raumes Hagen lässt sich seit Karl dem Großen an den Kirchtürmen ablesen; alle Zuwanderungsbewegungen in die aufstrebende Industriestadt haben neue Kirchbauten zur Folge. Ja, man kann sogar sagen: Mit ihren Kirchen ist die Zukunft der Stadt gebaut worden. Denn in den Gotteshäusern wird Hagen für viele tausend Neubürger zur Heimat.

Ein Spaziergang durch die Hagener Kirchen, kleine und große, prächtige und bescheidene, ist eine architekturgeschichtliche und kunsthistorische Entdeckungsreise. Nicht nur faszinierende Baustile und wundersame Ausstattungen gibt es zu erforschen, sondern auch bemerkenswerte Glaskunst. Die eiförmige Lukaskirche (1955-1957) in Eckesey etwa ist eines der frühesten Beispiele für die westfälische Rundform-Architektur.

Alle Hagener Kirchen sind ein Stein gewordenes Archiv. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen. Unzählige Geschichten verbergen sich hier. Kleine, große und solche, die nie in Vergessenheit geraten dürfen. Zum Beispiel Vorhalle. Zwischen 1858 und 1910 steigt die Bevölkerung von 849 auf 3653 Einwohner an. Die sind Fabrikarbeiter und kleine Beamte. Trotzdem schaffen sie es, das Startkapital für die Liebfrauenkirche zusammenzubringen. 1911 ist die Grundsteinlegung.

Zum Beispiel St. Josef Altenhagen, ebenfalls von der Bevölkerung durch unglaubliche Spenden-leistungen errichtet. St. Josef steht stellvertretend für die Frauen und Männer, die in Hagen 1933 bis 1945 Widerstand gegen die Nazis leisten. Dazu gehört der frühere Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt. Unvergessen bleibt auch der Priester Heinrich König, der als Vikar die katholische Gemeinde Emst gründet und aus seiner Distanz zu den Nazis keinen Hehl macht. Am 24. Juni 1942 stirbt König im KZ Dachau als Märtyrer, nachdem die Nationalsozialisten ihn mit medizinischen Experimenten zu Tode gefoltert haben.

Die Gegenwart: Licht flutet die Seele

Babylon? Berlin? Hollywood? Nein, Hagen! Kaum ein Baudenkmal spiegelt die Aufbruchstimmung der 1920er Jahre so gründlich wie die expressionistische Ausmalung der Christ-König-Kirche in Boelerheide. Wie eine Filmkulisse aus dem biblischen Zweistromland wirken die farbenprächtigen Ornamente, die das Gotteshaus, 1927 von Peter Wiehl im Backsteinexpressionismus erbaut, im Inneren schmücken. Die Ausmalung von Friedrich Leisse macht Christ-König zu einem der bedeutendsten Kirchenbauten Westfalens zwischen den Weltkriegen.

Die katholische Kirche Christ König, von Architekt Peter Wiehl erbaut.
Die katholische Kirche Christ König, von Architekt Peter Wiehl erbaut. © Michael KleinrensinG

Auf Emst wird das Licht selbst zur Architektur. Im Jahr 1955 errichtet, ist die Heilig-Geist-Kirche das letzte Werk des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm (1880-1955).

Der markante Turm mit kreisrunder Grundfläche und der Kegelspitze ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Innen lernt der Besucher das Sehen. In reinem Weiß sind die Wände gestrichen und reflektieren das Licht, das durch sechs vom Boden bis zur Decke reichende Fensterbänder links und rechts der Apsis in das Gebäude fällt.

Licht, mystisch und magisch, flutet den Raum und die Seele. Denn mit Christus kommt das Licht in die Welt.

Die Zukunft: Pionierstadt der Ökumene

Die Religionsstruktur in Hagen befindet sich im Wandel.

Das ökumenische Zentrum in Helfe.
Das ökumenische Zentrum in Helfe. © Michael Kleinrensing

Derzeit üben 50 religiöse Gemeinden an der Volme ihren Glauben aus. Darunter sind 17 katholische Gemeinden, 10 evangelische Gemeinden und drei Freie Kirchen. Es gibt eine Synagoge, eine griechisch-orthodoxe Gemeinde und zwei Säle der Zeugen Jehovas. Dazu kommen die islamischen und alevitischen Einrichtungen.

Ende Dezember 2019 waren laut Hagener Bevölkerungsatlas 28,0 Prozent der Einwohner evangelisch, 26,1 Prozent römisch-katholisch und 45,9 Prozent konfessionslos oder gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an. Hagen ist eine Pionierstadt der Ökumene.

St. Andreas und St. Jakobus Helfe unterstützen sich bereits seit 1966 gegenseitig in einem ökumenischen Zentrum. Auch die evangelische und katholische Gemeinden in Dahl nutzen die Kirche künftig gemeinsam