Hagen. Ein 52-Jähriger klettert in Hagen auf eine Skulptur und stürzt mit ihr um. Er verstirbt kurz darauf. Ein Zusammenhang besteht laut Polizei nicht.

Es sah zunächst nach einem Fall von brachialem Vandalismus aus, doch dahinter verbirgt sich eine mysteriöse Tragödie: Die bronzene Statue des Hagener Malers Hermann Bettermann lag Freitagmorgen vom Sockel gerissen im Gras. Der Mann (52), der das 300 Kilo schwere Denkmal umgestürzt hat, ist kurz darauf verstorben. Donnerstag auf Freitag, kurz nach Mitternacht, ging bei der Feuerwehr der Notruf ein: Auf dem kleinen Wiesenstück neben dem Landgericht liege ihr Freund regungslos im Gras, meldeten zwei Männer.

„Hilflose Person“ lautete deshalb der Blaulicht-Einsatz der Rettungskräfte zunächst. Als die Helfer vor Ort eintrafen, im Kreuzungsbereich der Heinitz- und Eduard-Müller-Straße, lag neben dem Patienten auch die Statue des Hagener Malers Hermann Bettermann (1908 - 1993) auf dem Rasen.

300 Kilo schweres Denkmal löst sich aus Verankerung

Die beiden Männer berichteten, ihr Kumpel habe kurz zuvor im angetrunkenen Übermut die 2,10 Meter hohe Statue beklettern wollen, dazu hätte er sich auf ihren Sockel gestellt und an ihr festgehalten. Dabei löste sich das 300 Kilo schwere Denkmal aus seiner Verankerung und fiel mit dem Freund ins Gras. Der 53-Jährige wurde durch die Sanitäter behandelt, noch im Rettungswagen hätte er reanimiert werden müssen und sei im Verlauf der weiteren Behandlung verstorben.

Keine Hinweise auf Fremdeinwirkung

„Er hatte keinerlei äußerlich sichtbare Verletzungen“, sagt Polizeisprecher Tim Sendler, „ein Zusammenhang zwischen dem Umfallen der Skulptur und dem Tod des 52-Jährigen besteht nach derzeitiger Erkenntnislage nicht.“ Die Kripo habe weitere Ermittlungen übernommen. Es gebe nach aktuellem Ermittlungsstand keine Hinweise auf mögliche Fremdeinwirkungen. „Todesursächlich könnte eine internistische Erkrankung gewesen sein“, so die Polizei.

Künstler geschockt

Völlig unerklärlich ist für Karsten Jüng, wie die Statue überhaupt vom Sockel gerissen werden konnte: „Da gehört schon was dazu.“ Der Steinmetz hatte die Bettermann-Statue im Juli 2013 fest im Betonsockel verankert, 35 Zentimeter tief und an vier Ankerpunkten mit Edelstahlgewinden verschraubt: „Da wäre keine Prüfung notwendig gewesen, die hat wie eine ,1‘ gestanden und hätte auch die nächsten 50 Jahre noch wie eine ,1‘ gestanden.“

Der Hagener Künstler Uwe Will (80), der die Bronzestatue 2013 geschaffen hat, reagierte heute Vormittag geschockt über den traurigen Vorfall: „Da bin ich jetzt mehr als nur fertig.“ Will hatte das Denkmal im Auftrag der Urenkelin Silvia Bettermann gestaltet, zum Andenken an ihren berühmten Großvater Hermann Bettermann an dessen 20. Todestag.

Die Stadt Hagen wird in diesem Fall nicht in die Haftung genommen werden können: Es handelt sich bei der Bettermann-Statue um ein privates Denkmal. Eine künstlerische Interessensgemeinschaft hat sich zu dessen Unterhaltung und Pflege verpflichtet. Sie übernahm vertraglich die gesamte Verantwortung für die Skulptur und haftet auch im Schadensfall.