Hohenlimburg. Die Fluten hatten die Keller des Bankhauses in Hohenlimburg geflutet und den Zugang zum Safe blockiert. Die Bank musste den Tresor knacken lassen
Auch solche Geschichten schreibt das Jahrhundert-Hochwasser: Der Chef der Volksbank Hohenlimburg musste in seinen eigenen Tresorraum einbrechen lassen, um die Einlagen zu sichern. Am Mittwoch und Donnerstag wurde die Bank gleich zweimal von den Fluten des Wesselbachs erwischt. Die Keller des Bankhauses liefen voll, der Strom fiel aus. Strom, der auch benötigt wird, um die massive Stahltür des Tresors zu öffnen. Um diese von Außen ohne Strom zu öffnen, hätte es zwei Tage gedauert, schätzt die zuständige Tresorfirma.
Tresortür von innen geknackt
Schneller also der Weg von innen. „Wir haben daher in die Rückwand des Tresors ein Loch gebohrt“, so Klaus-Martin Kesper, Vorstand der Volksbank Hohenlimburg. Ein Mitarbeiter der Tresorfirma kroch durch das Loch und flexte die Tür von innen auf. „Sowas glaubt man einfach nicht“, ist für Kesper die Situation noch am Tag danach ein stückweit surreal.
Schließlich musste das Geld nun auch von Schmutz befreit und getrocknet werden. „Eine Spezialfirma hat das Geld gewaschen und wir standen daneben“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bank und muss selbst grinsen. Am Donnerstag wurden die Münzen gewaschen, die Scheine wurden abgeholt und sollen nun bei der Europäischen Zentralbank aufbereitet werden.
Einlagen der Kunden gesichert
Wichtig zu erwähnen: Die Einlagen der Kunden sind elektronisch gesichert. Ebenso wie alle Kundendaten, Kontostände und so weiter. „Das Geld ist nicht verloren“, betont Kesper. Er zeigt sich dankbar besonders für die Hilfe der Feuerwehr, die die gefluteten Kellerräume des Bankhauses leergepumpt hat – und den Handwerkern, die nun beim Aufräumen helfen.
Aktenordner unter Wasser
Zu tun gibt es genug: Denn nicht nur der Tresorraum war durchnässt, sondern auch alle anderen Räume im Keller – sprich unter anderem die Technikanlagen des Hauses und das Archiv mit Aktenordnern zu Kunden. Zehn Jahre müssen Kundendaten archiviert werden, auf rund 250 Metern Länge reihen sich die Akten im Bestand grob geschätzt. Auch sie wurden von der Wucht des Wassers erwischt. „Die Ordner sind im Keller geschwommen.“
Mitarbeiter einer Spezialfirma packen nun jede einzelne Akte in Folie und fahren den Bestand nach Leipzig. Dort werden die nassen Papiere in einem Kühlhaus schockgefrostet und nacheinander wieder aufgetaut. Ein aufwendiges Verfahren, das so nur eine handvoll Firmen in Deutschland anbietet. Jene Firma, die nun Akten aus Hohenlimburg bearbeitet, hat auch Akten aus dem Stadtarchiv in Köln aufbereitet, nachdem das Gebäude vor zwölf Jahren eingestürzt war. Rund zwei Monate werde es dauern, bis die Akten der Volksbank Hohenlimburg aufbereitet sind.
Bankbetrieb läuft weiter
Das Bankhaus bleibt bis auf weiteres geschlossen. „Jetzt heißt es erst mal, Daten und Dokumente zu sichern, damit die nicht verloren sind.“ Danach kommt der völlig durchnässte und verdreckte Keller dran. Dieser muss quasi zurückversetzt werden in den Rohbau. Der Putz muss runter, die Elektrik erneuert werden. Der Bankbetrieb läuft weiter, so gut es geht. Kunden können ihren Zahlungsverkehr tätigen, Einlagen und Bestände sind nicht gefährdet.
Mitarbeiter in anderen Geschäftsstellen
Die Mitarbeiter arbeiten teils von zu Hause, teils in den Geschäftsstellen der Volksbank in Elsey an der Möllerstraße und der V8-Filiale an der Elseyer Straße. Weitere Büros hat die Bank zudem in das Ärztehaus in der Möllerstraße ausquartiert.
Die Volksbank-Filiale in Wiblingwerde bleibt vorerst geschlossen, weil der Mitarbeiter in Holthausen wohnt und die Zuwege am Haus noch abgeschnitten sind. „Wir hatten im Bankhaus Glück. Hier gab es nur Sachschaden.“