WP-Kommentator Martin Weiske blickt nach den Regenfluten auf eine bittere Woche, die viele Spuren bei den Hagenern hinterlässt.

Diese Hagen-Woche macht demütig und nachdenklich. Die enormen Regenfluten vom Dienstag und Mittwoch haben uns auf erschreckende Art und Weise vor Augen geführt, dass wir zwar Teil der Natur sind – aber eben längst nicht deren stärkstes Element. Eine Tatsache, die der Menschheit leider hin und wieder vor Augen geführt werden muss, um überbordende Wir-können-alles-beherrschen-Fantasien in vernunftbegabte Bahnen zurückzulenken.

Bitter für jene Menschen, die dafür mit dem Verlust ihres Besitzes und persönlichen Glücks einen immensen Preis bezahlen mussten. Zumal längst nicht davon auszugehen ist, dass allerorten der Versicherungsschutz ausreicht, um sämtliche Schäden abzudecken. Vom Stress und der emotionalen Belastung der Ereignisse mal ganz abgesehen.

Rund um die Uhr haben in den vergangenen Tagen die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, vom Technischen Hilfswerk, den Wohlfahrtsverbänden und nicht zuletzt der Bundeswehr in Hagen Großartiges geleistet. Vor allem für die Einheiten des Heeres gibt es von allen Seiten Sonderlob. Denn die Soldaten waren nicht bloß wenige Stunden nach der Anforderung beim Bundesverteidigungsministerium vor Ort, sondern haben mit ihrem schweren Gerät letztlich entscheidend dafür gesorgt, dass von der Außenwelt abgeschnittene Hagener wieder zu erreichen waren.

Im Einklang mit der Natur

Bei allem Wehklagen und Schmerz über materielle, aber auch sentimentale Verluste bleibt Hagen jetzt nur die Chance, den Kopf wieder hochzunehmen, nach vorne zu blicken und für die Zukunft einen besseren Einklang mit den potenziellen Gewalten der Natur zu schaffen.

Der Wiederaufbau der kommunalen Infrastruktur und der privaten baulichen Schäden wird sich sicherlich über Monate hinziehen. Zumal angesichts des Ausmaßes der Wetterunbilden nicht nur die Menschen und Firmen in dieser Stadt auf der Suche nach Bauschaffenden sind. Vor allem für Privatleute dürfte es mühsam werden, kurzfristig die passenden Handwerker zu ergattern.

Und wer bezahlt’s? NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, zugleich Wahlkämpfer in eigener Sache, kündigt Unterstützung des Landes an, erklärt die Katastrophe aber mit Blick auf Berlin auch gleich zu einer nationalen Aufgabe. Hagen steckt derweil noch in der Bestandsaufnahme der Schäden fest, um möglichst flott in Düsseldorf eine ungeschminkte Gesamtrechnung zu präsentieren.

Diese dürfte die Urheber politischer Versprechungen sicherlich ähnlich demütig und nachdenklich stimmen wie die vielen Hagener, die mit den Regenfluten eine bittere Woche erleben mussten.