Hagen. Die Trinkwasserversorgung in Hagen ist bei den Regenfluten trotz der Verschmutzungen in den Flüssen zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen.

„Bei der Wasserversorgung der Stadt sind wir tatsächlich mit einem blauen Augen davongekommen“, versichert Enervie-Sprecher Uwe Reuter. Trotz der erheblichen Schadstoffeinträge in den Flüssen infolge der Starkregenflut sei die Qualität des Hagener Trinkwassers weiterhin exzellent. Obwohl so mancher Heizöltank im Keller, Farben und Lacke oder auch Fässer mit Chemikalien aus einigen Betrieben sich mit den Fluten vermischt hätten, habe es in der Stadt zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für das wichtigste Lebensmittel gegeben: „Das war alles beherrschbar.“

Dabei profitierte die Enervie von der Konstellation, dass die Wasserversorgung in Hagen sowohl über das Standbein Wasserwerk Hengstey als auch die Hasper Talsperre gewährleistet wird. Den Hauptstandort bildet dabei traditionell das Wasserwerk unweit des Hengsteysees, bei dem das Grundnahrungsmittel aus dem Uferfiltrat von Ruhr und Volme gewonnen wird. Allerdings war es angesichts der immensen Regenmengen am Dienstag und Mittwoch zu einer Überflutung des Betriebsgeländes gekommen, weil der Tiefendorfer Bach, der normalerweise verrohrt durch das Areal geführt wird, die Mengen nicht mehr fassen konnte und zumindest in Teilen überirdisch floss. Damit strömten etwa 5000 Kubikmeter (fünf Millionen Liter) verschmutztes Bachwasser in die Anlage, die vom THW prompt wieder abgepumpt wurden. Dabei zeigten die chemischen Analysen geringe Mengen von Heizöl in dem Bachwasser.

„Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die Qualität des Trinkwassers“, betont Reuter, dass in Hengstey angesichts der Wetterprognosen schon vor der Starkregenflut die Chlorierung des Wassers hochgesetzt worden sei, um möglichen Verschmutzungen vorzubeugen. Zudem sei die natürliche Reinigungswirkung durch das Uferfiltrat erheblich. Das Wasser werde im Anschluss ja ohnehin noch aufbereitet und entspreche somit dem höchsten Standard. Die schadhafte Stelle am Rohrsystem des Tiefendorfer Baches ist inzwischen auch wieder repariert.

Reichlich Wasser in der Talsperre

Sperrung von Brücken und Straßen

Nach der Starkregenflut sind weiterhin einige Straßen in Hagen gesperrt. Zudem können nach wie vor einzelne Brücken nicht mehr befahren werden, weil sie entweder eingestürzt oder einsturzgefährdet sind.

Folgende Bereiche sind betroffen: Jägerstraße (gesperrt, da unterspült); Bachstraße/Minervastraße (gesperrt); Osemundstraße ist von Breckerfeld aus frei bis zur Bruchstelle Epscheider Bach, aber nur mit Vorsicht befahrbar, da der Asphalt aufgerissen ist.

Betroffene Brücken: Lücköge in Ordnung, Fußgängerbrücke dahinter eingestürzt; Brücke in der Rehbecke eingestürzt; Brücke Hasselstraße (einsturzgefährdet weil Pfeiler weggespült wurde).

Die Polizei Hagen weist noch einmal darauf hin, dass sowohl telefonisch, als auch über die offiziellen Social-Media-Kanäle keine individuellen Informationen zur Verkehrslage gegeben werden können. Allgemeine Informationen werden über Facebook (https://www.facebook.com/Polizei.NRW.HA/) und bei Twitter (twitter.com/polizei_nrw_ha) veröffentlicht.

In den vier Hagener Polizeiwachen sind rund 80 Kennzeichen gesammelt/abgegeben worden. Bürgerinnen und Bürger, die ihr Kennzeichen vermissen, können unter 986-0 erfragen, ob dieses gefunden wurde und wo es zur Abholung hinterlegt ist.

Dennoch wird zurzeit in Hagen die Wasserversorgung zu 50 Prozent über die Hasper Talsperre bestritten, die knapp eine Woche nach den starken Regenfällen noch mit reichlich Zulauf aus dem Umfeld versorgt wird. Als klares Indiz mag das Nass gelten, was über die Überlaufkaskade in den Hasper Bach strömt: Trotz der verstärkten Trinkwasser-Entnahme fließen noch immer 500 Liter pro Sekunde ins Tal – in der vergangenen Woche waren es Spitzenwerte von 16 Kubikmetern (16.000 Liter) pro Sekunde, die von der randvollen Talsperre nicht mehr gehalten werden konnten. Durch die erhöhte Wasserentnahme aus der Talsperre konnte somit gleichzeitig der enorme Zustrom an Regenwasser aus den umliegenden Höhen abgepuffert werden.

Gleichzeitig gibt die Enervie Entwarnung für mögliche Verfärbungen im Trinkwasser: „Nach Arbeiten am Rohrsystem muss das Netz immer erst durchgespült werden“, erläutert Unternehmenssprecher Uwe Reuter. Dazu gehöre es auch, dass Privatkunden daheim einmal ihre Wasserhähne eine Weile laufen lassen, bis die bräunlichen Verfärbungen verschwinden. Diese seien völlig unbedenklich.

Nachdem die Wassermassen abgelaufen sind, zeigen sich vielerorts immensen Schäden. Insbesondere die Anlieger von Flüssen und Bächen sind betroffen, so sind zum Beispiel Ufermauern zerstört, Böschungen unterspült oder Gebäudefundamente freigelegt. Hierbei handelt es sich oft um genehmigungspflichtige Anlagen. Aus diesen Gründen bittet die Untere Wasserbehörde der Stadt Hagen die betroffenen Bürger darum, sich per E-Mail an umweltschaden@stadt-hagen.de zu melden und ihr Anliegen zu schildern.