In ihrer Geschichte hat die Stadt Hagen immer wieder um die richtige Dimensionierung ihrer Rathäuser gerungen. Ein Kapitel der Sommerserie 2021.
Blieb den Bürgern der am 3. September 1746 zur Stadt erhobenen Gemeinde im 18. Jahrhundert der Bau eines eigenen Rathauses aus finanziellen Gründen verwehrt, so wurde 1832 – wiederum unter finanziell desolaten Bedingungen in der Stadtkasse – mit dem Bau eines Rathauses in Hagen begonnen (Grundsteinlegung am 31. Mai 1831).
Die Vergangenheit: Ringen um die beste Lösung
Dieses Gebäude beherbergte neben der Stadtverwaltung allerdings auch die Kreisverwaltung, das Landgericht, das Polizeigefängnis, schließlich auch die bedeutsame Gewerbeschule. Die Stadtverwaltung wurde regelrecht abgedrängt und wechselte 1867 in ein Provisorium, in das als „Rotes Rathaus“ bezeichnete Gebäude der Realschule in der Hochstraße.
Mit der Grundsteinlegung und dem Bau des neuen Rathauses, das 1903 feierlich eingeweiht wurde, war dieser erste Abschnitt in der Stadtentwicklung abgeschlossen.
Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“
Die Stadt Hagen Hagen und unsere Zeitung feiern in diesem Jahr zwei besondere Jubiläen. Hagen wird 275 Jahre alt, während unsere Zeitung 75-jähriges Jubiläum feiert.
Die Sommerserie „Wir schreiben Stadtgeschichte“ beleuchtete in über 40 Folgen Meilensteine der Entwicklung der Stadt Hagen in den vergangenen 275 Jahren und schafft eine Einordnung zur Vergangenheit, der Gegenwart und blickt in die Zukunft.
Neben Expertengesprächen ist die Serie vor allem in Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und dem Fachdienst Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt entstanden.
Das Böse gelangte im Januar 1933 in Person des Oberbürgermeisters und Stellvertretenden NSDAP-Gauleiters Heinrich Vetter im Hagener Rathaus an die Macht. Anfang der 1960er-Jahre war der Wiederaufbau in Hagen weitgehend abgeschlossen. Mit dem Bau des neuen Rathauses für die „Stadt des Stahls“ sollte dieser Abschnitt der Stadtentwicklung abgeschlossen und die Weichen in die Zukunft gestellt werden. Beton und Stahl waren dann auch die tragenden Elemente dieses Rathauses, dessen siebensäuliger Ratstrakt mit Bürgerhalle über Jahre hinweg die Stadtmitte bestimmte. Das neue Rathaus an der Volme sollte als Mittelpunkt der „Neuen City“ gerecht werden. Die Grundsteinlegung am 21. Juni 2002 bildete den Abschluss der Strukturkrise und zugleich auch den Beginn eines urbanen Wandels.
Die Gegenwart: Politik getrennt von der Verwaltung
Wie beschrieben, wurde der Grundstein für das heutige Rathaus an der Volme 2002 gelegt. Es steht unmittelbar am Fluss und ist ein wesentlich modernerer Bau als alle anderen Verwaltungsgebäude in der Innenstadt – auch als das Verwaltungsrathaus mit seinem grauen Turm neben der Volme-Galerie, dessen Sanierung ansteht. Das Baudezernat ist übrigens im historischen Turm des alten Hagener Rathauses am Friedrich.-Ebert-Platz untergebracht.
Knapp 20 Jahre nach Eröffnung befindet sich das Rathaus an der Volme, in dem politische Sitzungen in Ausschussräumen und im Ratsaal stattfinden und der Oberbürgermeister arbeitet, in einem baulich guten Zustand. Die Natursteinfassade zur Volmeseite wird aber gereinigt. Stadt-Pressesprecherin Clara Treude: „Die räumliche Trennung von Ratssaal und Sitzungsräumen von den anderen Verwaltungseinheiten hat sich bewährt, da beispielsweise in den Abendstunden, in denen vorzugsweise Sitzungen politischer Gremien stattfinden, aber die regulären Öffnungszeiten der Verwaltung schon beendet sind, Strom- und Heizkosten durch die Nutzung verschiedener Gebäudeteile eingespart werden können.“
Im Rathaus an der Volme haben bislang die Oberbürgermeister Wilfried Horn (CDU), Peter Demnitz (SPD), Jörg Dehm (CDU) und eben – aktuell amtierend – Erik O. Schulz (parteilos) regiert.
Als umstritten gilt bis heute der Bau der Treppenanlage mit Flanierweg hinter dem Rathaus hinunter zur Volme. Attraktive Nutzungsmöglichkeiten sind bis heute Mangelware. Auch der Bund der Steuerzahler hatte den Bau als „Steuerverschwendung“ angeprangert.
Die Zukunft: Extraraum in Shopping-Galerie
Es steht möglicherweise eine Rathaus-Erweiterung an, wenn man so will. Die Stadt prüft derzeit verschiedene Varianten, in Zukunft jene Teile der Volme-Galerie, die einst der Textil-Anbieter Wehmeyer über zwei Etagen belegte, für kommunale Zwecke zu nutzen. Unter anderem soll die Zulassungsstelle aus dem Hohenlimburger Rathaus in die Hagener Innenstadt verlegt werden.
Immerhin handelt es sich um etwa 3000 zusätzliche Quadratmeter, die künftig zu einem Teil des Rathauses werden könnten.
Parallel dazu möchte die Stadt Hagen für ihre Bediensteten einen E-Bike-Fuhrpark etablieren, dessen Fahrzeuge künftig ebenerdig auf den heutigen Volme-Galerie-Flächen abgestellt werden könnten. Das alles hat allerdings noch Ideen-Status.
Letzter Stand: vor der Pandemie. Die Umsetzung der Pläne ist noch ungewiss.